Pleiten, Pech, Pannen!

9.7.2012, 10:22 Uhr
Pleiten, Pech, Pannen!

© Bernlocher

Wer beim Triathlon aufgibt, hat leider verloren. Verloren sind die Triathleten aber noch lange nicht. Drei Besenwagen sind auf den Straßen des Landkreises im Einsatz und sammeln die Triathleten auf, die nicht mehr können. Einen davon fahren Thomas Brüchle (26) und Jörg Frischauf (27). Triathlon ist ihr Hobby. Seit sie 18 sind, sind sie beim Challenge im Besenwagen im Einsatz. Wettkampfkoordinator Günter Buske schickt die Besenwagen zum „Kehren“, wenn er einen neuen Triathleten gemeldet bekommt, der aussteigen möchte.

Die grauhaarige Frau an der Landstraße kurz hinter Eckersmühlen ist gestürzt, die rechte Schulter ist aufgeschürft, etwas Erde hängt noch an der muskulösen Schulter. Die Fingerknöchel beider Hände sind aufgeschlagen. Lachen kann sie trotzdem noch. Mit einem schiefen Grinsen kommt sie auf den Besenwagen zu, der Krankenwagen ist schon alarmiert, um sie abzuholen. Thomas’ und Jörgs Aufgabe ist es nur, das Fahrrad abzuholen.

Kurz vor ihrem Sturz hat sie die Verpflegungsstation der Bundeswehr am Eckersmühlener Ortsausgang passiert, die Soldaten stehen hier Spalier, bieten Wasser, Energieriegel, Bananen und einen Salut . Als die 58-Jährige aus Berlin ihre Bananenschale wegwerfen wollte, hat sie den Lenker verrissen und ist gestürzt.

Nach zehn Minuten lässt der Krankenwagen noch immer auf sich warten, die Athletin witzelt: „Wenn sie mir ein paar Laufschuhe geben, dann jogge ich schon mal nach Roth.“

„Ist das peinlich!“

Nach weiteren zehn Minuten hört man zwar in der Ferne eine Sirene, aber noch nähert sich kein Krankenwagen. „Oje, mit großem Tatütata. Ist das peinlich!“, sagt sie. Nach einer halben Stunde ist der Krankenwagen immer noch nicht da: „Langsam könnte der mal kommen, ist ganz schön frisch und ich steh hier als Mahnmal für den dusseligen Radfahrer“, sagt die Triathletin mit Galgenhumor. Der Kampfrichter beginnt gerade, seine Motorradjacke auszuziehen, um sie ihr als Windschutz zu geben, als endlich ein Krankenwagen kommt.

Thomas und Jörg können weiterfahren, die nächsten Triathleten warten schon auf sie. An einer Kreuzung im Wald kurz nach Laffenau winkt ein junger Polizist den Besenwagen heran. Der nächste Triathlet, ein 31-Jähriger aus dem Ruhrpott mit blonden Locken, steht am Rand bei einigen Zuschauern. Ihm macht der Rücken zu schaffen und die Muskeln schmerzen. Vor sechs Wochen habe er schon einen Triathlon gefinisht, den auf Lanzarote. „Das war wohl etwas zu viel. Und ich muss schließlich am Mittwoch wieder arbeiten“, sagt er und setzt sich auf die Rückbank des Besenwagens.

So verärgert sieht er gar nicht aus. Jörg und Thomas haben derweil schon sein Fahrrad eingeladen und per Handy einen neuen Auftrag erhalten.

Die nächste Triathletin sollen sie in Heideck am Herrenweiher abholen. Als sie ankommen, steht dort nur ein Feuerwehrmann, er kommt auf das Auto zu: „Die wollte nicht warten. Sie hat gesagt sie gibt auf und fährt nach Schwabach weiter.“

Feldweg als Schleichweg

Thomas grinst, schüttelt den Kopf und fährt weiter, Jörg ruft bei der Wettkampfleitung an und sagt Bescheid. Auf Feldwegen umkurvt der Besenwagen den von Zuschauern stark frequentierten Selingstädter Berg und fährt Richtung Greding.

An der Abzweigung nach Untermässing sitzt eine Athletin im Polizeiauto und wartet. Eine Polizeiwindjacke hält sie warm. Auch sie ist froh, als der Besenwagen kommt, der Rücken hatte auf dem Fahrrad angefangen zu schmerzen. Für die 45-Jährige aus Herzogenaurach sollte es der letzte Langdistanz-Triathlon sein. Nach dem Finish in Roth wollte sie aufhören. „Ich finde das ganz schlimm“, sagt sie. Dabei rollen ihr ein paar Tränen über die Wangen. Schützend schlingt sie die Arme um den in eine Decke gehüllten Oberkörper. „Aber gut, so ist es jetzt, so soll es sein“, sagt sie. Im Besenwagen ist sie in guter Gesellschaft, der blonde Triathlet und eine 45-Jährige Athletin, die in Obermässing aufgegeben hat, trösten sie. Eine kleine Schicksalsgemeinschaft. Dann geht es nach Roth und für Jörg und Thomas in die nächste Runde.

 

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