Langes Ringen ist zu Ende: Neues Gymnasium eingeweiht

12.9.2012, 00:00 Uhr
Langes Ringen ist zu Ende:  Neues Gymnasium eingeweiht

Schon jetzt lässt sich absehen, dass der Zustrom aus Wendelstein und den umliegenden Orten, aus dem Raum Feucht und aus dem Nürnberger Süden überwältigend sein wird. Wenn morgen der Unterricht beginnt, sind acht fünfte, fünf sechste und drei siebte Klassen am Start.

Langes Ringen ist zu Ende:  Neues Gymnasium eingeweiht

© Gerner

Obwohl für Planung und Bau des Gymnasiums nach dem O.K. des Kultusministeriums nur gut drei Jahre ins Land gegangen sind, hat die Schule eine viel längere Geschichte. 1973 stellten die Marktgemeinde Wendelstein und der damals eben erst gegründete Landkreis Roth den ersten Antrag. München lehnte ab. Das Spiel wiederholte sich noch etliche Male. „Wir haben im Lauf der Jahrzehnte durch dieses Thema alle bayerischen Kultusminister kennengelernt“, sagte Landrat Herbert Eckstein gestern.

Der Glaube schwand

Wenn im Rother Kreistag das Thema wieder einmal auf der Tagesordnung stand, hoben die Kreisräte die Hand, und auf den Pressebänken unterdrückten die Journalisten ein Gähnen – und verwursteten dann den neuerlichen Antrag in einer Kurzmeldung auf den hinteren Seiten. Kurzum: Allmählich schwand bei vielen – auch bei uns Medienleuten – der Glaube, dass es noch jemals etwas werden würde mit diesem Wunschprojekt.

Einer, der immer überzeugt war, dass die Tür noch aufgehen würde, war neben den heimischen Landtagsabgeordneten Dr. Manfred Weiß und Peter Hufe Herbert Eckstein selbst. Noch unter Ecksteins Vorgänger Dr. Helmut Hutzelmann wurde in den 1980-er Jahren – direkt gegenüber der heutigen Schule – die Kreissportanlage gebaut. Zwischen 1995 und 2000 kaufte der Landkreis gut 50.000 Quadratmeter Grund nebenan.

Die fünf Millionen Euro an Vorinvestitionen schienen lange Zeit vergebens, haben sich jetzt aber doch noch ausgezahlt. Als Kultusminister Ludwig Spaenle im Frühjahr 2009 bei einem Besuch im Wendelsteiner Rathaus „Grünes Licht“ gab, konnte sofort mit den Planungen begonnen werden. Legendär für Wendelstein ist das Telefongespräch, das Spaenle seinerzeit vom Telefon von Bürgermeister Werner Langhans mit dem Finanzminister führte und dann auf einen kleinen Zettel kritzelte: „Finanzministerium keine Bedenken“.

Der Zettel wurde ins Goldene Buch der Marktgemeinde eingeklebt und hat ungefähr den gleichen Stellenwert wie jener, den Jens Lehmann bei der Fußball-WM 2006 vor dem Elfmeterschießen gegen Argentinien zugesteckt bekommen hatte.

Spaenle war im September 2010 auch beim ersten Spatenstich da, gestern zur Einweihung konnte er nicht kommen, weil er mit Ministerpräsident Horst Seehofer in Israel weilt. Er hatte stattdessen seinen jungen Staatssekretär Bernd Sibler geschickt, einen ausgebildeten Gymnasial-Lehrer, der symbolisch vor den Verantwortlichen den Hut zog: „Es zeigt sich, dass es sich lohnen kann, stur zu bleiben.“

33 Millionen Euro an Planungs- und Baukosten

Das Gymnasium sei das „schönste Geschenk zum 40. Geburtstag des Landkreises Roth“, fand Rathauschef Langhans. Dieses Geschenk verschlang 33 Millionen Euro an Planungs- und Baukosten und ist damit das zweitteuerste Projekt, das sich der Landkreis Roth jemals geleistet hat — nach dem Neubau des Krankenhauses. Dafür bekam man dank der Planer Stefanie Fuchs und Arnd Rudolph einen architektonisch zurückgenommenen, aber unglaublich gut durchkonzipierten Funktionsbau, der durch Farbgebung, Helligkeit und Transparenz besticht und der fast Passivhaus-Standard hat. Die Klassenzimmer sind multifunktional und technisch dank Smartboards, „Lehrerstationen“ und ausgeklügelter Beleuchtung und Belüftung auf dem neuesten Stand.

10 der 33 Millionen Euro übernahm der Freistaat Bayern, auch die Standortgemeinde Wendelstein ließ sich nicht lumpen, zahlte vier Millionen an freiwilligen Leistungen und rüstete die Dreifach-Sporthalle mit weiteren Millionen gleich noch zur multifunktionalen Veranstaltungshalle auf.

Letztmals hatten gestern die Erwachsenen das Sagen, ab morgen werden die zunächst gut 400 Schülerinnen und Schüler im Mittelpunkt stehen.

Landrat Herbert Eckstein ist vor dem eigentlichen Start der Schule nicht bange: „Ich bin überzeugt: Das wird etwas.“ Passend dazu wurde hinter seinem Rednerpult ein Bild vom Gymnasium eingeblendet mit zwei kurzen Sätzen: „Ziel erreicht: Jetzt geht’s los.“

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