Souveräner Kandidat mit Werten

26.11.2012, 09:00 Uhr
Souveräner Kandidat mit Werten

© Gsänger

Mit etwas Glück säße Hermann Kratzer heute schon im Landtag, meinte FW-Fraktionsvorsitzender im Kreistag Michael Pfeiffer. Schließlich sei der Gredinger 2008 erster Nachrücker der Freien Wähler in Mittelfranken gewesen. „Diesmal soll es besser laufen. Ich bin entschlossen, das Direktmandat zu holen. Ob ich es bekomme, das hat der Souverän, der Wähler, zu entscheiden“, so Hermann Kratzer auf der Nominierungsversammlung in Rothaurach.

Dass Kratzer „das Zeug dazu hat“, da war sich Laudator Michael Pfeiffer „absolut sicher“. Kratzer sei der beste Kandidat in den Reihen der Freien Wähler im Landkreis. Auch, weil Kratzer „noch Werte hat“. Die Familie beispielsweise, die ihn unterstütze, Fundament gebe und ein Rückzugsraum sei, um Kraft zu tanken. „Unser Kandidat ist bodenständig, zuverlässig, offen, solide, strahlt menschliche Werte aus, ist humorvoll, geschätzt und bekannt“, betonte Pfeiffer.

Zudem verfüge der Gredinger, der seit 20 Jahren Mitglied der Freien Wähler ist, über große Lebenserfahrung, ist beruflich erfolgreich, in der Wirtschaft vernetzt und im Ehrenamt engagiert.

Lobbyisten-Zapfhahn soll weg

Ehe der so hoch Gelobte selbst ans Rednerpult durfte, ergriff Kreisrat Anton Nagel das Wort. Hermann Kratzer beeindrucke durch seine Souveränität. Deshalb sei die Zeit für die Freien Wähler, das Direktmandat zu holen, noch nie so günstig wie jetzt.
Der langjährige CSU-Landtagsabgeordnete Dr. Manfred Weiß habe schließlich in seinen Reihen verbrannte Erde hinterlassen. Vor allem in dessen letzter Amtsperiode sei vieles passiert, was nicht passieren hätte dürfen, sagte Nagel, der wegen Dissonanzen einst aus der CSU aus- und den Freien Wähler beitrat.

Hermann Kratzer machte anschließend deutlich, dass er von Jugend an ein politisch interessierter Mensch gewesen ist. Als Stadtrat und als Kreisrat habe er politische Erfahrungen sammeln können, auch aus seiner Bürgermeisterkandidatur 2002 und erst recht aus seiner ersten Kandidatur für den Landtag 2008. Warum er in den Landtag wolle, sagte er ohne Umschweife: „Weg mit dem Lobbyisten-Zapfhahn“. Auch sei derzeit bei der Regierungskoalition in Bayern keine Richtung zu erkennen. „Das ist ein Zickzack-Kurs ohnegleichen“, betonte er. Als Beispiel führte er die Diskussionen um erneuerbare Energien an. „Wenn wir die Energiewende in unserer Generation nicht schaffen, dann vertun wir eine große Chance.“ Auch müssten erneuerbare Energien bezahlbar bleiben, doch dafür würden momentan vernünftige Rahmenbedingungen fehlen, prangerte er an.

Immenser Nachholbedarf

Auch zum Thema „Leiharbeiter“ hatte er etwas zu sagen: „Wenn sich nicht bald etwas ändert, haben wir hier eine Zeitbombe, die am Ende alle Bürger zu spüren bekommen.“ Damit meinte er die Bezahlung und die Tatsache, dass hierbei zu wenig in die Rentenkasse eingezahlt werde.

Einen immensen Nachholbedarf für das flache Land sah er im Hinblick auf schnelle Internetverbindungen. „Da sind wir gegenüber den Metropolregionen benachteiligt“, schimpfte er und forderte, dass auch in kleinen Ortsteilen eine Verkabelung mit Glasfaser erfolgen müsse.

Kratzer wurde am Ende ebenso einstimmig gewählt wie der Bezirkstagskandidat Walter Schnell.

Der Kammersteiner Bürgermeister berichtete kurz aus seiner bisherigen Arbeit in diesem „von der CSU dominierten Gremium. Meiner Meinung nach betreibt die CSU dort eine Politik nach Gutsherrenart“, wetterte er. Weil der Landesbund für Vogelschutz eine klare Meinung zum Volksbegehren zur Forstreform geäußert hat, seien prompt „die Fördermittel gekürzt worden“, führte er als Beispiel an. Um derartige Fälle künftig verhindern zu können, müssten die Freien Wähler als „Kraft des Ausgleichs“ gestärkt werden. Seine Steckenpferde in diesem Gremium seien das Soziale, die Kultur, die Bildung, Jugend und Sport. „Schließlich komme ich aus der Jugendarbeit, habe lange Jahre als Lehrer gewirkt, bin ehrenamtlich engagiert und seit 16 Jahren Bürgermeister in Kammerstein. Das prägt“, so Schnell.

Gredings Bürgermeister Manfred Preischl nannte Schnell ein „kommunalpolitisches Urgestein in Kammerstein“. Schnell habe im Kreistag, als Fraktionsvorsitzender im Bezirk und als stellvertretender Landrat bewiesen, dass er „die richtigen Weichen stellen und auch die Jugend für Politik begeistern kann“.

Einen guten Namen gemacht hat sich nach Ansicht der Freien Wähler Sonja Möller. Die Stadträtin aus dem Rother Ortsteil Eckersmühlen wurde deshalb zur Listenkandidatin für den Landtag gekürt. Möller habe profunde Kenntnisse in den Bereichen Schule, Bildung und Sport. Auch kommunalpolitisch könne sie etwas vorweisen. Seit 1996 im Stadtrat, habe sie es bei der jüngsten Bürgermeisterwahl in der Kreisstadt bis in die Stichwahl geschafft und dort mit über 40 Prozent aller Stimmen ein sehr beachtliches Ergebnis eingefahren.

„Die einzige Opposition“

Die Fachwirtin für Sozial- und Gesundheitswesen, die seit Kurzem auch BLSV-Kreisvorsitzende ist, freute sich über das Engagement der Freien Wähler zur Abschaffung der Studiengebühren. Die Freien Wähler im Landtag sind für die Frau aus Eckersmühlen „die einzig echte Opposition in diesem Gremium“. Mit großer Mehrheit — allerdings gab es drei Nein-Stimmen und drei Enthaltungen – wurde sie als Listenkandidatin angenommen.

Zwei Enthaltungen gab es auch bei der Wahl von Thomas Schneider als Listenkandidat der Freien Wähler für den Bezirkstag. Schneider, seit 16 Jahren Bürgermeister von Röttenbach, bezeichnete dieses Amt als „schönsten Beruf, den man sich nur vorstellen kann“. Er übe sein Amt mit Leidenschaft und Genuss aus. Der Diplom-Rechtspfleger kommt wie Walter Schnell aus der Jugendarbeit, ist kirchlich engagiert und „ein geradliniger Politiker“, wie stellvertretender Kreisvorsitzender Peter Weidner anmerkte.

Nach den Wahlvorgängen holte sich Walter Schnell noch ein Meinungsbild ab. Es ging um die Bezirksumlage, die um einen Punkt gesenkt werden soll. Doch für Schnell „ist noch mehr drin“, wie er sagte und verwies auf die finanzielle Rücklage des Bezirks, die in Mittelfranken die Mindestrücklage um das Doppelte übersteige. „Eine Rückführung auf die Mindestrücklage bringt noch einmal 0,5 Punkte“, schlug er vor. Dies könnte vor allem vielen finanziell nicht gerade gesegneten Gemeinden helfen, denn diese würden von einer dann ebenso reduzierten Kreisumlage profitieren. Einstimmig teilten die Mitglieder diese Ansicht, die jetzt von den Freien Wählern als Antrag in den Bezirkstag eingebracht wird.

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