Stretch-Limousinen: Wo Länge noch zählt

15.6.2020, 06:00 Uhr
Stretch-Limousinen: Wo Länge noch zählt

© Foto: Gunther Hess

Eigentümer dieses Fahrzeugs ist Alexander Rupp. Ihm gehören sieben solcher Stretch-Limos, die übrigens alle unter Dach stehen. Sein Büro hat er in Wendelstein, im Gewebegebiet, in der Sperbersloher Straße 124. Diese langen Autos sind unterwegs zwischen Würzburg und Hof und zwischen Regensburg und Feuchtwangen. In diesem Gebiet sind sie auch verteilt.

Die Corona-Krise hat Rupp genutzt, um alle Fahrzeuge überholen zu lassen. Den Verleih betreibt er seit 2009. Ein Großteil seiner Klientel kommt auf Empfehlung. Zu seinen Kunden zählen hauptsächlich Menschen, die gerade ihren 18. Geburtstag feiern, junge Frauen bei ihrem Junggesellinnen-Abschied (das sind etwa 80 Prozent der Kunden), Hochzeiten und Geburtstage. "Da haben wir schon alles gehabt, vom Kindergeburtstag bis zum 90.", sagt Rupp.

Amerikanische Herkunft

 

Seine Limousinen wurde alle in Amerika umgebaut von normalen Autos zur XXL-Version. "In Las Vegas, da fahren die ein oder zwei Jahre hin und her und wir kriegen dann die Karren rüber und können uns mit allen Kinderkrankheiten ärgern", lacht er. Er habe nur einmal eine Limo direkt aus Amerika gekauft und dabei viel Ärger mit der Zulassungsbehörde gehabt. "Die Zulassung will man nicht machen. Stretch-Limos sind hier nicht gewollt. Sie passen nicht ins Straßenbild. Damit kommt man nicht um Kurven." Dies sind die Sprüche, die er sich immer wieder anhören musste.

Mittlerweile geht er einen anderen Weg. Er kauft die Limos von anderen Firmen, die das Fahrzeug schon in Deutschland zugelassen haben. Dies ist, wie er andeutet, in anderen Bundesländern deutlich leichter.

Für seine Stretch-Limos genügt der normale Autoführerschein, lediglich für den Hummer, der knapp sechs Tonnen wiegt, braucht man einen anderen Führerschein (für leichte Lkw bis 7,5 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht), alle anderen wiegen knapp unter 3,5 Tonnen.

Für alle seine Limos jedoch ist zwingend erforderlich der Personenbeförderungsschein (der so genannte Taxi-Schein), weil auf der langen Sitzreihe bis zu acht Personen mitgenommen werden dürfen. A propos Sitzreihe: Im Prinzip sind die Limousinen alle gleich ausgestattet: Auf der einen Seite eine lange Sitzreihe, auf der anderen eine schick beleuchtete Bar. Zwei Flaschen Sekt und Alkohol seien im nicht ganz billigen Mietpreis von 149 Euro pro Stunde inbegriffen. Dafür würden die Kunden dann durch Nürnberg, Fürth, Erlangen und Schwabach chauffiert.

Der Stretch-Limo-Verleih sei ein Wochenend-Geschäft, hauptberuflich fährt Alexander Rupp Waren mit Lkw oder Transporter zu Kunden.

Seine Stretch-Limousinen sind allesamt US-Automobile. Besonders beliebt ist das Lincoln-Town-Car, das zu einem großen Teil zu Stretch-Limos umgebaut wird. Diese Fahrzeuge erhalten eine stärkere Bremsanlage, stärkere Achsen und verstärkte Aufhängungen.

XXL-Hummer ist eigentlich ein Lastwagen und benötigt solchen zusätzlichen Aufwand nicht.

Und dann hat Alexander Rupp noch Chrysler-Fahrzeuge, mit denen ist er aber nicht ganz so zufrieden.

Die Stretch-Limos verfügen alle über einen V8-Motor und über ein Automatik-Getriebe. Die Autos seien ziemlich pflegeintensiv. Er sei mittlerweile zu einem passionierten Kfzler geworden, lacht Rupp.

Wenn er Kundschaft hat, liegt für Alexander Rupp in der Ruhe die Kraft. "Wir rasen nicht. Damit niemand seinen Sekt verschüttet. Wir fahren mit Tempo 30 durch die Stadt", erklärt er. Er hat für die Fahrten noch zwei Mitarbeiter, doch wenn es irgendwie geht, fährt er selbst. "Das geht dann oft von 8 Uhr bis 2 Uhr nachts", erklärt er.

Gutes Personal zu finden sei gar nicht so einfach. "Die Leute müssen ein langes Auto fahren können, ein sauberes Auftreten haben (Anzug ist Pflicht!) und mit den Kunden umgehen können."

 

Derzeit geht nichts

 

2018 sei ein sehr gutes Jahr gewesen, 2019 habe sein Geschäft nachgelassen. Derzeit geht wegen Corona überhaupt nichts.

Wendelstein scheint übrigens zunehmend ein Zentrum für Stretch-Limousinen zu werden. Nicht nur im Wendelsteiner Gewerbegebiet findet man solche XXL-Autos. Im Gewerbegebiet Sorgwiesen, in Kleinschwarzenlohe, stehen ebenfalls gleich vier solcher Stretch-Autos auf einem Grundstück. Sie gehören Oktay Zada aus Nürnberg. Von ihm fahren insgesamt zwölf Limousinen durch die Straßen.

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