Schwabach/Roth: Homeoffice weitgehend ausgeschöpft

20.1.2021, 15:15 Uhr
Schwabach/Roth: Homeoffice weitgehend ausgeschöpft

© Foto: Gollnow (dpa)

Geht da noch mehr? Ja, meinen die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsidenten. Am Dienstagabend wurde beschlossen, das Homeoffice weiter auszubauen, um angesichts der Corona-Lage die Zahl der Kontakte und damit das Ansteckungsrisiko weiter zu verringern. Homeoffice soll Pflicht werden, wo es die Arbeitsabläufe erlauben. Viele Betriebe und Verwaltungen haben es bereits eingeführt. Sehen sie noch großes Potenzial? Ein Stimmungsbild:

Firma Bergner

Thomas Dann,Vorsitzender des IHK-Gremiums Schwabach und Chef von Schwabachs größtem Arbeitgeber RIBE, der unter anderem auch ein Werk in Roth hat: "Wir haben uns zum Thema Mobiles Arbeiten sehr viele Gedanken gemacht und auch bereits vieles in der ersten Welle umgesetzt", betont Dann. "Die Quote liegt bei uns zwischen 8 und 15 Prozent. Das ist für einen Industriebetrieb eine realistische Größe."

Ganz einfach sei das gerade für einen produzierenden Betrieb aber nicht. "Wir haben uns genau angesehen, wo dies organisatorisch und technisch möglich ist: Im Bereich IT, Einkauf und Controlling eher, bei den Werkzeugentwicklern, im Service und an den Maschinen ist es dagegen nicht möglich."

Innerhalb des Betriebs gilt ein detaillierter Pandemieplan. "Zum Beispiel haben wir auch in den Büros versetztes Arbeiten in einer Früh- und Spätschicht eingeführt. Zudem halten wir zwei Meter Abstand von Tisch zu Tisch, auch Trennwände haben wir eingebaut."

Grundsätzlich versuche man, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beim Homeoffice entgegenzukommen: "Wenn jemand will, schauen wir, ob es geht", betont Thomas Dann. "Dabei berücksichtigen wir auch, wer Risikopatient ist oder wer sich um Kinder oder Pflegebedürftige kümmern muss." Umgekehrt gebe es aber auch Mitarbeiter, die gar kein Homeoffice wollen.

Gebraucht werden die Mitarbeiter in jedem Fall: "Die Auftragsbücher sind wieder gut gefüllt", sagt Thomas Dann.

Sparkasse Mittelfranken Süd 

Frank Wenning,Pressesprecher der Sparkasse Mittelfranken-Süd: "Von unseren 572 bankspezifischen Mitarbeitern haben momentan 184 die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten", nennt Frank Wenning die aktuellen Zahlen. "Wir sind also schon relativ weit. Deshalb sehen wir eine neue Verordnung der Bundesregierung auch relativ entspannt."

Vor allem im Herbst wurde mit Blick auf die zweite Pandemiewelle das Homeoffice ausgebaut. "Damit ist es bei uns aber weitgehend ausgereizt. Denn im Kundenverkehr in den Filialen ist Homeoffice natürlich schwierig."

Firma Schlenk

Daniel Matulla, Pressesprecher der Karl Schlenk AG, Barnsdorf: "Wenn wir nur die Arbeitsplätze betrachten, bei denen mobiles Arbeiten möglich ist, dann nutzen das nahezu alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einem Rotationsprinzip. Bei uns gilt bereits seit dem vergangenen Jahr die Regel: Nur eine Person in einem Büroraum. In der Praxis bedeutet das, dass sich die Kolleginnen und Kollegen mit mobilem Arbeiten und Präsenz im Büro abwechseln. So erreichen wir einen sehr hohen Infektionsschutz und ermöglichen gleichzeitig, dass auch die Dinge erledigt werden können, die vor Ort erledigt werden müssen."

Mobiles Arbeiten also grundsätzlich "Ja", jedoch müssten die Rahmenbedingungen stimmen: Schnelles Internet und ein angemessener Arbeitsplatz. Und natürlich dürfe es keine negativen Auswirkungen auf die Lieferfähigkeit geben.

Als mittelständisches Industrieunternehmen arbeitet die Mehrheit der Beschäftigten jedoch an Maschinen oder nahe der Produktion, in Laboren, Versand und anderen Bereichen, die eine Anwesenheit vor Ort erfordern. Hier würden bereits seit Wochen genau die Regeln gelten, die der Staat jetzt vorgibt: FFP 2-Maske, noch mehr Kontakte reduzieren, harte Abstandsregeln. Matulla: "Dass wir hier freiwillig vorsichtiger agieren, hat durchaus Erfolg: Wir hatten seit Beginn der Pandemie vor fast einem Jahr keine einzige Übertragung innerhalb des Unternehmens."

Grundsätzlich unterstützt die Firma Schlenk die Zielsetzung der neuen Vorgaben: Eindämmung des Virus durch Kontaktreduzierung. Matulla: "An unserem Beispiel kann man aber auch sehen, dass wir schon freiwillig mehr tun als vorgegeben. Eine Verpflichtung ist daher aus unserer Sicht nicht notwendig."

Landratsamt Roth

Klaus Pechler, Personalleiter am Landratsamt Roth: "Bei uns gibt es Homeoffice bereits seit Pandemiebeginn im Frühjahr", erklärt Pechler. Von den rund 300 Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeitern nutzen rund 160 diese Möglichkeit.

Besonders schwierig sei es in Bereichen mit viel Bürgerkontakt wie der Kfz-Stelle, dem Sozial-, Jugend- und Ausländeramt. "Hier müssen wir nach Terminvereinbarung vor Ort sein", so Klaus Pechler. "Etwas Luft nach oben gibt es noch", glaubt er. Zahlenmäßig sei das aber nur schwer zu konkretisieren. "Es hängt von den dienstlichen Belangen und auch von den Mitarbeitern ab. Alle Anträge auf Homeoffice werden wir weiter innerhalb von einem oder zwei Tagen beantworten. Das funktioniert in der Regel problemlos. Andere Mitarbeiter finden es aber gar nicht erstrebenswert, nur noch daheim zu sein."

Stadt Schwabach

Marion Pufahl, Pressesprecherin der Stadt Schwabach: Die Stadt hat 690 Beschäftigte, davon 474 in der Verwaltung. Seit der Pandemie sind die vollwertigen Homeoffice-Plätze massiv von etwa 15 auf 242 ausgebaut worden. "Damit sind die Möglichkeiten weitgehend ausgeschöpft", so Marion Pufahl. "In vielen Bereichen wie dem Baubetriebsamt oder Kindergärten ist Homeoffice ohnehin nicht möglich."

 

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