Ehrung

Schwabach: Goldene Bürgermedaille für Ralf Gabriel

21.6.2021, 06:00 Uhr
Corona-Abstand muss sein, selbst bei der Überreichung der Goldene Bürgermedaille: OB Peter Reiß (links) würdigte damit am Freitagabend nach dem Baratier-Festakt Ralf Gabriel, den Initiator und Vorstandsvorsitzenden der Bürgerstiftung Unser Schwabach.  Rechts neben ihm seine Gattin Barbara Steinhauser.

© Günther Wilhelm, NN Corona-Abstand muss sein, selbst bei der Überreichung der Goldene Bürgermedaille: OB Peter Reiß (links) würdigte damit am Freitagabend nach dem Baratier-Festakt Ralf Gabriel, den Initiator und Vorstandsvorsitzenden der Bürgerstiftung Unser Schwabach.  Rechts neben ihm seine Gattin Barbara Steinhauser.

Peter Reiß macht es spannend. Gerade hat er sich bei Professor Günter Berger für dessen Festvortrag zum Baratier-Jubiläum bedankt, womit der Abend eigentlich hätte ausklingen können. Stattdessen lädt Schwabachs Oberbürgermeister die Gäste an diesem Freitagabend im Markgrafensaal noch zum zweiten, völlig unerwarteten Teil ein. "Ich weiß, es ist spät, quasi eine lange Nacht", leitet er launig über zu einer besonderen Ehrung: der Verleihung der Goldenen Bürgermedaille.

Zunächst beschreibt er den Preisträger, noch ohne dessen Namen zu nennen. Doch schon in diesem ersten Satz steckt der elegante Hinweis auf den Geehrten: den Erfinder und Organisator der "Langen Nächte" in München und im Raum Nürnberg, Erlangen, Fürth - den Schwabacher Ralf Gabriel. Vor rund 20 Jahren hat er mit den "Langen Nächten" der Museen, der Musik und nicht zuletzt der Wissenschaften begonnen. Aus einer mutigen Idee und einem unternehmerischen Risiko wurde eine Erfolgsgeschichte. Jeweils Zehntausende ließen sich seither für Kultur und Wissenschaft begeistern.

Mitbegründer der Grünen

Obwohl sein beruflicher Schwerpunkt in den bayerischen Metropolen lag, ist er seiner Heimatstadt stets verbunden geblieben. Nicht nur durch seinen Hauptwohnsitz, vor allem durch sein jahrzehntelanges ehrenamtliches Engagement in Politik und Kultur. Ralf Gabriel hat die Grünen in Schwabach mit gegründet und wurde 1984 zusammen mit Rudi Schwab als erster Alternativer in den Stadtrat gewählt. Der Beginn von 18 Jahren Kommunalpolitik, in der die Pflegschaft für das Stadtmuseum eines seiner besonderen Anliegen war. "Schon da zeigte sich sein Verbundenheit mit der Kultur", sagt Reiß.

Initiator der Bürgerstiftung

2002 verzichtet Gabriel eine erneute Kandidatur, hat aber bereits ein neues Projekt vor Augen. "Er ist Initiator für die Gründung der Bürgerstiftung Unser Schwabach im Juni 2005 und seitdem Stiftungsvorstand", erklärt der OB. Die Vortragsreihe "Forum Bürgerstiftung" hat er als feste Einrichtung etabliert, ebenso wie den Stiftungspreis der Bürgerstiftung, dessen jährliche Verleihung er moderiert.

Aus gesundheitlichen Gründen hat sich der 59-Jährige zu Beginn des Jahres beruflich zurückziehen müssen. Seinen ehrenamtlichen Einsatz für Schwabach aber setzt er fort. Aktuelles Beispiel: Das Baratier-Jubiläum geht nicht zuletzt auf seine Initiative zurück. Der Festakt für das "Schwabacher Wunderkind" ist deshalb ein so würdiger wie passender Rahmen für die Ehrung Ralf Gabriels.

"Wow! Mir?"

Seine Dankesrede beginnt er mit dem Telefonat, in dem ihm der OB über den einstimmigen Stadtratsbeschluss informierte, mit dem ihm die Auszeichnung zugesprochen wurde. Seine erste Reaktion: "Wow! Mir?"

Voller Respekt zählt Ralf Gabriel die elf lebenden Träger der Goldenen Bürgermedaille in alphabetischer Reihe auf: Gerda Braun. Rudolf Büttner, Bruno Fetzer, Evi Grau-Karg, Hartmut Hetzelein, Stephan Kosmann, Dr. Roland Oeser, Hartwig Reimann, Richard Schwager, Rosy Stengel und Fritz Winter. "Alle sind Vorbilder mit leidenschaftlichem Einsatz für das Gemeinwesen", sagt Gabriel. Nun in dieser Reihe genannt zu werden, sei für ihn eine ganz besondere Ehre.

Erster Besuch im Rathaus

Sein eigener Einsatz beginnt Ende der 1970er Jahre als "rebellischer Heranwachsender", wie sich heute schmunzelnd nennt. Es ist die Zeit von Waldsterben, Wackersdorf und Nachrüstung. Genau erinnert er sich an seinen ersten Besuch im Rathaus 1981. "OB Reimann hat mich als besten Sammler für die Spendenaktion Kinderbaum ausgezeichnet", erzählt Gabriel und zeigt das Buch "Natur als Aufgabe", das er damals erhalten hat.

Der junge Ralf Gabriel organisiert Busse zu den großen Friedensdemos, will aber auch ganz konkret vor Ort etwas verbessern. Sein Blick auf die 18 Jahre als Stadtrat: "Es war eine fantastische Zeit." Selbstironisch lobt er die Kolleginnen und Kollegen der anderen Fraktionen für deren gute Nerven, wenn er mal wieder "aufbegehrte".

Auch und gerade als Neuer habe er bei allen inhaltlichen Unterschieden von Anfang an das Gefühl gehabt, "akzeptiert und nicht nur hingenommen zu werden". Die Stadtratsarbeit wird so zur prägenden Erfahrung. "Hier lernte ich die guten Seiten der Bürgergesellschaft kennen." Eine Erfahrung, die zum Grundstein seines späteren Engagements für die Bürgerstiftung wird.

"Gemeinsam bewegen wir Gutes"

Doch in seinen positiven Rückblick mischt sich auch Sorge: "Es gilt denen zu widersprechen, die Politik schlechtreden, ja mittlerweile sogar unser ganzes Staatswesen, als wären über 75 Jahre Frieden und Wohlstand eine Selbstverständlichkeit", betont Gabriel. Dem hält er das Leitbild einer aktiven Bürgerschaft entgegen, wie sie etwa in der Bürgerstiftung zum Ausdruck komme. Sein Schlusswort bleibt deshalb Programm: "Gemeinsam bewegen wir Gutes."

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