Sachlich und sympathisch: Reiß nutzt seine Chance

29.3.2020, 21:56 Uhr
Peter Reiß bei seiner Nominierung im Januar 2019.

© Günther Wilhelm Peter Reiß bei seiner Nominierung im Januar 2019.

Oberbürgermeister Peter Reiß: Wer das bei seiner Nominierung vor einem Jahr ernsthaft vorausgesagt hätte, der wäre wohl eher milde belächelt worden.

Damals war er noch Herausforderer des Amtsinhabers und galt gegen den über die Parteigrenzen hinweg geschätzten Matthias Thürauf (CSU) als chancenlos. Seine Bewerbung war eher ein Warmlaufen für die Zeit nach Thürauf. Die kam überraschend schnell. Thüraufs Kandidaturverzicht war Reiß‘ große Chance. Und die hat er genutzt. Durch einen sehr engagierten Wahlkampf mit betont sozialen Themen wie bezahlbares Wohnen und durch ein sachliches und gleichzeitig sympathisch unaufgeregtes Auftreten.

Der zweite Platz im ersten Durchgang mit nur 2,7 Prozent Rückstand hat ihm zusätzlich Auftrieb gegeben. Bei knapp 20 Prozent Grün-Wählern durfte er optimistisch sein. Die Einigung über einen quasi "Klimaschutz-Referenten" bescherte ihm die offizielle Wahlempfehlung der Grünen.

Dass die entscheidend war, darf man bezweifeln. Die meisten derer, die zunächst für Christine Krieg gestimmt hatten, hätten wohl auch ohne diesen Hinweis diesmal Reiß unterstützt.

Addiert man die Prozente für Reiß und Krieg aus dem ersten Durchgang, so ergibt sich fast exakt der jetzige Anteil des SPD-Kandidaten.

Peter Reiß wird aber klug genug sein, im Stadtrat nicht auf "Rot-Grün plus OB-Stimme", sondern auf möglichst breiten Konsens zu setzen.

Für Dr. Michael Fraas ist es eine bittere Niederlage. An seiner Erfahrung und Qualifikation hat es sicher nicht gelegen.

Seine Herkunft aus Nürnberg hat offenbar, so irrational dies sein mag, ein große, vielleicht sogar entscheidende Rolle gespielt. Zumal es eine überzeugende Schwabacher Alternative gab.

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