Mehr als ein Experiment

SCHWABACH/NÜRNBERG - Die 27. Theatertage der mittelfränkischen Gymnasien fanden am Wochenende im Pirckheimer-Gymnasium in Nürnberg (PGN) statt. Nach einer großartigen theatralen Eröffnung durch das organisierende Projekt-Seminar des PGN enttäuschte die Podiumsdiskussion zum Thema „Theater in der Schule“ doch ein wenig. Lediglich die „erste Rede“ von Schirmherr Marco Steeger war mitreißend.

Im Anschluss präsentierte das WEG mit „Experiment:weggesperrt“ das erste Stück der Theatertage auf der professionellen Bühne im Hubertussaal des Gostner Hoftheaters. Die 15 Schüler des P-Seminars Deutsch hatten den Roman „Das Experiment – Black Box“ von Mario Giordano ausgewählt und zeigten daraus dramatisierte Szenen eines tatsächlich stattgefundenen Versuchs, bei dem Freiwillige in einer Gefängnissimulation zu Wärtern und Häftlingen eingeteilt wurden.

Im Stück wie in der Realität nahmen Drill, Schikane und Gewalt immer mehr zu, bis das Experiment bis hin zum Mord eskalierte. Das eigentlich schockierende aber ist, dass der verantwortliche Professor (im Stück Lea Baier als Professorin Thon) freigesprochen wurde. Zuvor waren die Häftlinge (Sabine Hummel, Rike Beck, Julia Dechet, Pauline Ehrsam, Theodor Artinger, Laura Pfister) von den Wärtern (Ronja Thiede, Vera Fischer, Elisa Zangl, Sophie Maier, Laura Wilhelm, Jens Bierlein) gemaßregelt, nassgespritzt, gefoltert und geschlagen worden.

Die sensible Wärterin Bosch (Leonie Schmuck) wurde letztendlich auch zur misshandelten Gefangenen, nachdem sie versuchte den anderen Häftlingen zu helfen. Bei alldem wurden die Versuchspersonen ständig von Psychologen beobachtet und befragt, wobei Dr. Jutta Grimm (Ronja Strömsdörfer) letztlich selbst zum Opfer eines penetranten Wärters wurde.

In den anschließenden Stückbesprechungen wurden von Lehrerseite besonders die stillen Momente gelobt, von denen sich einige noch mehr gewünscht hätten. Bei den Schülern war ein prämierter „Magic Moment“ zum Beispiel eine Szene, in der Bosch ein Sack über den Kopf gezogen wurde, worauf ihr eine Pistole an den selbigen gehalten wurde.

Das Gymnasium Beilngries glänzte ebenfalls mit einer sehr witzigen Parodie auf „Romeo & Julia“, wobei zwei der Romeos so genial komisch waren, dass man sich im Anschluss schwer tat, ihnen ernsthafte Gefühle abzukaufen. Des Weiteren spielten noch das Willstätter-Gymnasium, das Johann-Sebastian-Bach-Gymnasium Windsbach, das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium Oberasbach, die Senefelder-Schule Treuchtlingen und die Wilhelm-Löhe-Schule aus Nürnberg, welche ein gelungenes Kindermusical über Vampire präsentierte.

Wie letztes Jahr konnten die Schüler außerdem an Workshops des Staatstheaters Nürnberg und anderer Anbieter teilnehmen. Für das WEG war auch die perfekte Organisation durch das P-Seminar ein Vorbild, denn in zwei Jahren werden die Theatertage hier in Schwabach stattfinden.