Sterbebett im Schwabacher Spital

10.1.2009, 00:00 Uhr
Sterbebett im Schwabacher Spital

© Wilhelm

Adam Kraft hat in Nürnberg viele Zeugnisse seiner künstlerischen Fähigkeit als Steinmetz und Baumeister für uns und die Nachwelt hinterlassen. Etwa die Vorhalle an der Nürnberger Frauenkirche, wo er all sein Können und seine Fähigkeiten als Architekt, Baumeister und Steinmetz umsetzen konnte.

Besonderes Geschick hatte Adam Kraft, «Leben» in den Stein zu meißeln. Dies beweisen viele Hauszeichen und Figuren an Nürnbergs Häusern. Große Beispiele sind in der Sebalduskirche das Schreyer-Landauer-Grabmal, die Kreuzwegstationen zum Johannisfriedhof und besonders das Sakramentshaus in der Lorenzkirche.

Vorbild auch für Stadtkirche

Für viele Sakramentshäuser in unserem Raum, auch in Schwabachs Stadtkirche, war Adam Krafts Sakramentshaus aus der Lorenzkirche Vorbild und Ausdruck der künstlerischen Vollendung.

Adam Kraft verdiente sicher nicht schlecht. Doch zu Wohlstand und Reichtum, wie seine Zeitgenossen Albrecht Dürer oder Peter Vischer, kam er nicht. Die wirtschaftliche Lage Adam Krafts verschlechterte sich immer mehr. Es war überhaupt eine schwere Zeit für Adam Kraft. Ende August 1503 starb seine Frau Eva und es gab auch noch viele andere familiäre Probleme. Aber schon bald vermählte sich der Meister wieder und zwar mit Frau Barbara, deren Familienname unbekannt ist.

1504 verschuldete sich Adam Kraft immer mehr, so dass er 1505 bereits 310 Gulden Schulden beim Patrizier Peter Imhoff hatte. Dieser schloss am 25. August 1505 einen gerichtlichen Vertrag mit dem Meister, worin sich dieser verpflichtete, nach einem Jahr wenigstens 100 Gulden und dann jährlich mindestens weitere 25 Gulden zurückzuzahlen. Ferner ging Adam Kraft die Verpflichtung ein, im Haus des Peter Imhoff die steinerne Stiege und andere versprochene Arbeiten auszuführen. Der Lohn dafür sollte auf die Schuld angerechnet werden. Aber der Meister musste zur Sicherheit sein Wohnhaus mit Hof zum Pfand geben. Es war ein schönes Anwesen in der späteren Entengasse.

Gesundheitlich ging es Meister Adam auch immer schlechter und er konnte nicht mehr so viel arbeiten, wie er gerne gewollt hätte, und seine Termine verzögerten sich. Dadurch kamen auch Zahlungen nur schleppend in das Haus Kraft. 1508 war seine Gesundheit noch schlechter geworden und er war wohl dauernd bettlägrig. Dennoch war sein Rat in Bauangelegenheiten begehrt.

Rosenberger bat um Rat

Der reiche Münzmeister Hans Rosenberger aus Schwabach hatte als Verlängerung des nördlichen Seitenschiffes der hiesigen Stadtkirche die St. Annakapelle gestiftet, deren Einwölbung für 1509 vorgesehen war. Der Bau bereitete technische Schwierigkeiten, zu deren Lösung Rosenberger im Dezember 1508 den Meister Adam Kraft um Rat fragen wollte und ihn deshalb nach Schwabach holen ließ. Hier scheint er zusammengebrochen und zur Pflege in das nahe Schwabacher Spital gebracht worden sein.

Der Schwabacher Eugen Schöler hat bei seinen Forschungsarbeiten herausgefunden, dass 1380 die Nürnberger Witwe Anna Volckamer zwei Betten im Spital kaufte, um sie mit Pfründnern ihrer Wahl belegen zu dürfen. Es ist zu vermuten, dass dies Adam Kraft und seiner Frau Barbara zugute kam, denn sie konnten auf Weisung der bedeutenden Nürnberger Patrizierfamilie Volckamer diese zwei Betten kostenlos in Schwabach nutzen.

Adam Kraft starb Anfang Januar 1509 und wurde in Schwabach jedoch nicht beerdigt, sondern nach Nürnberg überführt und am 21. Januar auf dem Lorenzer Friedhof bestattet. Die Totenglocken von St. Lorenz und St. Sebald läuteten an diesem Tage zu seinem Gedächtnis.

Seiner Grabstätte war allerdings keine lange Dauer beschieden, denn der Lorenzer Friedhof wurde bereits 1518 geschlossen und nach St. Rochus verlegt. Ein paar Jahrzehnte später entfernte man sämtliche Grabsteine und ebnete den Platz völlig ein.

Wenige Tage nach dem Tode Adam Krafts, am 10. Januar 1509, also noch vor der Bestattung in Nürnberg, ließ Peter Imhoff das Haus des Verstorbenen pfänden. Dem Meister war es nicht möglich gewesen, von den 3l0 Gulden, die er Imhoff schuldete, irgend etwas abzubezahlen. Auch seine Witwe Barbara war zur Tilgung der Schuld nicht in der Lage. Über Adam Krafts Witwe Barbara aber schweigen von da ab die urkundlichen Quellen.

Viele Jahre wurde das Schwabacher Sakramentshaus Adam Kraft zugesprochen. Ein besonders engagierter Verfechter dieser These war der Maler und Professor an der Nürnberger Kunstgewerbeschule, Friedrich Wanderer. Auf ihn ist auch zurückzuführen, dass die «Künstlerklause» seit 1860 alljährlich einen Lorbeerkranz am Schwabacher Sakramentshaus Adam Kraft zu Ehren niederlegte.

Gedenktafel in Stadtkirche

In den 1880er Jahren begann man in der Nürnberger Künstlerschaft für eine Gedenktafel für die Schwabacher Stadtkirche zu sammeln. Der Entwurf stammt von Professor Friedrich Wanderer und den Auftrag bekam der Bildhauer Hermann Schöner zur Ausführung. Die Gedenktafel, auf der das Bildnis Adam Krafts und die beiden Wappen der Stadt Nürnberg und der Stadt Schwabach mit einer Widmung der Künstlerklause eingearbeitet sind, wurde aus Sandstein gefertigt.

Wahrscheinlich ein Versehen oder ein Irrtum ist das Sterbejahr Adam Krafts 1507, es müsste 1509 sein. Am 30. Juni 1889 wurde im Chor der Schwabacher Stadtkirche die Gedenktafel feierlich enthüllt.

Schon 1897 erkannte Berthold Daun aufgrund stilkritischer Untersuchungen, dass das Schwabacher Sakramentshaus keine Schöpfung Adam Krafts sein könne. Anfang der 1980-er Jahre fand der Schwabacher Heimatforscher Heinrich Schlüpfinger heraus, dass der Amberger Stadtmeisters Sebolt Eschenbach der Künstler war. Adam Krafts Arbeiten waren ihm Vorbild.

Dr. Kurt Pilz der 1951 die erste Beschreibung oder einen Führer durch die Schwabacher Stadtkirche schrieb, merkte sehr kritisch an: «Der Gedenkstein hat keinen künstlerischen Wert, die thematische Beziehung ist irrig, da Kraft nicht das Werk geschaffen hat. Der minderwertige Stein müsste entfernt werden.»

Ich möchte diese Aussage so im Raum stehen lassen und empfehle jedem Besucher der Schwabacher Stadtkirche diesen Gedenkstein auch anzusehen.

In Schwabach ehrt man den großen Nürnberger Meister der Spätgotik und Renaissance seit 1960 mit der Benennung einer Schule: des «Adam-Kraft­Gymnasiums». Außerdem erinnert in Limbach ein Straßenname an den berühmten Künstler. KLAUS HUBER