Schnaps, Spritzen, Kondome: Kinder räumen in Rednitzhembach auf

27.5.2019, 05:58 Uhr
Schnaps, Spritzen, Kondome: Kinder räumen in Rednitzhembach auf

© Foto: Robert Gerner

Am Anfang stand der Unterricht. Umweltthemen haben sie im Vorjahr, in der vierten Klasse, durchgenommen, erzählt Marvin Meukel. Das hat den Zehnjährigen nicht nur interessiert. Das hat ihn auch inspiriert. Er wird mit seinen Freunden die Welt nicht retten können. Aber sein ganz persönliches Umfeld kann er ein bisschen schöner machen. Der Knirps ist seit einigen Monaten regelmäßig mit Handschuhen, Greifzange und Müllsack unterwegs. Um das wegzuräumen, was andere auf öffentlichem Grund weggeworfen haben.

"Schau mal Julian, eine Flasche." Marvin Meukels Scanner-Blick hat das weiße Glas, das halb von Moos überwuchert ist, sofort gesehen. Sein Freund Julian Niebler läuft hin und fischt den Müll aus dem Waldboden. Die beiden haben sich an diesem Nachmittag mit ihren Kumpels Gabriel Damjanovic und Julian Werzinger getroffen, um den Bereich entlang der Straße nach Mittelhembach und zum SV-Sportgelände zu säubern. Vor allem gegenüber dem Neubaugebiet kommen ihre Greifzangen, die sie sich im Baumarkt besorgt haben, alle paar Zentimeter zum Einsatz: Styropor, Reste von Plastikfolien, weggeworfene Verpackungen, Trassierbänder, Getränkedosen. All das wandert in eine große Stoff-Tonne, die sie mit einem weißen Müllsack ausgekleidet haben und die sie mit einem Wägelchen hinter sich herziehen.

"Ein halbes Auto"

"Wir haben auch schon Autoreifen, Glasscheiben, eine Motorhaube und ein halbes Lenkrad gefunden", erzählt Julian Niebler, der Jüngste. "Ein halbes Auto gewissermaßen." Daneben aber auch Spritzen, gebrauchte Kondome – und immer wieder kleine Schnapsflaschen. "Die liegen hier zu hunderten", sagt Marvin Meukel.

Seit einigen Monaten sind sie jetzt schon unterwegs. In den Osterferien fast jeden Tag, in der Schulzeit alle ein oder zwei Wochen. Sie gehen dorthin, wo ihrer Meinung nach am meisten Dreck liegt. "Am Kirchweihplatz zum Beispiel", so Gabriel Damjanovic. "Und an anderen Orten, wo sich viele Leute treffen." "Zum Saufen treffen", ergänzt Marvin Meukel.

Ärger und Stolz

Bei einzelnen Touren haben sie bis zu sechs volle Müllsäcke voll zusammengetragen. Sie bringen den Müll dann zum Carport von Marvins Eltern. Dort fahren Mitarbeiter des gemeindlichen Bauhofs vorbei und holen ihn ab.

Dass andere Leute Müll so gedankenlos wegwerfen, ärgert die vier Jungs natürlich schon. Andererseits sind sie stolz, etwas beitragen zu können, um ihr Hembach ein bisschen sauberer zu machen. "Das ist jetzt unser großes Hobby", sagen die Vier. Und zwar nicht nur jetzt und für kurze Zeit. Gabriel Damjanovic: "Für ein paar Jahre wollen wir das schon machen."

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