Martin Kastler fordert eine menschenfreundlich Arbeitskultur

11.4.2014, 08:48 Uhr
Martin Kastler fordert eine menschenfreundlich Arbeitskultur

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Sie ist der erste Schritt eines auf Anregung Kastlers in Angriff genommenen europäischen Aktionsplans gegen Depression am Arbeitsplatz. Dabei begrüßt der Sozialpolitiker den Ansatz der EU-Kommission: „Europa braucht keine neuen Gesetze gegen Stress: Wir brauchen positive Kampagnen für eine neue, menschenfreundliche Arbeitskultur und mehr Stress-Prävention“, sagt Kastler, der auch OSHA-Beauftragter des Europaparlaments ist.

Verlorene Arbeitstage

„Burn-out und Stress sind Europas neue Volkskrankheit. Sie belasten auch unsere Unternehmen: Jeder vierte Arbeitnehmer ist betroffen – Tendenz steigend. Zwischen 50 und 60 Prozent aller verlorenen Arbeitstage seien auf Stress zurück zu führen. Der wirtschaftliche Schaden dadurch liegt bei geschätzten 20 Milliarden Euro jährlich – vor allem im mitarbeiterreichen Mittelstand“, so Kastler, der auch Präsident der europäischen Mittelstandsvereinigung SMESocial ist.

Den erschreckenden Entwicklungen gelte es entgegenzuwirken – auch auf europäischer Ebene: „Wir brauchen eine neue, nachhaltige Arbeitskultur im europäischen Binnenmarkt. Es kann nicht sein, dass Europa sich in den kollektiven Burn-out wirtschaftet.“

Gesunde Arbeitskultur schaffen

Ansatzpunkte gibt es für Kastler genügend: Allen voran ein echtes Recht auf Unerreichbarkeit. Es liege „an den Sozialpartnern, sich gemeinsam Gedanken über die Weiterentwicklung einer menschenfreundlichen Arbeitskultur zu machen.“ Auch deshalb sei die Kampagne „Gesunde Arbeitsplätze“ begleitet von einem Wettbewerb der besten Ideen zum Stressmanagement in Unternehmen sowie einer freiwilligen Zertifizierung – frei nach dem Motto „Gut für Dich – gut fürs Unternehmen!“ Arbeitgeber seien aufgefordert, ihr betriebliches Gesundheitsmanagement zu überprüfen und stärker auf psychische Krankheiten zu fokussieren.

Für besonders exponierte Berufsgruppen – etwa Lehrer, Schichtdienstler oder Management – kann Kastler sich auch neue Formen umfassender Vorsorge vorstellen – „eine Art freiwilliger Stress-Tests für Arbeitnehmer“. Entsprechend hält er passende Maßnahmen für eine neue Arbeitskultur und eine schlüssige Anti-Stress-Strategie im EU-Binnenmarkt für eines der wichtigen sozialpolitischen Themen nach der Europawahl.

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