OB nach neuem Fahrplankonzept: "Es wird besser als vorher"

1.3.2015, 20:04 Uhr
OB nach neuem Fahrplankonzept:

© Wilhelm

Wäre es nach den Grünen gegangen, die Besucher wären umsonst gekommen. Denn die wollten die Bürger nicht nur zuhören, sondern noch einmal mitreden lassen. Doch ihren Antrag auf Vertagung in den März und eine erneute Diskussion bei einer Bürgerversammlung unterstützte von den anderen Parteien nur Helga Schmitt-Bussinger (SPD).

Die große Mehrheit dagegen hielt die bereits stattgefundene Informationsveranstaltung im Markgrafensaal für ausreichend. Zudem dränge wegen des langen Planungsvorlaufs die Zeit. Eine Entscheidung sei also reif und notwendig.

OB kritisiert Tagblatt

OB Matthias Thürauf leitete die Diskussion mit deutlicher Kritik am Tagblatt ein. In einer Ankündigung der Stadtratssitzung war von „Einsparungen“ beim Bussystem die Rede gewesen. Dies sei falsch, weil der noch wichtigere Aspekt unerwähnt geblieben sei. „Hauptziel ist, den Fahrplan zu verbessern“, betonte Thürauf.

Tobias Mayr, der „Leiter Stadtverkehr“, hatte dafür verschiedene Varianten erarbeitet. „Egal, für welche wir uns entscheiden. Der Fahrplan wird nicht zusammengespart, sondern er wird besser sein als vorher“, versicherte Thürauf. Erstaunen löste diese Eingangsbemerkung bei Dr. Gerhard Brunner (SPD) aus: „In der bisherigen Diskussion standen die Einsparungen im Vordergrund.“

Billiger und trotzdem besser? Dass dies kein Widerspruch sein müsse, dies befand später auch Bürgermeister Dr. Thomas Donhauser (Freie Wähler): „Trotz der Einsparungen ist es zu Verbesserungen gekommen. Ich war selbst überrascht.“

Auslöser der Umstellung ist die Haushaltskonsolidierung. Die Stadt macht im Busverkehr pro Jahr über zwei Millionen Euro Defizit. Deshalb war im vergangenen Jahr einstimmig beschlossen worden, diesen Fehlbetrag um rund 300.000 Euro zu verringern. Dafür sollte die Stadtverkehrs GmbH Vorschläge erarbeiten.

Klar war: Keine Kürzungen wird es beim Schülerverkehr geben. Thema war also ausschließlich der Linienverkehr. Das weitestgehende Konzept sah Einsparungen von 317.000 Euro vor. Dies hätte den Takt in Richtung Limbach, Penzendorf und Forsthof von 30 auf 60 Minuten erhöht. So weit wollte aber niemand im Stadtrat gehen. Uneins aber war man über die anderen Varianten.

Mehrheit aus CSU, FW und FDP

Mit Mehrheit aus CSU, Freien Wählern und FDP wurde ein Konzept beschlossen, dass das Defizit des Busverkehrs um 237.000 Euro pro Jahr verringern soll. SPD und Grüne hatten sich für eine Variante ausgesprochen, bei der die Einsparung bei nur 157.000 Euro gelegen hätte.

Der wesentlichste Unterschied: Das beschlossene Konzept sieht zumindest in Richtung Penzendorf den 60-Minuten-Takt vor. SPD und Grüne wollten bei 30 Minuten bleiben und hätten die Mehrkosten gut angelegt gesehen. „Wir brauchen den 30-Minuten-Takt für die Akzeptanz. Sonst blutet der ÖPNV aus“, argumentierte Eckhard Göll (Grüne).

Die politisch schmerzhafteste Einsparung aber sehen beide Konzepte vor, und die betrifft den Ortsteil Dietersdorf. Die Linie 672 zum Bahnhof Katzwang wird eingestellt, da sie laut Stadtverkehrs GmbH im Durchschnitt nur „null bis einen“ Fahrgast hat. Als Ausgleich soll zum Beispiel das Angebot eines Anrufsammeltaxis (AST) oder eines „Linienbedarfstaxis“ (LBT) geprüft werden. Ebenso wie die Verbesserung der „Reck-Linie“. Auch SPD und Grüne, die vor fünf Jahren die bereits damals diskutierte Schließung der Linie verhindert hatten, sehen keine ausreichende Akzeptanz durch die Fahrgäste mehr.

Anders die SPD-Position zu Schaftnach, das künftig nur noch nach Bedarf - nach rechtzeitigem Anruf - angefahren werden soll. Das aber sei nicht praktikabel. „Damit wird der kleinste Ortsteil wie Dietersdorf abgehängt“, kritisierte Helga Schmitt-Bussinger.

Umstritten ist auch die Fortführung der Linie 662 von Schwabach nach Katzwang. Alle Fraktionen wollen sie erhalten, erwarten aber einen Finanzierungsbeitrag der Stadt Nürnberg.

Doch wird nicht nur durch Kürzungen gespart.Tobias Mayr will das Konzept ändern. Einen großen Einspareffekt bringe die Abschaffung der ohnehin komplizierten, ineffektiven und teuren Ringlinien. Das bisherige „Rendezvous-System“ am Bahnhof habe sich nicht bewährt und wird aufgegeben. Auch darin wird er von allen Parteien unterstützt.

Verbesserungen

Insbesondere OB Matthias Thürauf und CSU-Fraktionschef Detlef Paul betonten eine ganze Reihe wichtiger Verbesserungen. So werden sowohl das Stadtkrankenhaus als auch das Huma-Einkaufszentrum und neue Wohngebiete wie der Wildbirnenweg deutlich besser angebunden als bisher. Zudem wird es zwischen Bahnhof und Innenstadt künftig einen 15-Minuten-Takt geben.

Weiter uneingeschränkt gewährleistet wird der Schülerverkehr. Diese Busse können von jedermann benutzt werden. Dadurch werde auch die Taktverschlechterung Richtung Penzendorf noch gemildert, so Verkehrsexperte Tobias Mayr nach der Sitzung gegenüber dem Tagblatt. Mayr hat für seine Reformvorschläge von allen Fraktionen großes Lob erhalten. Auch für seine Geduld.

In zwei Jahren soll Bilanz gezogen werden, ob das Ziel erreicht und der Busverkehr beides geworden ist: billiger und wirklich besser.

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