Naturreservat der Stadt

13.8.2020, 14:10 Uhr
Naturreservat der Stadt

© Foto: Günther Wilhelm

Ein paar Schritte weiter ist wieder etwas Fantasie gefragt. "Und da war der Schwanenweiher", fährt Sauer fort. Zu erkennen sind noch die mit Efeu überwachsene Holzanlegestelle für die Boote und die Fundamente eines kleinen Häuschens. Der Weiher selbst ist ausgetrocknet und überwachsen.

Seit Jahren bietet Martin Sauer, der stellvertretende Vorsitzende des Bund Naturschutz Schwabach, Führungen durch die Vogelschutzanlage in der Walpersdorfer Straße unmittelbar neben dem Tennisgelände.

Mit Mundschutz und Mindesatabstand

Die nächste am morgigen Samstag um 14 Uhr wird eine besondere sein: die erste in Corona-Zeiten. Mundschutz ist dabei ebenso selbstverständlich wie der Mindestabstand. Ganz unabhängig von Corona müssen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen Haftungsausschluss unterschreiben.

Wildnis in der Stadt

Tatsächlich muss man aufpassen, wo man hintritt. Der "Lerchenweg" am Eingang ist noch ein gut begehbarer Waldweg. Doch schon nach wenigen Metern biegt Sauer rechts ab ins "Naturreservat in der Stadt", wie die Führung überschrieben ist.

Was ihn an der Vogelschutzanlage fasziniert? "Dass auf einer knapp zwei Hektar großen Fläche die Natur seit rund 60 Jahren weitgehend sich selbst überlassen geblieben ist", erklärt Sauer. "Das finden auch die Besucher toll. In nur einer Stunde kann man in der kleinen Fläche viel erfahren."

Sturm hat einen Baum gefällt

Zum Beispiel? Als Antwort zeigt Martin Sauer einen großen Baum, den im vergangenen Jahr ein Sturm gefällt hat. Die Rinde ist übersät mit kleinen Löchern. Ein Hinweis auf Käfer und Schlupfwespen. "So soll das sein", betont er. Lerne: "Ein toter Baum ist nicht tot. Er ist neuer Lebensraum."

In dieser Wildnis sind rund 600 Bäume gewachsen. Sie ist Zuhause für unzählige Insekten und Vögel wie Spechte, Maisen oder Baumläufer. "Im Winter haben wir auch Kernbeißer hier", erläutert Sauer.

Künstlich entstandenes Biotop

Natur pur: Wer dieses geradezu verwunschen wirkende Biotop sieht, kann kaum glauben, dass es künstlich entstanden ist. Die Vogelschutzanlage ist ein Stück Stadtgeschichte. 1922 hat der Nadelfabrikant Carl Wenglein (1882-1935) die Fläche gekauft. "Damals war das eine sumpfige Wiese ohne Bäume", sagt Sauer. Wenglein ließ einen Park mit Pavillon, Weihern, einem Steingarten und vielen Nistkästen anlegen. "Zur Eröffnung 1928 kamen rund 4000 Leute. Es gab sogar Sonderzüge nach Schwabach zu diesem Ausflugsziel."

Der Park wurde zu einer "Staatlich anerkannten Musterstation für Vogelschutz". Carl Wenglein gilt als Pionier des Vogelschutzes. Vom Park zum "Urwald": Vogelschutz im Wandel der Zeit.

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