Rötschke: "Hier sind unverzeihliche Dinge passiert"

6.2.2020, 14:49 Uhr
Thomas Kemmerich nach der Wahl in Thüringen.

© Michael Reichel/dpa Thomas Kemmerich nach der Wahl in Thüringen.

Das Thema dominiert seit Mittwochnachmittag die Medien: In Thüringen ist Thomas Kemmerich (FDP) mit den Stimmen der CDU und – das ist der Knackpunkt – der AfD zum Ministerpräsidenten gewählt worden. Der AfD Björn Höckes wohlgemerkt, eines Mannes, der laut Gerichtsurteil als Faschist bezeichnet werden darf.

Bezieht Stellung zur Wahl in Thüringen: Axel Rötschke.

Bezieht Stellung zur Wahl in Thüringen: Axel Rötschke. © Günther Wilhelm


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Was sagt Axel Rötschke, der in Schwabach für die FDP als Oberbürgermeister kandidiert, zu der Wahl? "Hier sind unverzeihliche Dinge passiert", betont er. "Kemmerich hätte die Wahl nicht annehmen dürfen." Allerdings hatte Rötschke zunächst über Facebook seinem Parteifreund Kemmerich gratuliert. Dieser Facebook-Post flog ihm dann gehörig um die Ohren. Mehrere Stunden diskutierte er mit den Kritikern in den Kommentaren, überarbeitete seinen Glückwunsch-Post, nachdem er ihn "kritisch hinterfragt" habe. Am Donnerstagmorgen entschloss er sich schließlich, ihn zu verbergen. "Alle Argumente waren ausgetauscht, es ist dann sehr persönlich geworden. Darum habe ich mich entschieden, den Post zu löschen."

Wütende Reaktionen

Aber warum dann überhaupt die Gratulation? "Ich hatte die Hintergründe nicht auf dem Zettel. Ich bekam die Ticker-Meldung, dass Kemmerich Ministerpräsident ist. Ich kenne ihn persönlich und habe mich für ihn gefreut." Erst nach und nach habe er die Details der Wahl über die Medien erfahren – da hatte sein Facebook-Post bereits wütende Reaktionen hervorgerufen. Kemmerich hätte klar sein müssen, so Rötschke, dass er die Wahl nicht annehmen darf, wenn sie "mit Stimmen der in Thüringen rechtsextremen AfD" zustande gekommen ist.

Rötschke verteidigt seine Thüringer Parteifreunde allerdings gegen den Vorwurf, man habe mit Kalkül gehandelt, sich gar bewusst mit der AfD eingelassen. "Gegen solche Unterstellungen möchte ich mich verwahren." Er könne von Schwabach aus nicht beurteilen, inwieweit die Thüringer FDP mit dem Abstimmungsverhalten der AfD habe rechnen können oder müssen.

Die FDP sei eine Partei der Mitte, betont er, eine wie auch immer geartete Zusammenarbeit mit der AfD dürfe es auf keinen Fall geben. "Dort ist jetzt auch Tohuwabohu. Ich erwarte, dass Kemmerich zurücktritt." Das ist nach unserem Gespräch mit Rötschke auch prompt passiert. Der Eklat von Thüringen kommt, das fügt Rötschke mit Blick auf seinen eigene Kandidatur an, "für mich persönlich zu einem unfassbar ungünstigen Zeitpunkt".

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