Schnells Kürbiskerne: Mit Pioniergeist zum Erfolg

19.9.2014, 09:49 Uhr
Schnells Kürbiskerne: Mit Pioniergeist zum Erfolg

© Robert Gerner

Vor zehn Jahren haben die Schnells damit begonnen, die ursprünglich aus Südamerika stammende Gemüseart anzubauen. Zunächst auf einem Hektar, im Jahr darauf auf drei, dann auf zehn Hektar. Inzwischen leuchten „Cucurbita“, so der lateinische Name der Ölkürbisse, auf rund 70 Hektar.

Auf dem Großteil der Flächen wachsen nicht die bekannten organefarbenen Speisekürbisse (auch Halloween-Kürbis genannt). „Das ist nur ein Nebenprodukt“, erklärt Petra Schnell. Das junge Landwirts-Ehepaar hat sich vielmehr auf die Produktion von Öl-Kürbissen spezialisiert.

Schnells Kürbiskerne: Mit Pioniergeist zum Erfolg

© Robert Gerner

Auf dem Feld gleichen sie in Farbe und Form eher reifen Melonen. Wichtig ist jedoch, was in der Frucht ist: Kürbiskerne, die besonders ölhaltig sind. Aus ihnen wird nicht nur das begehrte Kürbiskernöl gepresst. Die schönsten und größten Kerne werden auch veredelt. Sie werden „schokliert“ oder gesalzen. Seit diesem Jahr gibt es sie mit feinstem Kaffee-Aroma. „Ich bin immer auf der Suche nach etwas Neuem“, verrät Petra Schnell.

Unternehmerin des Jahres

Die Landwirtin ist für ihren Mut, Neues zu wagen, heuer von Bayerns Landwirtschaftsminister Helmut Brunner als „Unternehmerin des Jahres“ ausgezeichnet worden. Dabei ist sie eigentlich gelernte Handarbeits- und Hauswirtschaftslehrerin. Ein Beruf, der ihr Spaß gemacht hat und den sie vielleicht noch heute ausüben würde, wenn Ehemann Martin und seine Schwiegereltern den Hof so weitergeführt hätten wie die vielen Generationen vor ihnen.

Sie betrieben eine Schweinezucht und pflegten den im Kammersteiner Land früher üblichen Tabakanbau.

Schnells Kürbiskerne: Mit Pioniergeist zum Erfolg

© Robert Gerner

Die Schweinezucht ist inzwischen ganz verschwunden, Tabak baut Martin Schnell nur noch auf wenigen Hektar an. „Wir haben es 2004 mit den Kürbissen probiert, und schon zwei, drei Jahre später war klar, dass wir diesen Weg weitergehen würden“, erzählt sie. Doch der Weg war mitunter steinig. „Learning by doing“ sei vieles gewesen, manches wurde ausprobiert und wieder verworfen. „Das hat uns viele schlaflose Nächte gekostet.“

Doch der Umstieg hat sich gelohnt. In den ersten Jahren ließen die Schnells ihr Kürbiskernöl noch in Österreich pressen. 2011 kauften sie dann in Slowenien ihre Ölpresse – es war die erste in Bayern ihrer Art, wahrscheinlich sogar die erste in Deutschland.

Schnells Kürbiskerne: Mit Pioniergeist zum Erfolg

© Robert Gerner

Die Ölmühle presst mit einem Druck von 300 bar das Öl aus den vorbereiteten Kürbiskernen. Die haben schon einen weiten Weg hinter sich. Ölkürbisse werden maschinell geerntet. Fünf Hektar schafft sie pro Tag. Noch auf dem Feld reißt die Spezialmaschine die Kürbisse auseinander, trennt Kerne vom Fruchtfleisch. Der Großteil des Fruchtfleisches bleibt auf dem Acker zurück. Die Kerne werden auf dem Hof mehrfach getrocknet und gesäubert.

Und: Die Kerne müssen sortiert werden (was bei einer auswärtigen Firma mittels Fotosensorik erledigt wird). A-Ware wird veredelt, B-Ware wandert in die Öl-Produktion.

Live-Produktion

Szenenwechsel. In einem hell gekachelten Raum gleich hinter dem Hofladen werkelt Marek Studzinski an einer schweren Maschine herum. Die Ölmühle ist im Einsatz. Der Pole, der auf dem Schnell’schen Hof gewissermaßen „Mädchen für alles“ ist, schaufelt mit einer großen Kelle eine dunkelgraue Paste in die Presse – geschnittene, geknetete und geröstete Kürbiskerne. Die Maschine arbeitet, und das ausgepresste Öl läuft in einen großen Eimer.

Einige Zeit muss das Produkt noch in großen Bottichen zwischengelagert werden, bis sich die Schwebstoffe absetzen. Dann kann das Kürbiskernöl, das sich durch ein nussiges Aroma auszeichnet, in Flaschen abgefüllt werden.

Auch der „Presskuchen“, also das, was von den Kernen übrig ist, verwenden die Schnells. Diese Kuchen, die aus der Ölpresse plumpsen, sehen tatsächlich aus wie der Unterboden eines Obstkuchens. Sie finden in der Fischzucht und in der Landwirtschaft Verwendung. Doch Martin Schnell lässt einen Teil des Kuchens auch noch zu Mehl mahlen. Das Mehl ist glutenfrei und kann zum Beispiel zum Backen verwendet werden.

Bis zu 220 Liter Kürbiskernöl können die Schnells an einem Tag produzieren. Das ist so viel, dass die Mühle nur ein paar Mal im Monat im Einsatz ist. Die Schnells könnten also mehr pressen. Doch bräuchten sie dann erstens mehr Kürbiskerne und zweitens größere personelle Kapazitäten. Alleine jetzt, in der Erntezeit, sind bis zu 13 Erntehelfer auf den Feldern beschäftigt.

Außerdem haben Petra und Martin Schnell, wie so oft, auch noch andere Pläne. Den alten Schweinestall haben sie abgerissen, dort entstehen jetzt im Erdgeschoss Produktions- und Lagerräume und im Obergeschoss ein Café für bis zu 80 Gäste.

Anmeldung erforderlich

Dort können Interessierte nach Führungen Kürbis- und Kürbiskerngerichte genießen oder sich bei Kaffee und Kuchen erholen. Ein regelmäßig geöffnetes Gasthaus, wie das einige in Kammerstein hoffen, wird das nicht. „Aber ein zusätzliches Angebot für (angemeldete) Gruppen aus der Region. Und für Busreisende aus allen Teilen der Republik, die immer öfter Station auf dem Kürbishof machen und die sich für die Produktion der veredelten Kürbiskerne und des Kürbiskernöls interessieren.

Solche Führungen bieten die Schnells immer wieder an, so auch am Samstag, 20. September, 10.30 Uhr, direkt ab dem Hof, in Zusammenarbeit mit der Aktion „Taste it“ des Regionalbüfetts. Doch Achtung: Die Teilnehmerzahl ist auf etwa 50 begrenzt, Interessenten sollten sich deshalb unbedingt vorher bei Familie Schnell anmelden, Telefon (0 91 22) 83 07 03.

Weitere Informationen im Internet unter www.schnells-kuerbiskerne.de

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