Ritmos Latinos: klangvolles Südamerika im Apothekersgarten

29.6.2015, 09:36 Uhr

Es war ein kleines, feines Festival mit wunderbarer Musik und viel Gelegenheit, dem Rhythmus Gestalt zu verleihen: Die Tanzfläche unmittelbar vor der Bühne war nahezu immer bestens belegt.

Der Auftakt am Freitagabend war kraftvoll und bestens nachgefragt. Annähernd 400 Besucher wollten mit Mario „Mayito“ Rivera einen der bedeutendsten zeitgenössischen Sänger Kubas hören. Am Samstag folgte eine Mischung aus gefühlvollem Tango und argentinischer Folklore. „Aires de Tango“ und Ezekiel Lezama am Bandoneon verzauberten nach viel Regen so sehr, dass die etwas abgesackte Temperatur nicht wirklich störte.

Ob Son, Rumba oder Salsa, Bolero oder Timba, modern oder traditionell, ob dynamisch oder zärtlich und sanft. Wenn Mayito Rivera singt, tremoliert, koloriert, dann ist das grundsätzlich preisverdächtig.

20 Jahre lang verhalf der frische Stil des 49-Jährigen der legendären Formation „Los Van Van“ zu dauerhaftem Welterfolg. Er sang die unzähligen Salsa-Disco-Hits der Band und wurde mehrfach mit einem Grammy ausgezeichnet. 2011 trennte sich der Sänger, Bassist und Percussionist von der Gruppe. Seither bereist er die gesamte Welt und ist stets mit von der Partie, wenn eine kubanische All-Star-Formation gesucht wird. Gastauftritte bei Salsa-Größen inklusive. Seit 2014 ist er mit eigener Band unterwegs. Seine Musik ist knackig, kraftvoll und zeitlos gut.

„Aires de Tango“ kommen aus München und haben bereits beim Bardentreffen für Begeisterung gesorgt. Ihr Markenzeichen: lyrisch-leidenschaftliche Klänge aus Argentinien.

Mit Geige, Gitarre, Bass und Bandoneon präsentierten sie zu Herz und in die Beine gehenden Tango: Eine Mischung aus südamerikanischem Temperament, Melancholie und überschäumender Lebensfreude. Sie interpretieren teils in bodenständiger Tradition, teils mit modernem Pop veredelt. Die Lieder erzählen von verlorenen Lieben, von Sehnsucht, Heimweh, Armut und Herzschmerz. Die Stimme der argentinischen Sängerin Sandra Nahabian steht dabei im Zentrum. Ihr warmer Mezzo-Sopran umschmeichelt das Publikum selbst dann, wenn sie vom traurigen Schicksal der in Buenos Aires gestrandeten Seelen singt.

Zu Ritmos Latinos gehören auch Tanz-Workshops. Stefanie Stenzel und Alexander Blanke von der „Tanzerei“ in Fürth erwiesen sich nicht nur als erfahrene Tango-Lehrer. Dem Paar gelang es, die Seele des argentinischen Nationaltanzes sichtbar zu machen, als es in der Spielpause Tango in Vollendung tanzte: Lyrisch-melancholisch, aber auch mit dem Ausdruck purer Leidenschaft.

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