Matthias Thürauf: „Vitale Stadt im grünen Bereich“

8.3.2014, 08:11 Uhr
Matthias Thürauf: „Vitale Stadt im grünen Bereich“

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Wenn eine Sache einen Haken hat, dann hat man meistens ein Problem. Matthias Thüraufs Wahlkampf hat 15 Haken. Und die sollen seine Wiederwahl sichern. Eher beiläufig legt der OB beim Pressegespräch seine Wahlkampfbroschüre auf den Tisch. Darin: eine Erfolgsliste in Stichworten.

Schulen saniert: „Ziel erreicht, Haken dran“. Dreifachturnhalle gebaut: „Haken dran“. O’Brien Park vollendet: „Haken dran“. 1800 neue Arbeitsplätze in Schwabach: „Haken dran“. Investitionen in regenerative Energien: „Haken dran“. Straßen erneuert: „Haken dran“. Landesbehörden geholt: „Haken dran“. So geht das weiter bis zur Sanierung des Jugendzentrums: „Haken dran“.

Nun dienen Wahlkampfbroschüren bekanntlich nicht der kritischen Selbstreflexion. Im Gespräch fällt seine Bilanz differenzierter aus. „Zugegeben“, sagt er, „nach ein oder zwei Jahren hatte ich das Gefühl, noch nicht so viel erreicht zu haben. Anfangs war ich unzufrieden.“

Arbeit zu Ende bringen

Und heute? „Heute habe ich das gute Gefühl, dass in den meisten Bereichen ein klares Konzept vorliegt, wie es weitergeht. Jetzt müssen wir das nur noch abarbeiten.“ Beispiel Altes DG als ein zentrales Projekt. Wobei er das „nur“ schon aus finanziellen Gründen in hörbaren Anführungszeichen spricht. Doch Thürauf sieht sich und die Stadt sehr gut vorbereitet: „Wir haben viel strategische Vorarbeit geleistet. Da will man nicht mittendrin aufhören.“

Im Amt habe er lernen müssen, dass manches mehr Zeit als erwartet brauche. Manches auch scheitert, wie das von ihm angestrebte Einkaufszentrum am Markgrafenareal.

Und doch zieht er selbstbewusst Bilanz: „Die Gesamtentwicklung der Stadt ist sehr positiv. Wir sind attraktiv für neue Bürger und neues Gewerbe. Viele Arbeitsplätze sind entstanden. Zwischenzeitlich hatten wir einen richtigen Bauboom. Das neue Gewerbegebiet an der Nördlinger Straße ist super angelaufen“, listet der OB auf. „Die Vitalitätsdaten der Stadt sind ganz stark im grünen Bereich.“

Es muss gerechnet werden

Was für ihn die wichtigsten Projekte sind? Thürauf drückt zunächst auf die Erwartungsbremse: „Hohe Priorität hat, in eine Konsolidierungsphase einzutreten.“ Deshalb müssten die Ausgaben auf den Prüfstand. Er werde „auch unpopuläre Maßnahmen vorschlagen“, schreibt er sogar in seine Wahlkampfbroschüre. „Wir werden den Stadtlinienverkehr auf seine Effektivität hin überprüfen“, konkretisiert er im Gespräch.

Effektiver Einsatz von Steuergeldern bedeutet für ihn zudem, die städtischen Gebäude „in Schuss zu halten und optimal zu nutzen“. Deshalb werde das sanierte Jugendzentrum „am Vormittag nicht leerstehen“, sondern auch Angebote für Senioren machen.

Thürauf geht noch einen Schritt weiter: „Die Stadt hat 170 Gebäude. Wir werden prüfen, ob wir wirklich alle brauchen. Wir wollen den Bauunterhalt begrenzen.“

Rentierliche Investitionen

Die Investitionen, die auch die Verschuldung der Stadt wieder nach oben getrieben hat, verteidigt er. „Beim neuen Gewerbegebiet fließen ja auch wieder Einnahmen zurück. Das sind rentierliche Investitionen“, betont er.

Die angekündigte „Abarbeitung“ der „strategischen Vorplanung“ bezieht sich auf viele Bereiche. Eine Auswahl in Stichworten:

Altes DG: „Man muss den Mut haben, etwas anzupacken. Aber ein guter Oberbürgermeister geht auch nicht durch die Wand“, sagt der OB. Er freut sich, dass der Kompromiss aus Wohnen und öffentlicher Nutzung breite Unterstützung gefunden hat. „Ein reines Kulturzentrum mit neuem Markgrafensaal hätte uns in den Ruin getrieben.“

Markgrafensaal: „Saal und Verwaltung sollen auf dem Gelände bleiben.“ Thürauf schließt sich im Kern dem jüngsten Cima-Gutachten an. Nach den Investitionen in Technik und Brandschutz bestehe kein Zeitdruck. „Ich stelle mir einen Architekten-Ideenwettbewerb vor.“ Seine Grundidee: „Schrittweise verändern und ergänzen.“ Einzelhandel spiele nur noch eine „untergeordnete Rolle“, sei aber im Erdgeschoss denkbar.

Hallenbad: Der Neubau ist vorgesehen, steht aber unter Finanzierungsvorbehalt. Entscheiden könne man erst auf Grundlage einer Planung mit betriebswirtschaftlichem Konzept. „Wir müssen das Hallenbad auch mit anderen Aufgaben abwägen“, sagt Thürauf nüchtern.

Schulen: Sie sollen ein Schwerpunkt bleiben. Als nächstes steht die Erweiterung der Maar-Schule an. Zum Konflikt um die Zukunft der Schule in Penzendorf bekräftigt er seinen Standpunkt. „Die Stadt legt nicht die Klassen fest.“ Entscheidend sei die Zahl der Kinder. „Wir halten das Schulhaus vor“, sagt Thürauf, der die Kritik deshalb nicht nachvollziehen kann.

Prell-Areal: So nennt er das bisher als „Goldschlägerhof“ bekannte Projekt. Der neue Name soll deutlich machen, dass die Stadt die Grundstücke gekauft hat und im Gespräch mit Investoren ist. Ziel: Neuer Einzelhandel und ein Vollsortimenter für die Innenstadt.

Straßenausbau: Trotz großer Anstrengungen in den vergangenen sechs Jahren sei der Nachholbedarf noch immer enorm. „Keine weiteren Provisorien“, heißt weiterhin seine Linie. Man werde aber die Bürger früher einbinden und eine Prioritätenliste erstellen.

A6-Ausbau mit Lärmschutz: Die SPD hält ihm vor, sich nicht genug dafür eingesetzt zu haben. Thürauf kann darüber nur den Kopf schütteln: „Ich war im Verkehrsministerium Berlin und habe regelmäßig den Finger gehoben. Mein starker Arm mag weit reichen, aber so weit, dass ich im Bundeshaushalt Millionen verschiebe, reicht er nicht.“ Auch mit dem neuem CSU-Verkehrsminister Dobrindt hat er Kontakt aufgenommen. „Der wird jetzt von Wünschen überrollt. Aber immerhin kennt man sich.“

Martin-Luther-Platz: Die Neugestaltung ist lange beschlossen. Dazwischen gekommen ist die Sanierung der Stadtkirche, die im Frühjahr 2015 beendet wird. Thürauf will nicht gleich die nächste Baustelle: „Da gönnen wir uns ein paar Jahre Ruhe.“

Stadtteile: Der neue Verschönerungswettbewerb habe viel „Eigeninitiative ausgelöst“. Nicht nur bei den Siegern in Dietersdorf. „Diese Kultur möchte ich gerne fördern.“

Stadtverwaltung: Hier steht eine große Herausforderung bevor: „In den nächsten zehn Jahren geht die Hälfte unserer Mitarbeiter in Ruhestand.“ Für Ausgleich soll eine vom neuen Personalreferenten Frank Klingenberg erarbeitete „Ausbildungsoffensive“ sorgen. „Die Stadt muss als Arbeitgeber attraktiver werden“, sagt Thür-auf. „Das reicht vom richtigen Bürostuhl bis zur Krisenberatung.“

Für diese Ziele wirbt Matthias Thürauf um Vertrauen. Ab welchem Ergebnis er zufrieden wäre? „50,1 Prozent.“

Kandidatencheck Matthias Thürauf

Matthias Thürauf ist 40 Jahre alt und in Schwabach geboren und aufgewachsen. Nach dem Abi­tur am Adam-Kraft-Gymnasium 1993 hat er seinen Zivildienst bei der Awo abgeleistet. Sein Jurastu­dium in Bamberg und Erlangen hat er mit Prädikatsexamen abge­schlossen. Von 2001 bis 2008 war er Staatsanwalt und Amtsrichter. Mit einer Unterbrechung: 2005 war er Referent der CDU/CSU-Bundestagsfraktion in Berlin beim Visa-Untersuchungsaus­schuss. Im Stadtrat ist er seit 1996, ab 2002 war er CSU-Frakti­onschef. 2008 gewann er die OB-Wahl gegen Helga Schmitt-Bus­singer (SPD) und wurde Nachfol­ger von Hartwig Reimann.

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