So läuft es im Schwabacher Impfzentrum

2.3.2021, 15:12 Uhr
Spritzen mit Impfdosen von Astra Zeneca liegen im Impfzentrum in einer Pappschale. Neun Wochen nach der ersten Spritze folgt der zweite Impftermin.

© Klaus-Dietmar Gabbert, dpa Spritzen mit Impfdosen von Astra Zeneca liegen im Impfzentrum in einer Pappschale. Neun Wochen nach der ersten Spritze folgt der zweite Impftermin.

"Meine Frau", sagt der Sitznachbar im Warteraum, "meine Frau hat gestern die Impfung bekommen. Am Abend hatte sie 40 Grad Fieber und die ganze Nacht Schüttelfrost." In diesem Moment beginnt der Film im Kopfkino, ab dieser Sekunde bist du auf alles eingestellt. Um das Ende ein wenig vorwegzunehmen: Sicher kann es in manchen Fällen zu solchen Reaktionen kommen, sie sind jedoch eher die Ausnahme. Bei vielen bleibt zum Schluss kaum mehr als ein Restfühlen an der Einstichstelle.

Ist Astra-Zeneca wirklich weniger gut?

Huttersbühlstraße, das Impfzentrum der Stadt Schwabach im einstigen DJK-Sportheim, es ist Samstagnachmittag. Die Diskussion um den Astra-Zeneca-Impfstoff hat das ganze Land ergriffen. Ist er wirklich weniger gut als das Produkt von Pfizer-Bion-Tech? Was hat es mit jenen 70 Prozent Wirksamkeit auf sich, wohin gegen bei Pfizer von bis zu 95 Prozent die Rede ist? Und liegt es am zweifelhaft erscheinenden Ruf des Vakzins, dass nur vier Tage liegen zwischen der Nachricht, einen Termin vereinbaren zu können, und dem Verabreichen der Injektion? Zu spüren ist davon vor Ort nichts. Die Parkplätze in der Huttersbühlstraße und am angrenzenden Wolfram-von-Eschenbach-Gymnasium sind fast alle belegt. Das lässt auf großen Andrang schließen.

Im Einbahnmodus

Ab jetzt heißt es, das gelb angestrichene Gebäude einmal im Einbahnmodus zu durchlaufen. Überall helfen freundliche Kräfte weiter – viele tun es in ihrer Freizeit. Im gesamten Haus herrscht eine Stimmung, die angenehm ist, unaufgeregt, professionell und doch zugewandt. "Guten Tag, wie heißen Sie", fragt der Mitarbeiter jenes Wachdienstes, der auch das Stadtmuseum betreut. "Bitte gehen Sie die Treppe hinunter, links in den Warteraum, dort hilft Ihnen mein Kollege weiter."

Der überprüft noch einmal Name und Termin, hat an diesem Nachmittag jedoch zusätzlichen Stress aus gleich zwei Richtungen. Weil am Vortag sechs Dosen des Pfizer-Bion-Tech-Impfserums nicht verabreicht werden konnten, wurden über Nacht telefonisch ältere Bürger ab 80 Jahren direkt kontaktiert. Sie sind jetzt, kurz nach der Mittagspause, an der Reihe und müssen zusätzlich mit ins Programm eingebaut werden. "Wir wollen, dass nicht eine Dosis weggeworfen werden muss", sagt der Mann mit hörbarem Stolz, nachdem er in einem eigenen Raum aufbewahrte und mit Schloss gesicherte bei minus 70 Grad gelagerte Serum einem der jungen Helfer übergeben hat.

Nur mit Aufklärungsbogen

Rund 15 Personen kümmern sich um den Ablauf, der an diesem Nachmittag zunächst nicht ganz so reibungslos ist, wie gewohnt. Grund ist ein Mitarbeiter, der mit Nachdruck Wert darauf legt, dass nicht nur jeder Impfanwärter einen Aufklärungsbogen aus der Online-Anmeldung heruntergeladen hat, sondern ihn auch bei sich hat und inhaltlich in wesentlichen Zügen gelesen und verstanden hat. Drei eng bedruckte Seiten, die kaum jemand in seinen mitgebrachten Unterlagen aufweisen kann, weswegen sie eiligst herangeschafft und verteilt werden müssen – das kostet Zeit. Aber Gründlichkeit schadet angesichts eines Feindes wie Corona bestimmt nicht.

Verstärkt kommen jüngere Menschen zu Zug

So geht es mit ein wenig Verspätung zur vorletzten Station, der Prüfung der Impfberechtigung. Seit mit Astra-Zeneca ein Mittel verimpft wird, das derzeit noch nicht für Personen jenseits der 65-Jahre-Grenze zugelassen ist, kommen verstärkt auch jüngere Menschen zum Zug, solche mit Vorerkrankungen, mit erheblichen Risikofaktoren wie Übergewicht oder zu hohem Blutdruck, und auch jene, die zu Hause einen alten Menschen pflegerisch unterstützen, der seine Wohnung nicht mehr verlassen und deshalb selbst nicht zur Impfung gehen kann.

Sind die Unterlagen vollständig und über alle Zweifel erhaben, führt der Weg zügig weiter ins Impfzimmer. Ein Arzt oder eine Ärztin geben hier die Aufklärung darüber, dass sie den Astra-Zeneca-Stoff verabreichen werden. Im Vorfeld wird das nicht eigens erwähnt, es ergibt sich aber von selbst, wenn man feststellt, dass der zweite Impftermin erst neun Wochen nach dem ersten angesetzt ist. Bei Pfizer-Bion-Tech liegen in der Regel nur drei Wochen zwischen beiden Terminen. Gefragt wird auch nach den ärztlich attestierten Indikationen und dem aktuellen Befinden.

Oberarm freimachen

Dann heißt es, den Oberarm freimachen ("Bitte ganz locker lassen"), gefolgt von einem nahezu nicht wahrzunehmenden Piks mit einer ultrafeinen Nadel – und schon ist alles gelaufen. Das Gefühl in dem Moment ist eine Mischung aus Erleichterung und Dankbarkeit – es ist für einen persönlich, aber auch für die Menschen im eigenen Umfeld ein erster Schritt heraus aus dem Corona-Dilemma. Für ein paar Minuten wird schließlich jeder noch gebeten, Platz nahe des Ausgangs zu nehmen, um helfen zu können, wenn jemand die Prozedur wider alle Erwartung nicht problemlos überstanden haben sollte. Meist handelt es sich dann um ein bisschen Zuviel an Aufregung – ist ja auch verständlich.

Welcher Eindruck bleibt? Der beste. Und welche Hoffnung? Dass hier der Weg beginnt zurück in jenes Leben von vor der Krise, das alle so gerne wieder zurückhaben möchten.

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