Nur drei Mann im Landkreis waren bisher ähnlich schnell

31.12.2012, 10:27 Uhr
Nur drei Mann im Landkreis waren bisher ähnlich schnell

© Görlitz

Trainer, Ratgeber und Freund. Wer glaubt, dass der 25-jährige Spitzenläufer nach seinem deutschen Mannschaftstitel und Fabelzeiten über 5000 und 10000 Meter in irgendeiner Form abgehoben sei, täuscht sich gewaltig. Längst gilt Sebastian Reinwand unter hiesigen Läufern als ein Geheimtipp, wenn es um Trainingstipps, die Behandlung von Sportverletzungen oder Wettkampfempfehlungen geht. Ein Großteil der Laufsportler aus dem Landkreis nutzt das Fachwissen, das sich der junge Kammersteiner über mehrere Jahre hinweg angeeignet hat.

2012 war sein Jahr. Angesichts der Leistungsverbesserungen, die Reinwand in diesem Jahr über seine Paradestrecken 5000 und 10000 Meter erzielt hat, kann man von einem Durchbruch sprechen. Als erst vierter Mann aus dem Landkreis Roth unterbot der Student der Betriebswirtschaftslehre die magische 30-Minuten-Marke.

Im Fernsehen zu sehen

Nur fünf Tage nach seinem ersten Auftritt bei einer deutschen Bahnmeisterschaft der Männer, bei der sein Rennen über 5000 Meter sogar im Fernsehen gezeigt wurde, stellte er mit 29:55 Minuten über die 10000 Meter eine neue persönliche Bestleistung auf und lief damit auch unter die Top Ten der deutschen Jahresbestenliste der Männer. Anschließend verbesserte er sich im Rahmen der „KBC Night of Athletics“ in Heusden (Niederlande) über 5000 Meter auf 14:15 Minuten.

Reinwands sportliche Erfolge sind hart erarbeitet. Im Alter von 14 Jahren kam er zum TV 21 Büchenbach, wo ihn Mehrkampftrainerin Elli Müller unter ihre Fittiche nahm. Von der breiten Leichtathletik-Ausbildung aus dieser Zeit profitiert er noch heute enorm. Denn neben Kurz- und Mittelstreckenwettkämpfen ging der heutige Langstrecken-Spezialist damals bevorzugt auch im Weitsprung an den Start.

Treu auch ohne Konkurrenz

Bis heute ist der zwischenzeitlich für die LG Telis Finanz Regensberg gestartete Leichtathlet seinen sportlichen Wurzeln treu geblieben. Beim traditionellen Büchenbacher Waldlauf ist Reinwand, dessen Wettkampf-Kalender ihn oft nach Belgien, in die Schweiz oder in die Niederlande führt, ein oft gesehener Gast, auch wenn er dort mittlerweile mangels vergleichbarer Gegner quasi außer Konkurrenz läuft.

Im Laufe der Zeit zeigte sich immer mehr sein besonderes Talent für den Laufsport. Mit seiner Grundschnelligkeit war Sebastian Reinwand schon in seiner Anfangszeit erfolgreich. 2003 wechselte er in die „Läuferschmiede“ des Rother „Nagel running teams“, wo er auf gleichstarke Trainingspartner und seinen Trainer Leonhard „Loni“ Schroll stieß, der ihm noch heute als Ratgeber und väterlicher Freund zur Seite steht.

Loni Schroll verstand es, aus dem talentierten, aber oft auch übermotivierten Nachwuchsläufer einen akribisch trainierenden und taktisch klug laufenden Athleten zu machen. Im Laufe der Jahre konnte Reinwand im Juniorenbereich mit seinen Rother Teamkollegen überregionale Erfolge bei den bayerischen Crossmeisterschaften oder der deutschen Straßenlaufmeisterschaft feiern.

Erkrankung therapiert

Auch von Rückschlägen ließ er sich nicht unterkriegen. Vor sechs Jahren warf ihn eine mysteriöse Muskelerkrankung viele Monate zurück. Unzählige Arztbesuche und Therapieversuche im ganzen Bundesgebiet nahm Reinwand auf sich, um endlich wieder die Laufschuhe schnüren zu können. Schließlich mit Erfolg.

Als dann 2009 nach dem erfolgreichen Abitur die Entscheidung über die weitere Zukunft anstand, bot ihm der Regensburger Erfolgstrainer Kurt Ring (LG Telis Finanz Regensburg), zu dessen Schützlingen auch die Olympia-Teilnehmerin Corinna Harrer oder der mehrfache deutsche Männermeister Philipp Pflieger zählen, einen Platz im Regensburger Athletenhaus an. Dort fand Sebastian Reinwand ideale Bedingungen vor, um Studium und Leistungssport unter einen Hut zu bekommen.

Bis zu 170 Kilometer pro Woche

Trainingsumfänge von bis zu 170 Kilometern die Woche waren keine Seltenheit. Zu den hohen Umfängen kamen schnellere Laufgeschwindigkeiten und neue Trainingsreize. Nach einer durchwachsenen ersten Saison, einer soliden Steigerung im vergangenen Jahr kam dann heuer der Leistungssprung. Zusammen mit seinen Regensburger Teamkollegen konnte sich Reinwand über den begehrten Mannschaftstitel bei der deutschen Straßenlaufmeisterschaft freuen.

Inzwischen hat es den Kammersteiner sowohl beruflich als auch sportlich wieder zurück in den Landkreis Roth verschlagen. So ist der angehende Betriebswirt seit November beim Schwabacher Unternehmen Memmert beschäftigt, das ihn auch sportlich fördert. In der kommenden Saison wird er neben seinem Verein LG Telis Finanz Regensburg auch für seinen Arbeitgeber starten.

Die Laufsportler in der Region freut das. Denn zukünftig gibt es die begehrten Tipps von Sebastian Reinwand also nicht mehr nur per E-Mail oder Telefon, sondern auch wieder regelmäßig auf der Rother Kreissportanlage beim Intervalltraining oder bei einem Lauf auf Reinwands Stammstrecken im Heidenberg.

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