Outdoor Filmfestival

"Endless Winter": Schwabacher Regisseur fasziniert mit Film über einen Skifahrer-Traum

Carola Scherbel

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Jana Vogel

Redakteurin in Roth/Schwabach

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8.2.2024, 11:00 Uhr
Gleich mal die aktuellen Aufnahmen checken: Der Schwabacher Filmemacher Henrik von Janda-Eble (rechts) mit seinem "Hauptdarsteller", dem Dauer-Skifahrer Toni Sponar.

© Foto: Michael Neumann Gleich mal die aktuellen Aufnahmen checken: Der Schwabacher Filmemacher Henrik von Janda-Eble (rechts) mit seinem "Hauptdarsteller", dem Dauer-Skifahrer Toni Sponar.

Was für eine Vorstellung: Das ganze Jahr über auf Skiern durch den weißen Pulverschnee gleiten, steile Pisten hinunterrasen. Es gibt tatsächlich Menschen, die diesen Traum vom ewigen Winter Wirklichkeit werden lassen haben. Das erzählt der Film "Endless Winter", den der Schwabacher Henrik von Janda-Eble gemeinsam mit zwei Mitstreitern gedreht hat.

Viel Herzblut und jahrelange Arbeit haben sie in das Projekt gesteckt und wurden dafür mit einer Auszeichnung beim Filmfestival in Cannes belohnt - und dann kam die Pandemie. "Corona hat uns auch mit diesem Erfolg nicht weitermachen lassen", beschrieb Janda-Eble im Gespräch mit dem BR die Frustration. Doch nun soll es für den Dokumentarfilm einen zweiten Anlauf geben: Im Rahmen des Bayerischen Outdoor Filmfestivals wird "Endless Winter" im Schwabacher Markgrafensaal gezeigt.

Skifahrer in der 108. Saison

Ein Film über einen 84-Jährigen? Ja, sagt Henrik von Janda-Eble, und man könnte über Toni Sponar noch ein paar mehr Filme drehen. Warum? Weil dieser Mann aus der Steiermark in der 108. Saison, sommers wie winters, in Nord- oder Südamerika Ski fährt. Und auch sonst ein besonderer Mensch ist.

Henrik von Janda-Eble hat als Kameramann früher vor allem Ski- und Surf-Filme gedreht. Seit der Schwabacher vor 16 Jahren mit Kompagnons eine Kommunikations- und Werbeagentur gegründet hat, ist Marketing das Hauptgeschäft seiner Filme. Eine Produktionsreise vor sechs Jahren für eine Automarke führten ihn und seinen Freund Michael Neumann nach Chile.

Nach den Action-Werbeaufnahmen in hochalpiner Schneelandschaft blieben sie noch für ein eigenes Projekt: Neumann hatte den Traum vom ganzjährigen Skifahren in einem Buch mit dem Titel "endless winter" beschrieben, nun wollten sie das Buch zusammen mit Jonas Abenstein in Chile verfilmen.

Toni Sponar lebt im "endless winter"

Doch mitten im Projekt begegnete ihnen – Toni. Der damals 78-Jährige faszinierte sie auf Anhieb, weil er den "endless winter" tatsächlich seit Jahrzehnten lebte. Als junger "Steirer Bua" war er nach den Kriegswirren per Schiff nach Kanada gekommen, hatte als Holzfäller, Cowboy und Tellerwäscher gejobbt, bis er in einem Hotel in Alberta und dann im Prominenten-Hotel Lake Louise in Aspen erster Barkeeper wurde. Fotos zeigen ihn mit Fidel Castro an der Bar, österreichische Skistars wie Egon Zimmermann und Othmar Schneider nahmen ihn mit zum Skifahren nach Chile, und bald gab der gutaussehende junge Mann selbst Skikurse, wie etwa dem US-Präsidenten Gerald Ford und seiner Familie. Aber er hatte einen Traum. "Ich wollte was Eigenes haben – zum Beispiel ein Skigebiet", sagt er schmunzelnd im Film.

Wie ihm das gelang, wie er mit Hilfe eines Esels eine Straße in den Berg baute, wie er bis heute im chilenischen Winter Skifahrer auf die steilsten und einsamsten Höhen bringt – und wieder runter –, das packen Janda-Eble, Michael Neumann und Jonas Abenstein in ihren einstündigen Film, der in seiner Mischung aus Doku, Biopic und Reportage grandiose Bilder zeigt.

Und er demonstriert, wie der 84-Jährige, der auf Skiern durchaus als 34-Jähriger durchgehen kann, auf 3000 Metern Höhe in einem spartanischen Steinbunker lebt, wie er im nordamerikanischen Winter die Skifahrer in Aspen anleitet – und wie der immer strahlende Charmeur und Plauderer trotz dieses "endless winter" ein glückliches Familienleben führt. Die beiden Kinder haben studiert, der Sohn ist dann eingestiegen in das Erlebnis-Angebot für abenteuerlustige Skifahrtouristen. Und immer noch denkt Toni, der 84-Jährige, "immer nur nach vorn", erzählt von Janda-Eble voller Bewunderung von dem drahtigen Mann, der trotz vieler Niederlagen und Nackenschläge seine Energie, seinen Optimismus und seine Fröhlichkeit nie verloren hat. Als er frisch verheiratet mit seiner Frau das erste "Häuschen" auf alpiner Höhe von 3000 Metern gerade gebaut hatte, kam eine Lawine und walzte alles nieder – Toni baute halt neu.

Den Straßenlauf vom Tal bis zu seinem einsamen Haus hat er auf Anraten eines amerikanischen Ureinwohners mit einem Esel gezogen: "Geh mit dem Esel nach oben, leg dort Futter ab, und führ’ den Esel wieder ins Tal. Er findet den besten Weg nach oben." Toni hat es genau so gemacht, die Straße führt heute die Touristen bis zu ihm, von dort bringt er sie mit einer Schneeraupe ganz nach oben.

Für Henrik Janda-Eble, Michael Neumann und Jonas Abenstein hat die Begeisterung für den faszinierenden junggebliebenen Mann, der so viele Geschichten erzählen kann, nicht aufgehört. Ihr Projekt, einen Film über ihn und seinen wahrgewordenen Lebenstraum vom "endless winter" zu drehen, haben sie realisiert.

Dreharbeiten bei Minusgraden in Chile

Trotz wiederholter Spendenbitten und immer wieder versiegender Geldquellen, trotz Zeitnot und Termindruck sind sie jedes Jahr für ein paar Wochen mit ihrem kompletten Equipment nach Chile gereist, haben die Wagenladung voll Ausrüstung von Ski und Schlafsack bis Kamera und Cutter in die unwegsamen Höhen transportiert, sich bei Minusgraden und Funzellicht an die Schneidearbeiten gemacht, aber auch mit Toni am wärmenden Feuer gesessen und wieder neue Geschichten gehört.

"Ich konnte dafür zuhause nicht renovieren, und wir haben jetzt erstmal einen Berg von Schulden", sagt von Janda-Eble, aber es war über sechs Jahre lang keine Frage: Diesen Film mussten sie drehen.

Durch einen Zufall landete er 2019 in Cannes – und heimste bei den Corporate Media & TV Awards den silbernen Delphin für Dokumentarfilme ein. Beim Tegernsee-Bergfilm-Festival wurde er soeben zur Eröffnung gezeigt. Da grinsen die Macher schon vor Stolz und Freude. Wer weiß, vielleicht wollen ja noch mehr Menschen was von Toni Sponar hören.


Am Freitag, 9. Februar 2024, wird "Endless Winter" im Rahmen des Bayerischen Outdoor Filmfestivals in Schwabach gezeigt: Los geht es um 19 Uhr im Markgrafensaal. Zuerst zeigt der Film "Speed Expedition" die Rekordexpedition von Benedikt Böhm auf den Berg Himal in Nepal, im Anschluss folgt der Dokumentarfilm zu Toni Sponar. Regisseur und Produzent Henrik von Janda-Eble ist gemeinsam mit Michael Neumann (Idee und Buch) vor Ort und erzählt von der Entstehung des ungewöhnlichen Filmprojekts.


Der Artikel wurde zuerst am 23. Oktober 2019 veröffentlicht.

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