Königin der Instrumente im Kurzurlaub

16.9.2016, 17:16 Uhr
Königin der Instrumente im Kurzurlaub

© Foto: Nadine Konnerth

„Seit April 2015 laufen die Sanierungsarbeiten in der Kirche, ungefähr zu diesem Zeitpunkt haben wir auch mit der Orgelrestauration begonnen“, erklärt der Angestellte der Firma „Werkstätte für Orgelbau Benedikt Friedrich“ aus Oberasbach. Denn nicht nur die Kirche soll nach der Sanierung in neuem Glanz erstrahlen, die Orgel soll dies ebenfalls tun.

Erbaut 1982

So wurde das 1982 von WRK Orgelbau München erbaute Instrument in den vergangenen Wochen in seine Einzelteile zerlegt. „Die ganze Reinigung kostet rund 35 000 Euro, und wir gehen davon aus, dass die Arbeiten insgesamt sechs bis sieben Wochen dauern werden“, schätzt Robert Schmidt. Allein die Intonation, das Stimmen der Orgel, wird drei Wochen in Anspruch nehmen, so der Fachmann.

Aber bevor es damit richtig losgehen kann, sind erst mal starke und gleichzeitig feinfühlige Hände gefordert. Alle 1696 Pfeifen der Orgel müssen ausgebaut werden. Von der kleinsten und höchsten bis hin zur größten und tiefsten müssen alle in die Werkstatt zur Reinigung. Außerdem werden alle fünf Bälge ausgebaut, um sie neu beledern zu lassen und Verschleißteile auszutauschen. „Die Arbeiten an den Bälgen sind besonders wichtig, da sie für die konstante Windzufuhr zuständig sind. Die ist bei der Tonerzeugung unverzichtbar“, erläutert Schmidt.

Rinderknochen statt Holz

Der Spieltisch des Instruments, also der Platz an dem der Organist sitzt und spielt, hat bei der Aufbereitung ebenfalls einen hohen Stellenwert. Sehr sorgfältig wurde der Belag der Tastatur ausgetauscht.

Wo früher dunkle Tasten aus Holz waren, findet man jetzt eine helle Tastatur aus Rinderknochen. „Diese Arbeiten am Spieltisch sind sehr wichtig“, sagt Robert Schmidt: „Das ist ja der Arbeitsplatz des Organisten und der soll sich dort schließlich wohlfühlen.“

Wenn dann alle Teile ausgebaut und in der Reinigung sind, wird die Orgel von innen einmal komplett gesäubert. „Stellen sie sich das vor wie einen etwas verspäteten Frühjahrsputz“, sagt der Orgelbauer schmunzelnd.

Jede Pfeife einzeln stimmen

Nach diesem Vorgang werden alle Teile wieder eingesetzt. Erst dann beginnt die aufwändigste Arbeit: die Intonation der Orgel. Die ist lange nicht so einfach wie zum Beispiel bei einer Gitarre, bei der nur sechs Saiten gestimmt werden müssen.

„Die Pfeifen werden registerweise eingebaut, wobei jedes Register eine bestimmte Anzahl an Pfeifen und eine unterschiedliche Klangfarbe hat. Es wird aber nicht gleich das ganze Register gestimmt, wir müssen erst jede einzelne Pfeife abhören und intonieren. Sind die einzelnen Register dann gestimmt, kommt die gesamte Orgel in Feinstarbeit dran“, erklärt Schmidt und versucht über Bohrer und Kästen hinwegzusteigen, um die momentan leeren Plätze der Orgelpfeifen zu zeigen. „Jetzt können sie sich den großen Zeitaufwand von drei Wochen erklären, den die Intonation des Pfeifeninstrumentes in Anspruch nimmt, hier passt ja einiges an Pfeifen rein.“

„Viel klarer und freier“

Nach mehreren hundert Stunden Arbeit ist das Werk endlich vollbracht, die Königin der Instrumente erstrahlt in neuem Glanz. Aber nicht nur das Äußere, auch der Klang strahlt nach solch einer Restauration „viel klarer und freier“.

Wolfgang Wittekind ruft hinter der Orgel hervor: „Am 8. Oktober sollen wir fertig sein, damit wir noch eine Woche Luft haben bis zur offiziellen Einweihung.“

Nach und nach soll sich die Orgelempore in den nächsten Wochen wieder mit den gereinigten Orgelpfeifen füllen, um dann mit der aufwändigen Intonation des Kircheninstruments zu beginnen. „Wir werden rechtzeitig fertig“, versichert Robert Schmidt.

Am Sonntag, 16. Oktober, soll die Orgel dann während eines Gottesdienstes in der katholischen Kirche Sankt Sebald, zur feierlichen Wiedereröffnung um zehn Uhr, in Betrieb genommen werden.

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