Sport im Selbstversuch: So anstrengend ist Faustball

3.6.2018, 09:00 Uhr
Ein Schwabacher Faustballer beim Angriff.

© Dominik Mayer Ein Schwabacher Faustballer beim Angriff.

Es dauert nicht lange bis mir der Arm weh tut. Bei einem Abwehrversuch unterschätze ich die Geschwindigkeit des Balles. Das 360 Gramm schwere Geschoss prallt gegen meinen rechten Unterarm. Ein stechender Schmerz fährt mir ins Ellenbogengelenk. Natürlich lasse ich mir nichts anmerken. Schließlich sind meine Mitspieler allesamt erfahrene Faustballrecken, denen solche Anfängerfehler schon lange nicht mehr passieren.

Etwa 90 Mitglieder hat die Faustball-Abteilung des TV 1848 Schwabach. Mit einigen von ihnen darf ich in der zweiten Pfingstwoche trainieren. Weil noch Schulferien sind, spielen Frauen und Männer an diesem Mittwoch gemeinsam. "Du stehst mitten im Feld, deine Position ist links vorne", korrigiert mich ein Mitspieler. Ich komme mir auf dem großen Feld verloren vor und stehe oft falsch. 50 Meter lang und 20 Meter breit ist ein Faustballfeld. In der Mitte ist auf zwei Metern Höhe eine Leine gespannt. Drei Ballberührungen hat jedes Team pro Spielzug, spätestens bei der dritten Ballberührung muss der Ball über die Leine zum Gegner geschlagen werden. Dort darf der Ball einmal aufkommen, bevor ein Spieler ihn abwehren muss.

Nicht immer mit der Faust

Schwer genug ist es trotzdem. Fünf Spieler bilden eine Mannschaft, auf dem Feld stehen sie wie ein 5er-Würfel geformt: Zwei Abwehrspieler hinten an der Grundlinie, ein Zuspieler in der Mitte und zwei Schläger vorne an der Leine. "Man spielt den Ball nur beim Angriff mit der Faust", klärt mich Andreas Falk auf. Er ist stellvertretender Abteilungsleiter und Mitglied der ersten Herrenmannschaft in der Landesliga. "Wenn man den Ball abwehrt, oder ihn zu einem Mitspieler spielt, schlägt man mit dem Unterarm." Und der sollte kräftig angespannt sein. Mindestens einmal war das bei mir nicht der Fall, weswegen ich beim Schreiben dieser Zeilen noch immer ein Ziehen im Ellenbogen verspüre.

Zwei Sätze spiele ich mit den Faustballern. Eigentlich geht ein Spiel über drei Gewinnsätze, ich möchte den Spielfluss aber nicht länger als nötig stören. Vor allem in der Abwehr komme ich schnell an meine Grenzen. Die Sonne steht tief über dem Trainingsgelände an der Jahnstraße und scheint mir mitten ins Gesicht. Der Schweiß tropft mir von der Stirn, die Luft flimmert, und ich habe Mühe, den Ball zu erkennen. Bei hart geschlagenen Bällen bin ich chancenlos, werfe mich erst ins Gras, als der Ball schon längst an mir vorbei geschossen ist. Ein Glück, dass die Schwabacher Faustballer freundliche Menschen sind. Immer wieder spielen meine Trainingspartner mir sachte die Bälle zu, so dass ich auch Erfolgserlebnisse habe. Als ich vorne an der Leine spielen darf, kommt mir meine Erfahrung als langjähriger Volleyballer zugute. Ein paar Mal gelingt es mir sogar, zu punkten. Auf dem Zenit meiner Karriere beschließe ich, meine Laufbahn zu beenden und mich stattdessen mit Andreas Falk zu unterhalten.

Andreas Falk, Stellvertretender Abteitungsleiter.

Andreas Falk, Stellvertretender Abteitungsleiter. © Dominik Mayer

Nach dem Spiel ein Bier

"Schön, schnell und spannend", sei Faustball, findet er. Eine Einschätzung, die ich bestätigen kann – auch wenn die Ästhetik des Sports durch mich kurzfristig etwas gelitten haben dürfte. Schon im Alter von sechs Jahren hat der heute 34-Jährige mit dem Faustball begonnen. "Unsere Nachbarn haben das damals gespielt und mich gefragt, ob ich auch mitmachen will", erzählt er. Falk wollte. Und blieb bis heute dabei. 28 Jahre Faustball, immer beim TV 1848 Schwabach. Auch wegen der familiären Atmosphäre: "Man kennt einfach auch die meisten Gegenspieler mit der Zeit. Nach den Spielen setzt man sich dann noch gemütlich zusammen und trinkt ein Bier."

"Faustball ist ein Familiensport"

Das gefällt auch Sonja Ereth. Sie spielt in der ersten Damenmannschaft der Schwabacher. Seit einigen Jahren treten die Frauen in der 2. Bundesliga an. Echter Leistungssport also. Bis zu 150 Zuschauer verfolgen ihre Spiele. Im Sommer wird im Freien gespielt, in der Wintersaison in der Halle. Doch nicht jeder muss so ambitioniert sein wie Sonja Ereth. "Faustball ist ein Familiensport", sagt sie. "Wir hatten ein paar Männer im Verein, die haben bis Ende 70 gespielt." Ihr wäre ähnliches zuzutrauen. Die blonde Endzwanzigerin betreibt den Sport schon seit der frühen Kindheit. Ihre Mutter, inzwischen in der Jugendarbeit des Vereins tätig, lotste sie damals zum Faustball. "Wenn man dann einmal dabei ist, bleibt man meistens lang dabei", weiß sie zu berichten. Faustballer sind eine verschworene Gemeinschaft.

Die darf aber durchaus noch wachsen. "Wir freuen uns immer über Nachwuchs, ganz egal, ob Kinder, Jugendliche oder Erwachsene", sagt Andreas Falk. Wer Lust hat, kann jederzeit zu einem Training der Schwabacher vorbeikommen. Nach ein paar Mal spielen hat man den Bogen raus. Dann tut es auch nicht mehr weh. Versprochen.

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