Sanierung der Stadtkirche: Zeitplan nicht zu halten

13.11.2013, 10:40 Uhr
Sanierung der Stadtkirche: Zeitplan nicht zu halten

© Wilhelm

„Seit letzter Woche ist klar, dass dieser Termin wohl nicht zu halten ist“, erklärte Dr. Paul-Hermann Zellfelder, der geschäftsführende Pfarrer der Kirchengemeinde St. Martin, in einem Pressegespräch mit unserer Zeitung. Auf einen neuen Termin will er sich nicht festlegen: „Irgendwann im ersten Quartal 2015. Genauer lässt sich das jetzt nicht sagen.“

Von dieser Nachricht hat er inzwischen auch den Kirchenvorstand, die Stadt und den Initiativkreis „Dir werd ich helfen“ informiert.

Für die Verzögerung nennt Zellfelder drei Gründe:

1. Diskussion um Farbgebung: Wie soll die Kirche künftig aussehen? So wie nach der Einweihung 1495, also mit aufgemalten Steinen, wie es das Landesamt für Denkmalpflege und Stadtheimatpflegerin Ursula Kaiser-Biburger vorgeschlagen hatten? Oder eben doch in der „Renaissance-Fassung“, wie vom Kirchenvorstand beschlossen und mittlerweile auch umgesetzt: weißgrau wie um 1600. „Diese Diskussion hatte sich über Monate hingezogen“, sagt Zellfelder.

2. Orgel-Inbetriebsnahme: Vor wenigen Tagen habe die Firma, die die eingehauste Orgel reinigen und neu intonieren soll, erklärt, sie brauche dafür sechs bis sieben „staubfreie“ Wochen. „Die Arbeiten müssten demnach schon deutlich vor der Adventszeit beendet sein“, so Zellfelder. Das aber sei kaum zu schaffen. Zumal es ein weiteres Problem gibt.

3. Finanzierung der Innensanierung (Bauabschnitt 5): Geplant sind unter anderem ein barrierefreier Eingang, neue Sitzheizungen für die Bänke und ein gläsernes Foyer. Nach langen Diskussionen über die „Wunschlösung“ für rund eine Million Euro und deren „gekürzte Fassungen“ für etwa 540000 Euro hat sich die Kirchengemeinde auf eine Variante für 643540 Euro geschätzte Kosten geeinigt.

Diese Aufstockung gegenüber der Minimallösung erscheint finanziell machbar, da die Landeskirche unerwartet auch für die Innengestaltung einen Zuschuss von 118000 Euro in Aussicht gestellt hat. Deren Motivation: „Man will damit das enorme Engagement des Förderkreises und die Spendenbereitschaft der Schwabacher Bürgerschaft würdigen“, so Pfarrer Zellfelder.

Aber: „Dieser Zuschuss ist bisher nur in Aussicht gestellt“, fährt Zellfelder fort. „Ich hoffe, dass die Sache noch in diesem Jahr durch die zuständigen Gremien geht.“

Aufträge jedenfalls will die Kirchengemeinde vorher noch nicht vergeben. „Wir haben ja bisher immer gesagt, dass wir die einzelnen Bauabschnitte erst dann angehen, wenn die Finanzierung sicher steht.“ Auch wenn Zellfelder davon ausgeht, dass das Geld fließen wird, ein Risiko möchte er nicht eingehen. Und schon gar keine Schulden machen: „Das wäre gegenüber der Gemeinde und den kommenden Generationen unverantwortlich.“

Noch fehlen 250000 Euro

Neben der Unterstützung durch die Landeskirche rechnet Zellfelder mit weiteren Zuschüssen — etwa aus dem bayerischen Kulturfonds — in Höhe von rund 135000 Euro. An Eigenmitteln stehen 145000 Euro für diesen fünften Bauabschnitt zur Verfügung.

Um auf die rund 643000 Euro zu kommen, fehlen also immer noch etwa 250000 Euro. Das heißt: „Weitere Spenden sind dringend nötig. Sonst müssen wir weitere Abstriche machen“, erklärt Zellfelder. Zur „Wunschlösung“ hatte auch eine Verkleinerung der überdimensionierten Empore gehört.

Pfarrer Zellfelder setzt deshalb weiter auf den Initiativkreis „Dir werd ich helfen“, der bislang kaum für möglich gehaltene 789000 Euro gesammelt hat. Eine Million hat er sich als ehrgeiziges Ziel gesetzt. Und die wird auch nötig sein.

Künstlerwettbewerb

Um mit den vorhandenen Mitteln kreative Lösungen zu finden, wird es für die Umgestaltung des Westportals zum Rathaus hin einen Künstlerwettbewerb geben. Dazu werden vier Künstler um Ideen gebeten. Der Kirchenvorstand entschied sich für den Schwabacher Clemens Heinl und Meide Büdel aus Nürnberg. Die beiden anderen Künstler werden vom Kunstreferat der Landeskirche ausgesucht. Im Dezember sollen die Künstler einer Jury ihre Entwürfe vorstellen. Die Entscheidung des Preisgerichts fällt im Februar.

Sanierung wertvoller Bücher

Bereits am kommenden Wochenende wird möglicherweise eine neue Zusammenarbeit mit der polnischen Partnergemeinde Teschen eingeläutet. „Viele historische Kirchenbücher unserer Kapitelsbibliothek müssen saniert werden. Damit hat man in Teschen große Erfahrung“, berichtet Zellfelder. „Deshalb kommt eine Delegation mit einem Restaurator und dem Archivar der Kirchengemeinde zu Besuch. Sie werden die Bücher begutachten. Vielleicht kann man sich ja gegenseitig helfen.“
 

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