Schulbegleiterin macht Inklusion erst möglich

25.6.2012, 09:31 Uhr
Schulbegleiterin macht Inklusion erst möglich

© Schmitt

So selbstverständlich, wie man glauben könnte, ist das allerdings nicht. Lukas ist nach einer schweren Krankheit körperbehindert und leidet an einer leichten Epilepsie. Er braucht eine Schulbegleiterin. Silvia Bürner hilft ihm, im Unterricht auf dem Laufenden zu bleiben, erkennt, wann er Pausen braucht, und unterstützt ihn im Schulalltag. „Sein Hilfebedarf kann jeden Tag anders sein“, hat Bürner erlebt. „Tätigkeiten, die für uns normal sind“, weiß Lukas’ Mutter, „sind für ihn schwierig“.

Katja Klimmeck ist Leiterin der Offenen Hilfen bei der Diakonie Neuendettelsau. „Die Schulbegleitung hat durch die UN-Konvention deutlichen Aufschwung erfahren“, sagt sie. Die internationale Vereinbarung schreibt vor, dass Kinder mit Behinderung nicht mehr in eigene Schulen gehen müssen. Sie sollen dort lernen dürfen, wo auch alle anderen Kinder unterrichtet werden. Seit 2009 ist diese Vorschrift deutsches Recht. Nun haben Eltern die Wahl. Für Lukas’ Mutter war es keine Frage.

Daniela Deyerler informierte sich weit vor Schul-Start im Internet und fand dort die Möglichkeit des „Schulbegleiters“. Damit war die Einschulung in ein überregionales Förderzentrum in Weinsfeld oder Hilpoltstein auch für das Schulamt kein Thema mehr. Ein langer Schulweg, ein völlig anderes Umfeld und anfangs unbekannte Kinder wären die Folgen gewesen. Nach der Schule wäre Lukas auch nicht sofort nach Hause gekommen. Der Besuch einer Tagesstätte zur zusätzlichen Förderung wäre verpflichtend gewesen.

Das Landratsamt Roth unterstützte die Familie bei der Antragstellung. Der Bezirk Mittelfranken sorgte in den ersten beiden Jahren als zuständiger Sozialhilfeträger für einen Schulbegleiter und finanzierte ihn auch.

Vor anderthalb Jahren hat sich die Diakonie des Themas angenommen. Seit Beginn der dritten Klasse stellt nun deren Roth-Schwabacher Depandance die Schulbegleiterin. Kostenträger ist nach wie vor der Bezirk. Doch Silvia Bürner ist Angestellte des Wohlfahrtsverbands.

Das hat viele Vorteile. „Fachliche Rückkoppelung, kollegialer Austausch, Fortbildung und Supervision“, zählt Heike Ackermann, Koordinatorin der Diakonie-Schulbegleitung in Roth, auf. Ferner informiere die Diakonie die Eltern behinderter Kinder über den Besuch der Regelschule, helfe bei der Antragstellung und erhebe im Falle der Ablehnung auch Widerspruch, beschreibt Ackermann das Unterstützungsangebot ihres Verbands.

„Lukas hat die Schulbegleitung unheimlich viel gebracht“, sagt Daniela Deyerler. „Ohne Frau Bürner wäre es sehr viel schwerer“, ist sie überzeugt. Ganz wichtig ist ihrer Meinung nach aber auch die Haltung des Lehrerkollegiums zur Inklusion, wie die UN-Konvention den Besuch von Regleinrichtungen durch Kinder mit Behinderung nennt. „Ohne die passende Schule wäre es nicht möglich“, sagt Daniela Deyerler und Silvia Bürner nickt.

Daniela Deyerler hat die Wahl der Regelschule für ihr Kind noch keinen Tag bereut. Lukas hat weder Probleme mit den Lehrern noch mit anderen Schülern. „118 Kinder besuchen die Grundschule Meckenhausen, da gibt es keines, das Lukas nicht mag“, weiß Silvia Bürner. Auch die Förderung klappt gut. „Lukas hat enorme Fortschritte gemacht“, sagt seine Mutter. Neben der Schulbegleiterin sind ihrer Meinung nach engagierte Lehrer und eine kleine Klasse mit nur 16 Schülern die Hauptfaktoren für diesen Erfolg.

„Eltern sollen die Wahlmöglichkeit haben zwischen Förderzentrum und Schulbegleitung in der Regelschule, das ist uns wichtig“, sagt Heike Ackermann, die ein ausgefeiltes Angebot an besonderen Förderzentren für Kinder mit Behinderung auch künftig für erforderlich hält. „Es darf nicht ‚entweder ... oder’, sondern es muss ‚sowohl ... als auch’ heißen“, schildert Ackermann die Haltung der Diakonie.

Schulbegleitung für Kinder mit Behinderung über die Diakonie als Träger steckt im Landkreis Roth und in Schwabach noch in den Kinderschuhen. Neben Lukas stellt die Diakonie noch für zwei weitere Kinder in der ersten und zweiten Klasse einen Begleiter. „In Ansbach gibt es schon über 30, auch an weiterführenden Schulen“, sagt Katja Klimmeck.

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