Schwabach bekommt Besuch aus der Südsee

10.1.2017, 05:57 Uhr
Schwabach bekommt Besuch aus der Südsee

© Foto: oh

Seit den siebziger Jahren gibt es diese Partnerschaft, bedingt dadurch, dass die evangelische Kirche in Bayern eine enge Verbindung mit der lutherischen Kirche auf dieser Südseeinsel pflegt. Die Fahrt im vorletzten Jahr ging aber nicht in Fries' früheren Einsatzort, sondern ins Schwabacher Partnerdekanat Menyamya im Hochland, das die Pfarrerin bis dato noch nicht kannte. Dort besuchte die vierköpfige Gruppe zahlreiche Gemeinden und nahm an einer Distrikt-Konferenz teil. Ziel der Reise war es, künftige Kooperationsprojekte auszuloten.

Nach der Begrüßung durch Pfarrer Dr. Paul-Hermann Zellfelder bat Verena Fries die Anwesenden im Evangelischen Haus darum, das Lied „Long Marimari Bilong God“ aus Papua-Neuguinea in Pidgin-Englisch mitzusingen. Dieses Lied hatte ihr während ihres Auslandseinsatzes viel Kraft gegeben.

Beeindruckende Fotos

Danach schwärmte die Hilpoltsteiner Pfarrerin einerseits von diesem fernen Ort im Pazifik und zeigte beeindruckende Fotos: traumhaft schöne Landschaften von Tafelbergen mit ursprünglichem Regenwald, seltene Paradiesvögel, zauberhaft bunte Schmetterlinge und reichhaltige, landwirtschaftliche Anbaukultur.

Andererseits verschloss sie aber auch nicht die Augen vor vielen Problemen: Die viel zu schnell fortschreitende Modernisierung in den Städten führte zu einem Abbruch der Tradition, was wiederum zu Zivilisationskrankheiten wie Alkoholismus führt. Das Leben auf dem Land ist hart: hohes Analphabetentum, wenig Schulen, Armut, Kriminalität, Gewalt und Dschungelkrankheiten.

Vielfalt als Hindernis

Dazu kommt eine großen Ethnienvielfalt: Jedes Tal hat seine eigene Kultur, Sprache und Stammesrituale. So kommt es zu über 800 verschiedenen Sprachen und Ethnien. Das sieht auf touristischen Bildern hübsch aus, ist im Alltag aber schwierig, denn die Volksgruppen verstehen sich untereinander nicht unbedingt gut. Dadurch wird die Realisierung dringend benötigter Hilfsprojekte, wie solargestützte Wasserpumpen, schwierig.

Denn auch der Klimawandel geht an Papua Neuguinea nicht vorbei: Die Pegel der Flüsse, deren Wasser zum Trinken und Waschen genutzt wird, sinken seit Jahren dramatisch. Dadurch schreitet vielerorts die Austrocknung der Böden voran und die Ernten fallen geringer aus.

Die Reisegruppe flog von der Hauptstadt Papua Neuguineas, Port Moresby, weiter in die Hauptstadt des Distrikts Morobe, nach Lae. Nach zehn Stunden Fahrt mit einem Jeep über holprige Pisten wurde schließlich der Zielort Menyamya erreicht. Kleinere Gemeinden können von dort aus oft nur über beschwerliche Wanderwege zu Fuß besucht werden. Überall traf die Truppe auf eine überwältigende Gastfreundschaft. In Menyamya wurden sogar Freudentänze in Stammestracht aufgeführt und Blumentore geflochten. Die große Begeisterung für die Besucher aus Deutschland steht im Gegensatz zum sinkenden Interesse der Menschen hierzulande an der Partnerschaft in Übersee, die mancherorts sogar auch auf Kritik trifft.

Kopie einer Kirche

Als besonderer Höhepunkt wurde der Besuch des Wok-Meri-Trainingscenters am Sattelberg empfunden. Dort befindet sich eine stark renovierungsbedürftige Kopie der Laurentius-Kirche in Neuendettelsau. Die hier angesiedelte Mädchenschule verfügt ebenfalls über nur wenige finanzielle Mittel.

Für die Distrikt-Konferenz wurde die Reisegruppe gleich in praktische Arbeiten eingebunden. So halfen die Teilnehmer bei der Fertigstellung des Veranstaltungsortes, bei der Technik, bei der Essensausgabe und in der Küche. Wichtig war die Diskussion, wie die Kirche von Morgen leben will, wenn es nicht gelingt, Jugendliche in die Arbeit der Gemeinden einzubinden. Jugendliche gehen zur Ausbildung oder zum Arbeiten in die Städte oder in besser entwickelte Gebiete.

Jugendarbeit braucht Unterstützung

Nach zahlreichen Diskussionsrunden kam die Delegation mit einer Aufgabenliste nach Hause: Die Kinderkirche in Menyamya braucht Materialien, um die Kindergottesdienste attraktiv zu gestalten. Die Jugendarbeit benötigt dringend Unterstützung, um junge Menschen in der Gemeinde zu halten. Ein weiteres Thema ist die Bildung von Frauen, da der Bildungsgrad der Frauen deutlich unter dem der Männer liegt. Ein weiterer Wunsch ist die Unterstützung und Fortbildung ehrenamtlicher Mitarbeiter. Verena Fries warnte aber vor allzu schneller Projektplanung: „Die Menschen leben dort in einer anderen Zeitschiene. Man braucht viel Zeit.“

Ende Juni ist der Gegenbesuch der Partner aus Menyamya in Schwabach geplant. Dabei sollen vor allem Jugendliche eingebunden werden. Vier Wochen lang können die Gäste aus dem fernen Land Schwabach gut kennenlernen. Dekanatsjugendreferentin Tanja Riedelbach, die ebenfalls an der Reise im Jahr 2015 teilnahm, meinte: „Wir suchen Jugendliche, die mitmachen und die Lust haben, sich auf das Abenteuer Papua Neuguinea einzulassen“.

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