Schwabacher Lions: Rettende Engel auf schwer getroffenem St. Lucia

26.4.2011, 09:00 Uhr
Schwabacher Lions: Rettende Engel auf schwer getroffenem St. Lucia

Ohne Vorwarnung kam der Hurrikan am letzten Oktoberwochenende 2010, hieß „Tomas“ und wütete 24 Stunden lang. Von Barbados aus nahm er Fahrt auf, über Martinique war er nur noch ein „tropischer Sturm“, aber über der kleinen Antilleninsel St. Lucia entlud er sich mit heftigstem Wind und strömendem Regen in voller Wucht. 10000 Häuser wurden zerstört, von den Schlammmassen der Vulkaninsel mit den berühmten „Pitons“ niedergewalzt, es gab zahlreiche Tote.

Schwabacher Lions: Rettende Engel auf schwer getroffenem St. Lucia

© oh

Auch die „Augier Combined School“, nicht weit vom idyllischen Strandstädtchen Laborie entfernt, hatte es erwischt: teils wurden die Wellblechdächer herunter gerissen, der Sturm trieb das Wasser horizontal durch die Gebäude und Klassenräume. Alles war nass, Holz und Bücher sind sofort verrottet, dann kamen die Termiten, kaum ein Nagel hielt stand, der ganze Zaun ums Schulgelände wurde zerlegt.

Bei den „großen Katastrophen“ in Haiti oder jetzt in Japan hält die Welt den Atem an, „vom Unglück unserer kleinen Insel hat man keine Notiz genommen“, klagt Joseph John. Er ist nicht nur Naturheilkundler, Homöopath, er kümmert sich auch um die Leute seiner Gegend und die 300-Kinder-Schule in Augier. Ein Nürnberger Zahnarzt und der Schwabacher Orthopäde Dr. Ekkard Engel haben durch ihn von den Verwüstungen auf St. Lucia, sonst einem „Paradies der Karibik“, gehört und sich schnell zur Soforthilfe entschlossen: Engel mit Euro 5000 aus dem Lions-Hilfswerk und mit einer ähnlich hohen Summe privater Spender. Besonders aber mit persönlichem Engagement.

Aufbruch nach St. Lucia

Er wischte alle der üblichen Bedenken (Kommt das Geld richtig an? Wer garantiert eine korrekte Reparatur?) vom Tisch und machte sich jetzt in Begleitung von Lions-Mitglied Uwe Mitsching (früher Chef des Schwabacher Adam-Kraft-Gymnasiums) nach St. Lucia auf: Nach langer Planung über E-Mail, Telefon und per Post.

In Augier wurden sie begeistert empfangen, in einem schönen, aber extrem armen Land, wo die Regierung gar nicht weiß, wie sie mit den Hurrikan-Schäden fertig werden soll. Die sind noch überall zu sehen: abgestürzte Hänge, abgerutschte oder völlig zerstörte Straßen und Brücken, geköpfte Palmen, viele kaputte Dächer.

Vier Wochen lang war deswegen auch der Unterricht an der Combined School ausgefallen, Schüler wie die neunjährige Biloua haben das mit gemischten Gefühlen sehen („Ich war glücklich und zugleich traurig“) – Bildung ist auf St. Lucia die einzige Chance, die Lebensumstände zu verbessern. Man hatte kein sauberes Wasser, keinen Strom, Angst vor Cholera.

Die Lions/Engel-Initiative war schon in Gang, als die kleine Schwabacher Delegation ankam: Verrottete Spanplatten wurden heruntergerissen, neue auf Kredit gekauft, Werkzeug nach europäischem Standard beschafft. Zum Glück gibt es in Laborie einen Frank Ettingshausen, der sonst neue Häuser plant, aber jetzt in Augier mit seinen Arbeitern Fabien und Peter fachmännisch Hand anlegt.

Das mitgebrachte Geld wurde auf ein Treuhandkonto einbezahlt, von dem alle angelaufenen und neuen Rechnungen und die Löhne bezahlt werden. Die Schwabacher nahmen Kontakt mit dem Baumarkt „True Value“ in Vieux Fort auf, bekamen zehn Prozent Rabatt auf alles Material.

Vor Ort wurde klar, was gebraucht wird und jetzt unter Aufsicht gekauft werden konnte: Wellblechdächer, Spanplatten, Balken, Dachrinnen, Farbe.

Was man nicht mit Geld bezahlen konnte, waren die glücklichen Gesichter der Kinder, die die Augier Combined School sieben Jahre lang besuchen und die deutschen Gäste in ihrer Assembly Hall begrüßten, die frohen Mienen der Lehrkräfte und der Schulleiterin. Sie muss sonst fürs ganze Jahr mit etwa 1500 Euro für den Erhalt der Schule auskommen.

Die Schwabacher Lions waren da rettende Engel, bevor noch mehr verrottet ist, und Ekkard Engel hatte mit seiner Blüte hinterm Ohr schnell den Spitznamen weg: „flower man“.