Kriminell komisch

14.11.2011, 08:22 Uhr
Kriminell komisch

© Schmitt

Jörg Maurer, Krimiautor aus Garmisch-Partenkirchen, ist das mit seiner LesArt-Lesung am Samstagabend in bezaubernder Manier gelungen. Die Bezeichnung „Lesung“ wird dem Auftritt allerdings nie und nimmer gerecht. Maurer hat sich als Multitalent mit Entertainer-Qualitäten erwiesen.

Im Mittelpunkt stand sein jüngster Kriminalroman. In „Niedertracht“ ermitteln Hauptkommissar Hubertus Jennerwein und Polizeipsychologin Dr. Maria Schmalfuß zum dritten Mal vor und in der Alpenkulisse eines oberbayerischen Kurorts: Schöne, mit Witz und viel Lokalkolorit gewürzte Stücke, die Lust aufs Lesen machen.

Bei der obligaten Szene in der Gerichtsmedizin zeigt Maurer seine besondere Art von Humor. Die Pathologin sitzt im Rollstuhl. Neben der abgedeckten Leiche nervt die Kriminalisten eine Gruppe Mädchen. Es ist „Girls’ Day“. „Jungle Drum“ als iPhone-Klingelton und dumme Fragen: „Haben Sie eine Waffe?“

„Meine Waffe ist der Verstand“, erklärt die promovierte Psychologin den jungen Damen. „Die Mädchen wenden sich enttäuscht ab.“

Doch Jörg Maurer ist nicht nur Autor, studierter Germanist und Anglist sowie gelernter Lehrer. Er ist als Musikkabarettist eine feste Größe der süddeutschen Szene. In München leitete er jahrelang ein Theater und wurde für seine Arbeit mehrfach ausgezeichnet. Er kann gut singen und noch besser jodeln, ist ein Meister auf dem Klavier und besitzt die Fähigkeit, witzig und intelligent zu texten.

„Coole Herbergssuche“ heißt passend zur Jahreszeit seine Zugabe. Die Weihnachtsgeschichte im Stile seines Vorbilds, des US-Kriminal-Urvaters Raymond Chandler. „Kein Satz ohne Metapher.“

Maurer macht aus der Lesung ein Erlebnis für alle Sinne. Im ausverkauften Evangelischen Haus gibt es an keine Minute Leerlauf. Lesung und Piano, Gstanzl und Jodler, Krimi-Kabarett und trockener Humor wechseln sich Schlag auf Schlag ab. „Neben der Schneefernerscharte geht’s 600 Meter runter. Der schnellste Weg nach Österreich.“ Maurer ist über eine Stunde lang kriminell komisch.

„Niedertracht“ ist für die Franken ein besonderer Roman. Schließlich wird ein Nürnberger von einem Garmischer Kriminalhauptmeister als Zeuge befragt. Allerdings trägt Maurer dadurch nicht wirklich zur besseren Verständigung zwischen Franken und Oberbayern bei. Denn der Landsmann aus Gostenhof, der „Nürnberger Bronx“, kommt bei ihm gar nicht gut weg. Er kann sich an keinen einzigen der Berge erinnern, die er tags zuvor erwandert hat. Nicht einmal seine Pausen-Alm kann er nennen. „A Terrasse hat’s g’habt.“ Nicht die vorteilhafteste Haltung zeigt der Mittelfranke, als er sich über die Sitten auf der Berghütte echauffiert: „Geld für ein Glas Leitungswasser zu verlangen“, empört er sich.

Oberbürgermeister Matthias Thürauf storniert daraufhin die „großzügige Überweisung“ auf Maurers Konto. Sagt das Schwabacher Stadtoberhaupt jedenfalls. Dafür aber, dass Jörg Maurer in der Lage war, dem fiktiven Nürnberger ein angemessenes Idiom zu verleihen, dafür erhält er gleichwohl ein wertvolles Geschenk: Schwabacher Goldsekt samt Anleitung. „Sie müssen ihn sieben“, sagt Thürauf, „dann bleibt die Gage hängen“.

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