Selbst ein Regentropfen kann die Flugbahn beeinflussen

4.1.2013, 09:00 Uhr
Selbst ein Regentropfen kann die Flugbahn beeinflussen

Den Wind analysieren, den Fall der Regentropfen deuten oder teilweise infernalisch lauten Trommellärm ertragen. Wenn man Theresa Schwendner zuhört, kommt man nicht sofort darauf, dass sie über ihre große Leidenschaft, den Schießsport, spricht. Doch genau dieser Blick fürs Detail ist der Grund, warum die 19-jährige Rotherin in ihren beiden Disziplinen Luftgewehr und Kleinkaliber so erfolgreich ist.

Beeindruckende Sportkarriere

Neben zahlreichen Einzelmedaillen holte sie sich 2012 auch den Titel der deutschen Luftgewehr-Mannschaftsmeisterin der Juniorinnen. Die Fortsetzung einer beeindruckenden Sportkarriere, die ihr bereits 2009 eine Nominierung zur „Sportlerin des Jahres“ eingebracht hatte.

Nein, Theresas erster Schuss hatte nicht ins Zentrum getroffen. Ehrlich gesagt nicht einmal die Scheibe. Im zarten Alter von neun Jahren waren sie und ihr Bruder während der Gartenschau bei einem Schnupperschießen des ZSSV Roth zu Gast. Damals versuchte sich Theresa probehalber im Bogenschießen, doch am Luftgewehrschießen hatte sie kurz danach viel mehr Freude.

Kurios, wie sie letztendlich den Einstieg in den Schießsport fand. Beim Besuch des Bogen-Trainings ihres Bruders entdeckte sie durch Zufall ein freies Luftgewehr und durfte ihre ersten Schüsse abgeben.

Training mit Ausnahmegenehmigung

Wegen ihres noch (zu) jungen Alters benötigte sie damals noch eine Ausnahmegenehmigung des Landratsamtes, um überhaupt trainieren zu dürfen. In den folgenden Jahren bewies sie jedoch ihr Ausnahmetalent und schoss sich durch die verschiedenen Gau-Schüler- und Jugendligen. Im Jahr 2006 folgte dann ihr erster größerer Erfolg, als sie sich bei einer Kadersichtung für den Bezirks-Leistungsverein RWS Franken qualifizierte.

Ein Jahr später wurde Theresa bereits deutsche Meisterin mit der Schüler-Mannschaft. Anschließend folgte der Wechsel zur SSG Röttenbach.

Im Jahr 2009 begann sie mit dem Kleinkaliber-Gewehr. Nicht nur, dass dieses Sportgerät einige Pfunde schwerer und die Entfernung zur Zielscheibe mit 50 Metern fünf Mal so hoch wie jene beim Luftgewehr ist. Geschossen wird meist an Außenständen, die zwar im Bereich des Schützen überdacht, dennoch aber Wind oder Regen ausgesetzt sind.

Spaß und Erfolg beim Kleinkaliber-Schießen

Theresa Schwendner macht das nichts aus. Ganz im Gegenteil, sie hat gelernt, die Einflüsse von Wind und Regen auf die Flugbahn der Kugel zu deuten und entsprechend zu reagieren. Außerdem liebt sie die Abwechslung bei der olympischen Disziplin im Kleinkaliber-Schießen, bei der die 3x20 Schuss stehend, liegend und kniend abgegeben werden müssen.

Auch ihre Bilanz mit dem Kleinkaliber-Gewehr kann sich sehen lassen. Gleich im ersten Jahr wurde sie deutsche Jugendmeisterin im 3x20-Dreistellungskampf. Mit der Mannschaft holte sie damals einen Vizetitel, und ab 2009 war Theresa Schwendner Mitglied im Landeskader des Bayerischen Sportschützenbundes (BSSB). und holte mit dem Bayernkader die ersten Erfolge bei internationalen Wettkämpfen.

Seit Herbst 2011 schießt die begabte Nachwuchsschützin mit dem Luftgewehr bei der Germania Prittlbach (Dachau) in der 2.Bundesliga und ist Ersatzschützin für die 1.Bundesliga. Ihren ersten Einsatz in der höchsten deutschen Liga hat sie mit Bravour gemeistert und den Einzelpunkt bei dem Mann-gegen-Mann-Wettkampf für ihren Verein geholt.

Im Schüler- und Jugendbereich habe sie sich noch weniger Gedanken gemacht, beschreibt Theresa die größte Schwierigkeit beim Schießen, nämlich mit dem Druck und der Anspannung umzugehen. Bei großen Wettkämpfen gehört es beispielsweise dazu, dass die mehreren hundert Zuschauer nur wenige Meter vom Schützen entfernt sitzen oder in Bundesliga-Begegnungen bei den entscheidenden Situationen, wie dem Stechen bei Ringgleichheit mit großen Trommeln versuchen, die Sportler des eigenen Vereins anzufeuern.

In ein Stechen musste Theresa beispielsweise 2012 bei der deutschen Meisterschaft, als ein einziger Schuss über den dritten und vierten Rang im Luftgewehr-Wettkampf der Juniorinnen) entscheiden sollte. Hier zeigte sich, wie wichtig das Verinnerlichen der Handlungsabläufe ist, damit sie in solch nervenaufreibenden Situationen automatisch abgerufen werden können.

Neben regelmäßigem Konditionstraining schießt Theresa, sofern es die Schule zulässt, mehrmals in der Woche. Mit dem Luftgewehr trainiert sie im Schützenheim in Röttenbach, zusätzlich fährt sie einmal die Woche nach Strullendorf (Bamberg), um dort gemeinsam mit ihrem BSSB-Stützpunkt-Trainer Stefan Düsel an der Technik und den Abläufen zu feilen.

Im Nationalteam

Neben dem deutschen Mannschaftsmeistertitel im Kleinkaliber, dem Titel der deutschen Vizemeisterin im Kleinkaliber, sowie Rang drei bei der Luftgewehr-DM war 2012 Theresas größter Erfolg sicherlich die Qualifikation für die deutsche Junioren-Nationalmannschaft. Seitdem profitiert sie vom noch intensiveren Lehrgangsangebot der Bundestrainer des Deutschen Schützenbundes (DSB).

In einem Jahr möchte Theresa, die nach ihrem erfolgreichen Abitur gerade eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin Englisch/Spanisch macht, ein Studium beginnen, das sich idealerweise mit den Anforderungen an einen Leistungssportler verbinden lässt. Vielleicht etwas mit Wetterkunde, weil den „richtigen Draht“ zu Wind und Regen hat sie ja bereits?

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