Leichtathleten starten durch

13.5.2020, 15:50 Uhr
Leichtathleten starten durch

Zunächst kurz zu den Handlungsempfehlungen für das Leichtathletiktraining, die der Bayerische Landessportverband (BLSV) ausgearbeitet hat. Sie füllen zwei (eng beschriebene) Seiten: Nachfolgend ein paar Beispiele: So darf nur im Freien trainiert werden in Gruppen mit maximal fünf Teilnehmern, alles muss lückenlos dokumentiert werden. Ein Abstand von mindestens 1,5 Metern zwischen zwei Personen muss eingehalten werden, direkter Kontakt ist verboten, Umkleideräume, Duschen, Gemeinschaftsräume sind geschlossen und nur je eine Toilette für Frau und Mann geöffnet. Hygiene- und Desinfektionsmaßnahmen müssen eingehalten werden, vor allem Sportgeräte gemeinsam genutzt werden.

"Wir starteten am Dienstag mit dem Training", berichtet Christian Gußner, Abteilungsleiter Leichtathletik bei der LG Landkreis Roth/TSV Wendelstein. Drei Trainer trainieren jeweils vier Athleten der Altersgruppen U14, U16, U18 und U20. "Die freuen sich alle, dass sie wieder trainieren dürfen", weiß der 54-Jährige. "Die Jüngeren können wir aber noch nicht bedienen", bedauert er.

Die Wendelsteiner Kreissportanlage sei so groß, dass die geforderten Abstandsregeln eingehalten werden können, auch wenn drei Gruppen gleichzeitig auf dem Platz seien. Alle Athleten hätten in den vergangenen zwei Monaten zwar allein trainiert, weiß Gußner, doch das könne kein Training ersetzen. Grundlagen und Ausdauer könne man allein üben, aber keine Technik, die aber bei Disziplinen wie Stabhochsprung, Kugelstoßen oder Speerwurf wichtig sei. "Daher müssen wir jetzt erst einmal langsam anfangen und schauen, wie aktuell der Trainingszustand ist." Schwierig sei für die Athleten auch, dass man nicht weiß, ob dieses Jahr überhaupt noch ein Wettkampf stattfinde.

Die vorgegebenen Richtlinien fürs Training könne man einhalten, sagt Gußner. Dennoch hält er manche Vorgaben des BLSV für nicht nachvollziehbar und überzogen. So dürfe ein Stabhochspringer nur maximal eine Stunde trainieren. "Warum das so ist, erschließt sich mir nicht." Außerdem müsse beispielsweise die Matte, auf der die Stabhochspringer landen, nach jedem Sportler desinfiziert werden. Womit und wie das erfolgen soll, konnte ihm bisher niemand sagen. Und dass Trainer eine Atemschutzmaske tragen sollen, wenn sie sowieso den geforderten Abstand einhalten, kann er auch nicht recht verstehen. Dennoch ist der Abteilungsleiter natürlich froh, dass überhaupt wieder trainiert werden kann.

"Wir nehmen den Trainingsbetrieb teilweise wieder auf, natürlich unter den geltenden Auflagen", sagt Günther Sperber, Abteilungsleiter Leichtathletik bei der TSG 08 Roth. Dadurch werde die Gruppengröße kleiner und so könne man dann die Vorgaben einhalten. Trainieren dürfen vorerst nur die Erwachsenen. "Es geht vor allem um die Läufer, dass die wieder auf die Bahn kommen."

Die jungen Athleten bis 13 Jahren könnten aber noch nicht starten, so Sperber. Es gebe im Verein viele Kinder. "Da wissen wir nicht, wie viele kommen und dann müsste man ja auswählen, wer trainieren darf und das ist nicht sinnvoll", verdeutlicht er die aktuelle Problematik. Bei den Erwachsenen könne man sich da besser absprechen. Seine Auskunft über den Trainingsbeginn bei der TSG 08 Roth verbindet Sperber mit der Aussage, dass im Verein derzeit nur die bereits aktiven Mitglieder trainieren können. Neue könne man in dieser schwierigen Zeit nicht brauchen, stellt er klar.

 

"Nicht durchführbar!"

 

"Wir beginnen nicht mit dem Training", sagt Elli Müller, Abteilungsleiterin Leichtathletik beim TV 21 Büchenbach. "Die Hygienevorschriften und Abstandsregeln sind für uns so nicht durchführbar." Im Verein trainieren 20 bis 30 Kinder ab fünf Jahren. "Ich kann den Kleinen doch nicht sagen, wir machen keine Spiele und ihr müsst immer Abstand zueinander halten", erläutert Müller.

Der Verein habe zwei, drei Trainer, daher könnten bei den geltenden Bestimmungen maximal zwölf Kinder – drei Gruppen mit jeweils vier Kindern und einem Trainer – üben. "Wie sollte ich da auswählen, wer trainieren darf und wer nicht", verdeutlicht sie eine der Schwierigkeiten. Ein weiteres Problem seien die Hygienevorschriften. Bei einem Staffellauf müsste man ja immer das Staffelholz vor dem Übergeben desinfizieren. Ein Ding der Unmöglichkeit.

Und den nötigen Abstand halten? "Das ist mit Kindern auch sehr schwierig", findet Elli Müller. Man sei daher intern im Verein zum Ergebnis gekommen, dass man das Training unter diesen Bedingungen noch nicht starten könne. "Wir wollen dann nach den Pfingstferien wieder mit dem Trainieren anfangen, wenn hoffentlich alles noch mehr gelockert ist", stellt die Abteilungsleiterin in Aussicht.

"Wir versuchen es", sagt dagegen Ennikö Mittler, Abteilungsleiterin Leichtathletik beim TV 1848 Schwabach, dem ältesten und mit rund 2600 Mitgliedern größten Sportverein in Schwabach. Zusammen mit einer weiteren Trainerin startete Mittler am Dienstag mit zwei Gruppen von je vier Kindern im Alter von neun bis elf Jahren. Die 16 jugendlichen Leichtathleten übernimmt der Jugendtrainer. Hier gibt es vier Gruppen zu je vier Teilnehmern plus Trainer, die immer an einem anderen Tag trainieren.

 

"Es könnte klappen"

 

Ennikö Mittler hat im Vorfeld die umfangreichen Vorgaben für die Wiederaufnahme des Sportbetriebs studiert und sich viele Gedanken gemacht, wie man das Training regeln könnte. Dabei sei sie zu dem Schluss gekommen, dass es klappen könnte, erzählt die 49-Jährige. "Alle Kinder wollen wieder trainieren. Und die Eltern wollen das auch", weiß sie. Ermutigt hätten sie zudem die Erfahrungen, die sie bei einem (kontaktlosen) Staffellauf mit Kindern durch Schwabach gesammelt hat. "Das lief super, wirklich vorbildlich", sagt sie.

Die Abteilungsleiterin hat schon genaue Anweisungen für die jungen SportlerInnen zusammengestellt und auch die Eltern über die Trainingsbedingungen informiert. Zum Beispiel darüber, dass die Kinder bereits in Trainingsklamotten kommen müssen. "Ich habe aber auch geschrieben, wenn sich ein Kind nicht an die Regeln mit Abstand etc. hält, dann bekommt es Trainingsverbot."

Sie könne sich vorstellen, dass das durchaus passieren werde. Dennoch wolle man es auf jeden Fall probieren. "Mit vier Kindern in der Gruppe kann man das schon hinkriegen", zeigt sie sich zuversichtlich. Mit diesen kleinen Gruppen will der Sportverein erste Erfahrungen sammeln, um dann das Training irgendwann vielleicht wieder ausweiten zu können, "wenn die Lage hoffentlich bald besser wird".

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