Schwabacher Baudenkmäler bei der Prämierung des Bezirks

21.3.2014, 09:10 Uhr
Schwabacher Baudenkmäler bei der Prämierung des Bezirks

© Julia Krieger/Bezirk Mittelfranken

Die Eigentümer der Anwesen Neutorstraße 1, Pinzenberg 1, Rathausgasse 7, Südliche Ringstraße 38 und der Bierkeller haben mit den Sanierungen dazu beigetragen, die wertvolle Bausubstanz der Gebäude zu sichern.

Zur 38. Denkmalprämierung des Bezirks Mittelfranken ist ein 128 Seiten starker Begleitband erschienen. Darin werden alle ausgezeichneten Denkmalprojekte in Wort und Bild dargestellt. Das reichlich bebilderte Buch „Denkmalpflege in Mittelfranken“ ist für 15 Euro plus Porto erhältlich, Infos dazu unter www.bezirk-mittelfranken.de.

Die ausgezeichneten Objekte in Schwabach:

Neutorstraße 1

Eine aufwändige Maßnahme war die Sanierung des mächtigen Fachwerkbaus Neutorstraße 1. Das spätmittelalterliche Haus von 1464 war ursprünglich eine Brauerei mit Dörrhaus, Malzhaus und Schnapsbrennerei. Seit gut 100 Jahren ist es die Heimat des Luna-Kinos. Im Lauf der Jahrhunderte wurde das stattliche Gebäude mehrmals umgebaut, zuletzt 1846. Damals erhielt es eine klassizistische Fassade. 1938 legte man sein niemals auf Sicht geplantes, rein konstruktives Fachwerk frei.

1910 wurde dem Brauereibau ein Saal angefügt. Hier eröffnete 1913 das Luna-Theater, ein außergewöhnliches Kino mit dem Flair vergangener Tage. Es ist heute das älteste Kino Bayerns und eines der ältesten Deutschlands. Bereits vor einigen Jahren wurde es renoviert. Jetzt stand die Sanierung von Dach und Fassade an.

Allein schon die Dimension des spätmittelalterlichen Daches ist respekteinflößend. Der stehende Dachstuhl erstreckt sich über vier Ebenen und über fünf Zonen. Erst als das Dach abgedeckt war, kamen die Schäden an der Holzkonstruktion in vollem Umfang zum Vorschein. Massiv beschädigt war vor allem die Westseite, die wenigen intakten Stellen waren wohl einer Sanierung von 1900 zu verdanken.

Die Arbeiten zur statischen Sicherung erforderten ein behutsames Vorgehen, um den wertvollen historischen Bestand — wie beispielsweise eine Bohlenbalkendecke — zu erhalten. Auf dieser fanden sich sogar noch Reste einer barocken Papiertapete. Die Fachwerkkonstruktion der Fassade wurde ebenfalls instandgesetzt. Das Gebäude wird nun auch wieder optisch seinem ursprünglichen Stellenwert als einem der prägendsten Baudenkmale von Schwabach mit herausragender stadtgeschichtlicher und städtebaulichen Bedeutung gerecht.

Pinzenberg 1

Das 1879 nach einem Brand errichtete Gebäude liegt im denkmalgeschützten Ensemble in der nördlichen Altstadt. Fehlstellen im Putz, vor allem im Sockelbereich, Schäden am Dach sowie stilistisch unpassende und uneinheitliche Fenster, teilweise mit Einflächenscheiben, machten eine Sanierung erforderlich.

Nach Abschluss der Maßnahme gibt die Fassade, neu verputzt und in einem einheitlich blauen Farbton gestrichen, dem Haus wieder seinen ursprünglichen Charakter zurück.

Im Zuge der Instandsetzung ließen die Eigentümer auch das Dach neu decken und neue denkmalgerechte Fenster einbauen. Diese zweiflügeligen Fenster mit Oberlicht werten die Fassade zusätzlich auf.

Die original erhaltene hölzerne Haustüre mit ihren Füllungen und dem geschnitzten Fries unter dem Oberlicht ist behutsam aufgearbeitet, dabei aber nicht übertrieben „aufgehübscht“ worden: Eine Fehlstelle am geschnitzten Kapitell wurde nicht ergänzt und erzählt somit von einer früheren Beschädigung.

Die Eigentümer nutzen das Haus nicht selbst. Trotzdem haben sie keinen Aufwand gescheut, das Gebäude denkmalgerecht zu sanieren. Die Maßnahme trägt wesentlich zur Aufwertung des Straßenzuges bei und bereichert das denkmalgeschützte Ensemble am Pinzenberg.

Rathausgasse 7

Gelangt man aus südlicher Richtung in die Altstadt von Schwabach, fällt rechter Hand ein ziegelrotes Eckhaus ins Auge. Ursprünglich im Jahr 1861 als Scheune errichtet, baute es ein Metzgermeister 1930 zum Wohn- und Geschäftshaus um.

Schwabacher Baudenkmäler bei der Prämierung des Bezirks

Die Lage des Gebäudes spiegelt sich in seiner Architektur wider. Am Kreuzungspunkt der Straßen ist es abgeschrägt. Dort befindet sich im Erdgeschoss die Eingangstür zum Geschäft, während im Obergeschoss darüber ein Erker platziert ist, der die prominente Ecklage unterstreicht.

Schäden am Putz und nicht denkmalgerechte Fenster aus den 1960er Jahren machten die Sanierung dieses Blickfangs wünschenswert. Das Dach erhielt eine neue Deckung. In diesem Zusammenhang wurden auch die Schornsteine neu aufgebaut. Ein roter Putz lässt die Fassade jetzt regelrecht aufleuchten und bringt auch die beiden Treppengiebel wieder voll zur Geltung. Die unpassenden Fenster sind durch originalgetreue Fenster ersetzt worden. Auch die erneuerten Haustüren sind in Anlehnung an den bauhistorischen Befund gestaltet.

Liebevoll hat sich der Eigentümer einem scheinbar nebensächlichen Detail gewidmet und den alten Fahnenhalter am Erker von seinen Farbschichten befreit und konserviert. Der neue Werbeschriftzug fügt sich denkmalgerecht in die Fassade ein.

Die Bierkeller

Es geht um die Keller Nr. 15 und 17 unter den Gebäuden Pinzenberg 13, 15, 17, und 20. Mitte des 18. Jahrhunderts besaßen die meisten Brauhäuser Schwabachs ihren eigenen Keller und noch heute ist der größte Teil in Privatbesitz. Die Eigentumsverhältnisse sind sehr verworren; oft sind die Eigentümer der Wohnhäuser nicht identisch mit denen der darunterliegenden Keller. Da die Decken der Kellergeschosse mitunter nicht stark genug sind, um den Belastungen durch die Gebäude und den Straßenverkehr standzuhalten, kommt es immer wieder zu Senkungen oder sogar zu Einstürzen.

Aus diesem Grund mussten in der Vergangenheit immer wieder Teile der Kelleranlagen verfüllt werden. Weil die Kommune diese stadtgeschichtlich bedeutsamen Kelleranlagen der Öffentlichkeit zugänglich machen möchte, wurden zuletzt zwei davon — Nr. 15 und 17 — am Pinzenberg statisch gesichert und für die Öffentlichkeit geöffnet.

Keller 15 befindet sich unter dem Gebäude Pinzenberg 20, einer ehemaligen Gaststätte und wurde bis in die 1970er Jahre genutzt. In diesem weitgehend verputzen Kellersystem hat sich relativ viel Ausstattung für die Bierlagerung und den Gastwirtschaftsbetrieb erhalten. Der im Gegensatz dazu ursprünglich und daher ursprünglicher wirkende Keller Nr. 17 erstreckt sich unter den Häusern am Pinzenberg 13, 15 und 17.

Alle Räume waren voller Schutt und Müll und Zementschlämme. Entsprechend groß war der Aufwand, den Unrat containerweise über ein Förderband zu entsorgen, um überhaupt mit der Sanierung beginnen zu können.

Die Sicherung der Felsgewölbe erfolgte durch Bogenunterzüge und Stützen aus Klinkersteinen. Für die statische Sicherung holte man sich dann Anregungen aus dem Bergbau. So hat man stellenweise Stahlkonstruktionen eingebaut. Die ausgetretenen, historische Steinstufen umkleidete man mit Gitterblechen. Beide Keller sind nun denkmalgerecht saniert und öffentlich zugänglich. Schwabach ist damit um eine Attraktion reicher.

Südliche Ringstraße 38

Folgt man der Schwabacher Rathausgasse ein Stück weit stadtauswärts, stößt man kurz hinter der ehemaligen Stadtmauer auf die Südliche Ringstraße. Sie entstand ab 1890 mit der Absicht, das Umland der stark wachsenden Kommune planmäßig zu erschließen. Nach dem Vorbild zeitgenössischer Ringstraßen in Großstädten erhielt auch der neue Schwabacher Verkehrsweg in den Folgejahren eine repräsentative Bebauung. Diese prägt hier das Stadtbild bis heute: Locker und großzügig längs der Straße platzierte Gründerzeitvillen, teils mit zugehörigen Fabrikgebäuden, Wohnhäuser, Schulen, große Gärten und ein Park — das ganze Umfeld entlang des breiten Straßenzugs entstand als neues Zentrum bewusst neben der mittelalterlich geprägten Altstadt.

Schwabacher Baudenkmäler bei der Prämierung des Bezirks

Die Südliche Ringstraße steht heute als Ensemble unter Denkmalschutz. Haus Nummer 38 ist eines der kleineren Gebäude innerhalb der Bebauung. Um 1900 entstanden, diente es der evangelischen Kirche bis vor kurzem als Verwaltungsgebäude, zeitweise auch als Altenheim. Den Schwabachern ist es daher noch als „Haus der Diakonie“ bekannt.

Ein neuer Eigentümer baute das Gebäude jetzt zu einem Einfamilienhaus um. Die Schwerpunkte der denkmalpflegerischen Maßnahme lagen auf der Dach- und Fassadensanierung. Das Haus erhielt eine neue Putzfassade in Weiß mit dezenten gliedernden Elementen in einem blassgelben Farbton.

Der jetzige Eigentümer ist sehr an der historischen Bausubstanz seines Hauses interessiert. So verwundert es nicht, dass er auch im Inneren bemüht war, die Raumstruktur (soweit sie sich nach der Seniorenheim- und Büronutzung überhaupt noch ausmachen ließ!) zu erhalten. Die alte Treppe ins Obergeschoss ließ er beispielsweise vorbildlich aufarbeiten.
 

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