Schwabach: Therapeutin plädiert für Natürlichkeit der Geburt

3.6.2018, 04:48 Uhr
Was wohl die Jungfrau Maria (Skulptur rechts) von der modernen Geburtsmedizin halten würde? Heutige Mütter sind oft hin- und hergerissen zwischen den Ratschlägen der Schulmedizin und alternativen Strömungen.

© Georg Klietz Was wohl die Jungfrau Maria (Skulptur rechts) von der modernen Geburtsmedizin halten würde? Heutige Mütter sind oft hin- und hergerissen zwischen den Ratschlägen der Schulmedizin und alternativen Strömungen.

Mathy, selbst zweifache Mutter, ist Gefühls- und Körpertherapeutin. Seit bald 10 Jahren begleitet sie Schwangere, Neugeborene und Mütter auf dem Weg ins Leben. Die Frage danach, wie man es denn richtig macht mit dem Kinderkriegen, bewegt nicht nur werdende Mütter. Die Literatur zu Schwangerschaft, Geburt und Erziehung füllt die Regale in den Buchhandlungen und nicht wenige Mütter beschleicht das seltsame Gefühl, es ja nur falsch machen zu können.

Die Antwort von Stefanie Mathy darauf lautet, dass frau es eigentlich nur richtig machen kann: "Die Natur hat das alles gut eingerichtet." Davon, den Geburtsvorgang durch Medikamente zu beschleunigen, die etwa die Wehen einleiten sollen, oder davon, ein Kind mal eben per Kaiserschnitt auf die Welt zu holen, hält sie deswegen nicht viel: "Dadurch wird das Zeitempfinden der Menschen gestört. Normalerweise entscheidet das Kind, wann es geboren wird." Nach einem Kaiserschnitt würde den Kindern später oft die Fähigkeit zur Selbstbestimmung im Leben ein Stück weit fehlen, weil schon jemand anderes darüber entschieden habe, wann sie aus dem Mutterleib geholt wurden.

Übergang ins Leben

Doch woran liegt das? "Es gibt sogenannte Geburtsprägungen", sagt die Gefühls- und Körpertherapeutin: "Je leichter und sanfter ein Kind auf die Welt kommt und je liebevoller das Umfeld ist, in das es geboren wird, desto leichter wird sich auch das spätere Leben entfalten." Wenn die Geburt lang dauere oder besonders anstrengend sei, könne auch das weitere Leben sehr anstrengend verlaufen. Wenn sich erwachsene Menschen fragten, warum sie es denn nur so schwer hätten im Leben, dann könne das an einer Geburtsprägung liegen.

Für die Gefühls- und Körpertherapeutin Stefanie Mathy aus Nemsdorf steht die Natürlichkeit der Geburt im Mittelpunkt.

Für die Gefühls- und Körpertherapeutin Stefanie Mathy aus Nemsdorf steht die Natürlichkeit der Geburt im Mittelpunkt. © Martin Regner

Schließlich sei die Geburt die "erste große Veränderung im Leben": Das Baby muss die warme, dunkle Geborgenheit des Mutterleibs verlassen. "Es gibt aber sehr sanfte Methoden, dem Kind einen angenehmen Übergang in unsere Welt zu ermöglichen", sagt Mathy. Beispielsweise durch eine spezielle Geburtswanne, die mit warmem Salzwasser gefüllt ist und in der die werdende Mutter Platz nimmt. "So spürt das Kind, das aus dem Fruchtwasser kommt, gleich wieder Wasser um sich herum."

Von Natur aus fließend

Aber auch die neun Monate vor der Geburt könnten von der Mutter positiv und liebevoll gestaltet werden: "Das Kind bekommt über das Fruchtwasser die Emotionen der Mutter mit, zum Beispiel wenn diese nach einem Unfall einen Schock erleidet oder ein Trauerfall in der Familie eintritt." Dann sei es wichtig, mit dem ungeborenen Kind in Kontakt zu treten: "Zum Beispiel die Hand auf den Bauch legen und dem Kind sagen: Das geht jetzt nur mich etwas an. Das betrifft dich nicht, du bist geschützt."

Wenn andere Mütter Schwangeren, denen sie etwa auf der Straße begegnen, wohlgemeinte Ratschläge erteilen oder Geschichten von ihrer eigenen Schwangerschaft loswerden wollten, sollten werdende Mütter das von vornherein abblocken: "Jede Schwangere schreibt ihre eigene Geschichte. Die Geburt ist die eigenständigste Erfahrung, die wir auf der Erde haben. So individuell, dass sich das auch nicht in Schulbücher der Medizin pressen lässt."

Es sei ein Fehler, den von Natur aus fließenden Vorgang der Geburt zu einem kontrollierten Vorgang machen zu wollen, wie es die überwiegend männlichen Ärzte der Schulmedizin versuchen würden, meint Mathy. "Die meinen das auch nur gut, aber sie wissen nicht, was sie damit alles kaputt machen." Allein der Anschluss eines Wehenschreibers in der Geburtsklinik etwa sorge dafür, dass der Fokus der gebärenden Frauen vom Innen ins Außen, vom Gefühl zum Verstand umgeleitet werde.
Dadurch werde dem Geburtsvorgang ein ganzes Stück seiner Natürlichkeit genommen. Statt dessen rät Stefanie Mathy dazu, die Frauen beim Gebären so lange wie möglich in Ruhe zu lassen, etwa bei einer Hausgeburt. Denn: "Die Natur hat das alles gut eingerichtet."

 

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