Online-Datenbank begeistert Mediziner

4.6.2009, 00:00 Uhr
Online-Datenbank begeistert Mediziner

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Die Online-Datenbank für angeborene Stoffwechselkrankheiten, das «Metabolic Information Center», kurz «M.I.C.», wurde auf der 58. Jahrestagung der Süddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin in Karlsruhe dem Fachpublikum vorgestellt - und räumte prompt den ersten Preis ab.

Götz setzte sich damit gegen 100 weitere Mitbewerber um die begehrte Auszeichnung durch. Die hochkarätige Jury zeigte sich von der von ihm entwickelten Diagnose-Hilfe begeistert, leiste sie doch eine wertvolle Hilfe im Klinikalltag.

USA klopft an

Nicht nur in Deutschland auch in den USA sorgt die Entwicklung für Furore. Anfragen erhält Götz sogar von den «National Institutes of Health (NH)», der nationalen Gesundheitsbehörde der USA und die wichtigste Einrichtung wenn es um biomedizinische Forschung geht. Dort wollte man beispielsweise von Götz wissen, ob es Pläne gibt, ein «App» fürs «iPhone» zu entwickeln (gemeint ist eine spezielle Software-Applikation für das Handy des PC-Herstellers Apple). Tenor: Die Resonanz bei den Ärzten ist überwältigend, die Mediziner möchten die Datenbank am liebsten über ihr iPhone abrufen können, um jederzeit Zugriff darauf zu haben.

Dass seine Entwicklung auf ein derartiges Interesse stößt, macht Götz auch stolz. Bisher hat er 15 Jahre Arbeit in die Datenbank investiert - und das ausschließlich in seiner Freizeit. Hauptberuflich ist Götz Geschäftsführer der Schwabacher Firma tdb Software GmbH und als solcher auf Software-Lösungen für Großkonzerne abonniert.

Seine inzwischen langjährige Tätigkeit für die medizinische Online-Datenbank kam dabei eher zufällig zustande: Mitte der 1990er Jahre fiel der Startschuss für Forschungsprojekte zu medizinischen Wissensdatenbanken. Ein Arzt, der Götz kannte, fragte damals bei ihm nach. «Der Mann hatte konkrete Vorstellungen, wie die Datenbank aussehen sollte - und ich sollte sie umsetzen.» Von da ab war der Schwabacher in das Forschungsprojekt der Uniklinik Tübingen eingebunden.

Inzwischen gehört er einem Expertenkreis von 15 ausgewiesenen Fachleuten an. Themenbereich: Seltene Stoffwechselerkrankungen. «Werden bei einem Säugling abweichende Werte festgestellt, haben die Ärzte zwei Möglichkeiten, entweder abwarten oder die Befunde an die Uniklinik schicken», erzählt Götz. Gerade bei Stoffwechselerkrankungen sei Zeit aber ein entscheidender Faktor: Erfolgt die Diagnose nicht rechtzeitig, drohen dem Kind unter Umständen schwerste Schädigungen bis hin zum Tod.

Zwei Klicks zum Ziel

Um einer solchen Krankheit auf die Spur zu kommen, waren bislang aufwändige Recherchen in diversen medizinischen Unterlagen und Datenbanken nötig. «Das lässt sich nun mit ein paar Klicks erledigen», sagt Götz. Die Kunst besteht darin aus einer Unzahl von einzelnen, wenig aussagefähigen Informationen eine Verknüpfung von Daten zu schaffen, die am Schluss Aussagen über die Krankheit zulassen. Götz hat dazu eine Technik entwickelt, die das spezialisierte Wissen universitärer Datenbanken miteinander verbindet und die gewünschte Information liefert.

Die Arbeit an der Datenbank ist noch lange nicht abgeschlossen: «Voriges Jahr gab es ein Treffen, bei dem die nächsten Ziele formuliert wurden», sagt Götz: «Damit bin ich die nächsten 20 Jahre beschäftigt.» Auch fragten immer wieder Mediziner an, die bestimmte Wünsche für die Datenbank haben, wie etwa der App fürs iPhone. «Das», sagt Götz, «ist technisch natürlich auch zu machen.» S. STRICKSTROCK