Kreisklinik Roth: Wartezeiten sollen kürzer werden

27.7.2017, 05:58 Uhr
Kreisklinik Roth: Wartezeiten sollen kürzer werden

© Foto: Günter Distler

Wem es am Abend zu Hause schlecht geht, der stuft sich gerne selbst als medizinischen Notfall ein. Dann nichts wie hin ins Krankenhaus und auf schnelle Hilfe hoffen. So lange nur zwei oder drei Patienten so handeln, ist das kein Problem. Doch es gibt Abende, da warten ein Dutzend Menschen mit Erkältungen, mit Durchfall, mit einer Schnittwunde und manchmal auch "nur" mit schweren Kopfschmerzen vor der Notfallambulanz und sehnen die Linderung ihrer Leiden herbei. Und wenn dann die wirklichen Notfälle – Schwerverletzte nach Unfällen, Patienten mit Blinddarmdurchbrüchen, Herzinfarkten oder Schlaganfällen – eingeliefert werden, dann droht das ganze System zu kollabieren.

Für den Großteil der "normal" Kranken ist die Klinik eigentlich die falsche Adresse. Richtigerweise hätten die Patienten die Telefonnummer 116 117 anrufen müssen und wären dann mit dem niedergelassenen Arzt verbunden worden, der außerhalb der Praxis-Öffnungszeiten gerade Bereitschaftsdienst hat.

Doch wer denkt schon überlegt nach, wenn der Schmerz die Sinne benebelt? Und wer hat schon Lust, wenn er beispielsweise in Abenberg wohnt, bis zum diensthabenden Arzt nach Thalmässing zu fahren, wenn das Krankenhaus quasi direkt um die Ecke liegt?

Langwierige Verhandlungen

Auf Initiative der Kreisklinik wird der ärztliche Bereitschaftsdienst ab Frühjahr 2018 nun neu strukturiert. Damit wird das System gewissermaßen der Realität angepasst. Der nach Schließung der Praxen diensthabende Mediziner wartet dann nicht mehr in den eigenen vier Praxis-Wänden auf Patienten, sondern wechselt gewissermaßen den Dienstsitz. In der Kreisklinik wird dann – direkt gegenüber der Notaufnahme – die neue Bereitschaftsdienstpraxis eingerichtet. So können vor Ort die Ströme der Kranken und Verletzten vergleichsweise leicht kanalisiert werden. Links diejenigen, bei denen es um Leben und Tod geht oder bei denen eine Wunde genäht werden muss. Rechts diejenigen, die ebenfalls Hilfe brauchen, bei denen es aber nicht ganz so schlimm ist.

Bis alle Beteiligten grünes Licht für die Bereitschaftsdienstpraxis gegeben haben, waren viele Gespräche nötig, berichtete Klinikvorstand Werner Rupp vor den Mitgliedern des Kreistags. Doch jetzt habe man alle Beteiligten – niedergelassene Ärzte, den ärztlichen Kreisverband, die Kassenärztliche Vereinigung (KV) – im Boot. Rupp sieht in dem Angebot einen "großen Vorteil für die Patienten. Das System wird übersichtlicher."

Kreisklinik Roth: Wartezeiten sollen kürzer werden

© Foto: Wolfgang Kastl/dpa

Das gilt zumindest während der Öffnungszeiten der Bereitschaftsdienstpraxis: montags, dienstags und donnerstags von 18 bis 21 Uhr, mittwochs und freitags von 13 bis 21 Uhr, samstags, sonntags und feiertags von 9 bis 21 Uhr. Also immer dann, wenn die Praxen der (meisten) niedergelassenen Ärzte schon geschlossen haben. Und immer dann, wenn erfahrungsgemäß am meisten Patienten kommen.

Für die Nachtschicht, also nach 21 Uhr und vor der Öffnung der Praxen der niedergelassenen Ärzte am nächsten Morgen, wird dagegen auch ab Frühjahr weiterhin das alte System gelten. Das heißt: Wem es nicht gut geht, der sollte, wenn es sich nicht um einen akuten Notfall handelt, über die Rufnummer 116 117 erst einmal mit dem diensthabenden Arzt Kontakt aufnehmen. Für alle anderen gilt: Die Notfallambulanz am Krankenhaus hat 24 Stunden am Tag geöffnet.

"Leider nicht genehmigt"

Was für Roth ganz sicher Vorteile bringt, wäre eigentlich auch für Schwabach wünschenswert. Es wird aber nicht kommen. Das liege an "Direktiven von oben", sagt Diakon Klaus Seitzinger, der Geschäftsführer des Stadtkrankenhauses. "Wir sind zwar seit Jahren an dem Thema dran, aber leider genehmigt die Kassenärztliche Vereinigung (KV) solche Praxen für Bereitschaftsärzte nur einmal in einem Umkreis von 25 Kilometern."

Letztlich liege Schwabach zu nah an Nürnberg (wo es dieses System schon seit einigen Jahren gibt) und auch zu nah an Roth. Aus kaufmännischer Sicht sei das Vorgehen der KV nachvollziehbar, sagt Seitzinger, "aber für unser Haus ist es nicht gut".

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