Teichwirte: Gegen den Kormoran hilft nur die Flinte

14.1.2015, 10:33 Uhr
Teichwirte: Gegen den Kormoran hilft nur die Flinte

© Archiv-Foto: Schreiter

Um dem Treiben des Kormorans Einhalt zu gebieten, greift nach erworbenen Jagdschein nun auch der Sohn von Hans Breindl, einem der größten Teichwirte aus den Reihen der Teichgenossenschaft (TG) Schwabach-Roth, zur Flinte. Ebenso will dies Tierarzt Johannes Bachmann tun. So stellte er es zumindest in der Mitgliederversammlung in Aussicht.

Das Vorgehen ist natürlich rechtlich abgesichert. Bisher oblag es dem Jagdpächter Breindls, an dessen Kauerlacher Weiher die Fische vor dem gefräßigen Vogel zu schützen. Doch schon nach dem ersten Abschuss gab es dermaßen Ärger mit den Nachbarn, dass der Waidmann beschloss, das Gewehr wieder ins Eck zu stellen. Dabei wäre es durchaus möglich und vertretbar gewesen, täglich einen Kormoran zu erlegen, wie Breindl zu verstehen gab.

„Selbst Abhilfe schaffen“

Nun also soll es der Sohn richten. „Wir müssen selbst Abhilfe schaffen“, so der Vater. Anhand von Statistiken führte er die immense Populationsentwicklung des Vogels vor Augen. Mitte Dezember vergangenen Jahres tummelten sich über 700 von ihnen in unseren Breitengraden, was fast eine Verdreifachung der Zahl innerhalb von drei Jahren bedeute. Trotz Abschuss sei die Tendenz weiter steigend. Besonders drastisch sei die Lage für einen benachbarten Teichwirt: Er konnte seinem Gewässer genau einen Fisch entnehmen – ihn hatten die Kormorane übriggelassen.

Die Mühlen der Politik mahlen in den Augen Breindls viel zu langsam, um hier Abhilfe zu schaffen. Bis eine Gesetzesänderung greife, „sind wir schon am Rande des Abgrunds“, so das TG-Vorstandsmitglied.

Andere Faktoren wie das Wetter indes spielten den Teichwirten in den vergangenen Jahren eher in die Hände. Nasse Sommer sorgten für wenig Krankheiten bei den Tieren in den Weihern und warme Temperaturen im Herbst für verlängerte Wachstumsperioden. Das Glück kommt und geht aber letztlich mit dem Wasser. In nur halb vollen Weihern könnten die Verluste sich durchaus „ins Unerträgliche“ bewegen.

Zu wenig Personal

Die Sorgen teilte in der Versammlung auch der Thalmässinger Bezirksrat Ernst Schuster, seit einem Dutzend Jahren Fischereibeauftragter des Bezirks. So sei es zwar gut, dass der Freistaat das Kormoran-Management auf ganz Bayern ausgedehnt habe, betreut werde es aber nur von zwei Personen, was entschieden zu wenig sei.

Für Mittelfranken attestierte Schuster eine Zunahme der Silberreiher, die hier auf Fischjagd gehen. Auch damit müsse sich die Politik befassen. In benachbarten Regionen machen sich indes der Fischotter und Algenfarne breit, war in der Versammlung ebenso zu hören.

Diplomatisch gab sich in der Diskussion Landrat Herbert Eckstein. Man brauche „ein vernünftiges Gleichgewicht“. Was eigentlich auch ganz im Sinne der kleinstrukturierten Teichwirtschaft in unserem Landkreis mit ihren 900 Teichanlagen und 1600 Einzelteichen sein dürfe, die sich auf 200 Hektar verteilen.

Ökologisch wertvoll

Dass hier nachhaltig gewirtschaftet wird, hat sich auch bis zu Greenpeace herumgesprochen. Dort habe man den hier so verbreiteten Karpfen „als ökologischsten Fisch überhaupt“ bewertet. Was nicht bedeutet, dass die Organisation ihn vor Räubern aus der Luft schützt.

Das will stattdessen nun auch ein Tierarzt tun: Johannes Bachmann, seit kurzem Jungjäger. Er würde sich „über eine Einladung zur Kormoranjagd freuen“, verkündete er den Teichgenossen. Zielt er dabei gut, könnte das auch einen anderen Feind des Fisches gleich miterlegen. Einen Parasiten nämlich, der für die Schwarzfleckenkrankheit verantwortlich ist. Dessen Larve entwickelt sich im Bauch des Vogels und landet dann per Ausscheidung angriffslustig wieder im Gewässer. Auch von dem neuen „Carp Edema Virus“ wusste Bachmann zu berichten, das für die „ominöse Frühjahrssterblichkeit“ verantwortlich sein könnte.

Das Programm 2015

Wenn die Tiere der Teichgenossen 2015 davon verschont werden, können sich die Teichgenossen leichten Herzens am Samstag, 30. Mai, zu ihrem Ausflug in den Landkreis Ansbach machen. Besucht werden sollen eine Fischzucht bei Feuchtwangen sowie ein Satzfischlieferant in Dinkelsbühl.

Des Weiteren stehen auch heuer wieder ein Karpfenstammtisch sowie die Eröffnung der Karpfensaison im Jahresprogramm, auf das der Geschäftsführer Jens Simson in der Versammlung einen Ausblick gab.

Einen Einblick bot Simson in die aktuelle Kassenlage. Im vergangenen Jahr musste man ein Minus von gut 700 Euro hinnehmen, Ein- und Ausgaben liegen im mittleren vierstelligen Eurobereich.

Ums Geld geht es auch beim neu aufgelegten EMFF (Europäischer Meeres- und Fischereifonds) der EU für die Periode 2014 bis 2020. Hier werde es wahrscheinlich keine Pauschalen geben wie zunächst vermutet, erklärte der stellvertretende Vorsitzende Peter Metka den Teichwirten, die nach Offenbau gekommen waren. Dafür aber „könnten die Fördersätze höher sein“: derzeit sei von bis zu 50 Prozent auf die Nettosumme die Rede.

In ihren Grußworten schließlich wussten zwei Rathauschefs die Werbetrommel für den heimischen Karpfen zu rühren. „Wir brauchen keinen Fisch aus Alaska!“, betonte seitens des Marktes Thalmässing Georg Küttinger. Und Schwabachs Oberbürgermeister Matthias Thürauf gab sich persönlich als „Fan des Karpfengenusses“ zu erkennen.

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