Mozart und das Meer

11.12.2008, 00:00 Uhr

Der lila Geigenkasten» heißt die Kurzgeschichte, die die Leerstettener Autorin Ingeborg Höverkamp veröffentlicht hat. Der achtjährige Wolfgang Amadeus Mozart hatte von einer Verehrerin einen lila Geigenkasten mit einer weißlackierten Kindergeige geschenkt bekommen. Mozart benutzte sie kaum, Vater Leopold hatte die Klangqualität bemängelt.

So wanderte der lila Geigenkasten ins Museum und wird in einer Glasvitrine ausgestellt. Doch eines Tages sind die Geige und der Geigenkasten verschwunden, und der Medienrummel ist groß. Da die Glasvitrine keine Fingerabdrücke aufweist, fällt der Verdacht sofort auf das Aufsichtspersonal.

Hier setzt die eigentliche Handlung der Kurzgeschichte ein. Mozarts Geige und der lila Geigenkasten tauchen überraschend wieder auf, doch die Umstände, die zum Diebstahl geführt haben, sind tragisch und sollen nicht verraten werden.

Ingeborg Höverkamp ist auch mit drei Gedichten vertreten. In «Requiem I» wird die Erinnerung an einen geliebten Menschen beschworen, der gestorben ist. Es geht um das «Ja sagen zum Abschied für immer».

Das zweite Gedicht «Reqiuem II» ist eine stumme Zwiesprache mit dem toten Bruder, der ihr beruhigend zuruft: «Ich bin doch bei dir!» In diesen beiden Gedichten erinnert die Autorin Ingeborg Höverkamp an ihren verstorbenen Bruder.

Das dritte Gedicht «Frühling 2003» erzählt vom Erstaunen über die wieder erwachte Natur, aber auch über «rollende Panzer, Kanonen, Bombeneinschläge, giftige Flammen und Blut».

Ingeborg Höverkamp wurde 1997 mit dem Elisabeth-Engelhardt-Literaturpreis des Landkreises Roth ausgezeichnet. Bekannt wurde sie durch ihre Bücher «Elisabeth Engelhardt - eine fränkische Schriftstellerin» (1994), «Ein Riemenschneider in Mittelfranken - ein literarischer Kirchenführer» (1996), «Mondstaub» (1997, Gedichte), «Zähl nicht, was bitter war…» (2001, Roman) und als Herausgeberin der Anthologie «Nie wieder Krieg! Die Schicksalsjahre 1933 bis 1945» (2007).

Liebe zum Meer

Die Schwabacher Autorin Stefanie Bachstein ist mit drei Gedichten in der Anthologie präsent. Im «Juniabend» beschreibt sie einen Sonnenuntergang mit bizarren Wolkenformen. Das Gedicht «Meeresleuchten» ist eine Liebeserklärung an das Meer: «Ich will im Kielwasser / deiner Schiffe schwimmen / dich liebkosen / deine leuchtenden / Wellenkämme küssen / im fahlen Licht der Nacht / das du schenkst».

Im dritten Gedicht von Stefanie Bachstein steht der Wind im Mittelpunkt. «Wind kommt mir entgegen» heißt es: «Morgenröte / Gebärerin der Winde / welchen Namen / du den Winden auch gabst / sie sind mein Zuhause.»

Stefanie Bachstein - ihr bürgerlicher Name ist Hanne Schnabel - wurde 1950 in Wöhrden geboren, wuchs in Büsum an der Nordsee auf und lebt heute in Schwabach. Sie veröffentlichte die Bücher «Du hättest leben können» (2002), «Blauort» (Gedichte, 2004) und «Meer und mehr» (Erzählungen, 2006) und war die frühere Organisatorin der Lesereihe «Schwabach liest».

ROBERT UNTERBURGER

Jahreszeiten - Lebenszeiten. Lyrik und Prosa. Anthologie des Freien Deutschen Autorenverbandes Hessen,125 Seiten, Edition Blaue Feder,  ISBN : 978-3-9808645-6-5