Schwabach: Für Autobesitzer kommt es knüppeldick

19.11.2019, 15:00 Uhr
Für viele Autofahrer in Schwabach und im Landkreis wird die Autoversicherung teurer. Schuld daran ist eine Hofstufung der Region in den so genannten Regionalklassen.

© dpa Für viele Autofahrer in Schwabach und im Landkreis wird die Autoversicherung teurer. Schuld daran ist eine Hofstufung der Region in den so genannten Regionalklassen.

In diesem Moment traute Michael Reichel seinen Augen nicht. Vergangenen Samstag bekam der Schwabacher Post von seiner Autoversicherung. Die neue Rechnung für 2020. Für ihn eigentlich kein Grund zur Aufregung. "Ich habe 35 beitragsfreie Jahre und fahre seit Jahrzehnten unfallfrei", erzählt er. Und doch muss er im kommenden Jahr deutlich tiefer in die Tasche greifen. "Mein Beitrag steigt um 33 Prozent", hat er ausgerechnet.

Der Grund für die Steigerung betrifft alle Schwabacher Autobesitzer: Die Stadt Schwabach ist bei den sogenannten "Regionalklassen" in der Haftpflichtversicherung gleich zweifach hochgestuft worden: von Klasse 9 in 11. Einen solch doppelten Sprung hat es in Bayern sonst nur im Landkreis Schweinfurt Land gegeben. Der Grund: Schwabacher und Schweinfurter Autofahrer verursachen zunehmend Schäden durch Unfälle.

Für die Höhe der Beiträge sind aber nicht nur die Regionalklassen, sondern vor allem auch die Typklassen der Fahrzeuge und die schadensfreien Jahre ausschlaggebend. Daher sind die Beiträge individuell unterschiedlich, sie können also sogar sinken. Das dürfte aber eher die Ausnahme sein.

Je niedriger, desto billiger

"Grundsätzlich gilt: Je besser die Einstufung in der Regionalklasse, desto günstiger wirkt es sich auf den Versicherungsbetrag aus", erklärt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Der erstellt jährlich für Deutschland eine Regionalstatistik. Sie zeigt, wo Autofahrer besonders viele Unfälle verursachen. "Die Regionalklassen spiegeln die Schadensbilanz der 413 deutschen Zulassungsbezirke wider", so der GDV.

Insgesamt kennt die Haftpflicht zwölf Schadensklassen. In der höchsten Klasse 12 liegen vor allem Großstädte, auch Fürth und Nürnberg. Erlangen dagegen ist nur in Klasse sechs. Mit Schwabach vergleichbar große Städte wie Ansbach und Neumarkt sind jeweils in Regionalklasse 9.

Höhergestuft von 5 auf 6 wurde auch der Landkreis Roth. Damit liegt er aber noch im bundesweiten Durchschnitt. Doch auch dort wird die Autohaftpflicht also teurer, allerdings fällt die Steigerung nicht so krass wie in Schwabach aus.

Die Einteilung des Gesamtverbands der Versicherungswirtschaft ist für die einzelnen Autoversicherer nicht verbindlich. "Aber alle halten sich daran", erklärt GDV-Sprecher Christian Ponzel auf Tagblatt-Nachfrage. Für Autofahrer wie Michael Reichel heißt das: "Deshalb die Versicherung zu wechseln macht also keinen Sinn."

Für die große Mehrheit der deutschen Autofahrer aber ändert sich die Regionalklasse nicht. "Für knapp 32 Millionen Kfz-Haftpflichtversicherte bleibt es bei den Regionalklassen", so der GDV.

5,1 Millionen profitieren sogar. Sie leben in Bezirken, die in eine niedrigere Regionalgruppe herabgestuft wurden. Bundesweit am besten liegt der Bezirk Uckermark in Brandenburg.

Teurer wird es für 4,2 Millionen Versicherte. Zu ihnen gehören auch die Schwabacher und die Rother Landkreisbürger. Die Stadt und der Landkreis sind zwei der 50 Zulassungsbezirke, die von einer Höherstufung betroffen sind.

All dies betrifft wohlgemerkt die Haftpflichtversicherung, die jeder Autobesitzer zahlen muss. Für freiwillige Teil- und Vollkaskoversicherungen gelten eigene Regionalklassen: Bei der Teilkasko gibt es 16, bei der Vollkasko nur 9. Schwabach bleibt jeweils in Klasse 2 und der Landkreis Roth unverändert in Klasse 6 (Teilkasko) beziehungsweise 3 (Vollkasko).

Immer mehr Unfälle

Entscheidend ist zwar nicht der Unfallort, sondern der Wohnort der Fahrzeughalter. Dennoch passen auch die Unfallstatistiken für Schwabach und den Landkreis Roth zu den erhöhten Regionalklassen der Haftpflichtversicherung.

"In Schwabach steigen die Unfallzahlen seit 2004 kontinuierlich an", erklärt Erwin Leitner, der Chef der örtlichen Polizeiinspektion. Damals waren es 973 Unfälle, 2018 1200. 2017 waren es 1132.

Tendenz steigend, heißt es auch im Landkreis Roth. Für ihn zuständig sind die Polizeiinspektionen Schwabach (mit Kammerstein, Rohr und Wendelstein), Roth (Landkreismitte) und Hilpoltstein (südliche Gemeinden). Martin Junglas, der Leiter der PI Roth, hat die Landkreis-Zahlen im Überblick zusammengefasst: "2017 waren es inklusive Autobahnen 4259 Unfälle, im vergangenen Jahr 4370. Ohne Autobahn lagen wir 2017 bei 3151 und 2018 bei 3265."

Setzt sich dieser Trend fort, könnten Roth und Schwabach in den Regionalklassen sogar noch weiter steigen. Verhindern könnten das die Autofahrer selbst, sagt Michael Reichel: "Ich appelliere an alle Schwabacher, defensiver zu fahren, damit die Prämien möglichst wieder sinken und nicht unbezahlbar werden."

 

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