Staunen in Schwabach: Performance-Kunst in der Stadt

13.8.2017, 17:01 Uhr
Staunen in Schwabach: Performance-Kunst in der Stadt

© Matthias Hertlein

Zuerst die Schuhe aus! Eine Decke mit der Aufschrift und der Aufforderung "Lege dich zu mir" war ihr Kunstgerät, Und eine gehörige Portion Fröhlichkeit. Die 34-Jährige lag auf der Decke am Rathauseingang, solange es nicht regnete. Und brach aufgrund der Nässe und Kälte ihre Performance vorzeitig ab. Passanten, die stehen blieben und kurz verweilten, schwankten zwischen Ungläubigkeit und Redebedarf, zwischen höflichem Wohlwollen und Kopfschütteln.

"Lie down with me": Die Einladung der Künstlerin wurde dennoch wahr genommen. Kein Kuschel-Seminar, wie ein Besucher vermutete, sondern Fachwerkhäuser und Himmel aus einer anderen Perspektive betrachten, Gespräche suchen und führen. "Die Aktion entstand aus dem eigenen Bedürfnis heraus, in der Stadt einen Ort zu haben, wo ich mich hinlegen kann, um die Erde, den Boden zu spüren", so die Absicht von katharinajej. Die Künstlerin weiter: "Ein Versuch, dass wir wieder geerdet werden."

Orts- und Zeitwechsel, Samstagnachmittag, zwei je 15-minütige Aufführungen eines weiblichen Theater-Trios aus München in der Südlichen Mauerstraße. "Dictate my Reality" der Gruppe "Nackt&NebelAktion". Als Kulisse diente eine Plane mit dem Motiv der Wohnhaus-Eingangsfront, die im Verlauf der Aufführung mit Gold besprüht wurde. Eingebunden sind Schaum-Löschgeräte und Bankräuber-Masken aus Strümpfen.

Lady Depri saß auf einem Stuhl, die kühle Hausfront-Plane im Rücken, dahinter kam per Mikrofonstimme die schöne, heile Welt mit fröhlichen Kindern und traumhaft schönen Bergen zum Vorschein. Zum Ende hin entschwand Lady Depri irgendwo in der Nördlichen Mauerstraße, derweil rissen die anderen beiden Schauspielerinnen die Kulisse weg, um eine neue Stadt zu bauen.

Leben auf dem Prüfstand

Skurril, eigenartig, ironisch, hintergründig nachdenklich, ein wenig provozierend. Das Leben, das tägliche Treiben auf den Prüfstand stellend, Selbsterkenntnis inbegriffen. Aber auch unterhaltend und diskussionswürdig, was da Marie Jaksch, Lenja Schulze und Charlotte Oeken auf die Beine stellten.

Da wurde am Müller-Parkplatz Andy Warhol, Kultstar und Legende aus New York, zitiert, "15 Minutes of Fame", berühmt werden in 15 Minuten. Da geht es um Flüchtigkeit, Vergänglichkeit von Ruhm und Glamour und Aufmerksamkeit. Die Rückkehr zum eigenen Ich, statt über die Stiefelspitze in den Abgrund zu blicken und die Frage, ist man dann ein anderer Mensch, wenn man Pickel hat und diese wieder weggehen? Muss man alles verstehen? Bei Warhol nicht und bei "Nackt&Nebel-Aktion" auch nicht. Denkanstöße sind und waren erlaubt.

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