Trauer um Karl Hausmann: Einer von altem Schrot und Korn

10.11.2020, 13:00 Uhr
Trauer um Karl Hausmann: Einer von altem Schrot und Korn

© Archiv-Foto: Paul Götz

Kommunalpolitik? Daran hatte Karl Hausmann vermutlich noch nicht gedacht, als er 1962 als erster hauptamtlicher Mitarbeiter im Alter von 22 Jahren zur Gemeinde Büchenbach kam. Der erste Nachkriegsbürgermeister Fritz Gundel war ja noch ein ehrenamtlicher Rathauschef.

Hausmann war zu Beginn gewissermaßen "Mädchen für alles". Er baute damals "aus kleinsten Anfängen die Verwaltung zu einem modernen Dienstleistungsbetrieb um", würdigt sein Nach-Nach-Nachfolger Helmut Bauz.

Ab 1978 Bürgermeister

Ab 1978 war der gebürtige Abenberger dann auch Chef des Ganzen: Der SPD-Mann wurde zum Gemeindeoberhaupt gewählt – und 1984 und 1990 mit jeweils deutlicher Mehrheit im Amt bestätigt. Unter seiner Führung wuchs Büchenbach deutlich.

Entsprechend musste investiert werden: in Schule und Kindertagesstätten, in Wasserver- und Abwasserentsorgungsanlagen, in den Ausbau der Feuerwehr und des Bauhofes. Die Infrastruktur musste einfach mitwachsen.

Über das Kerngeschäft hinaus

Doch nicht nur in diesem Kerngeschäft der Gemeindepolitik hat er Spuren hinterlassen. Ohne Karl Hausmann gäbe es vermutlich die Partnerschaft mit der ungarischen Gemeinde Nemetker nicht. Noch zu Zeiten des Kalten Krieges streckten der Bürgermeister und einige Mitstreiter wie der früh verstorbene Eugen Hüttner die Fühler aus zu jener Region, aus der nach dem 2. Weltkrieg viele Vertriebene kamen – und im Raum Büchenbach und in Schwabach eine neue Heimat fanden.

Der Gemeindepartnerschaft hielt er auch nach dem Ausscheiden aus der Politik die Treue. Als im Vorjahr 30-jähriges Jubiläum gefeiert wurde, konnte Hausmann gesundheitsbedingt nicht mehr teilnehmen. Helmut Bauz hatte die Ehre, Hausmanns Rede, die er zu Hause geschrieben hatte, vorzutragen.

Mehr als nur Büchenbach

Karl Hausmann arbeitete gern in und für Büchenbach. Aber er dachte immer über die Gemeindegrenzen hinaus. Schon 1972 gehörte er dem ersten Kreistag des damals neu aus der Taufe gehobenen Landkreises Roth an – 24 Jahre lang hatte er dort Sitz und Stimme.

Er stand in Sitzungen selten im Vordergrund, war aber geachtet weit über die eigene Fraktion hinaus. Denn: Hausmann war ein Sozialdemokrat von altem Schrot und Korn: volksnah, durchsetzungsstark, leidenschaftlich, manchmal auch bärbeißig. "Er war nicht immer der große Diplomat. Aber was mit ihm ausgemacht war, das hat gegolten", würdigt Landrat Herbert Eckstein. "Und wenn er von einer Sache überzeugt war, dann hat er für diese Sache bis zum Ende gekämpft."

Die Sozialdemokratie war Hausmann gewissermaßen in die Wiege gelegt worden. Sein eigener Großvater war wegen seiner politischen Überzeugungen von den Nationalsozialisten ins Konzentrationslager gesteckt worden.

Wertvoller Ratgeber

Nach seinem Ausscheiden aus der Politik beobachtete der Ex-Bürgermeister das Geschehen in "seiner" Gemeinde aufmerksam und "mit viel Feingefühl", wie die Gemeinde Büchenbach in ihrem Nachruf schreibt. "Er hat sich nie eingemischt, aber wenn er gefragt wurde, stand er als wertvoller Ratgeber zur Verfügung", so der jetzige Bürgermeister Helmut Bauz.

Dieser Rat kam in den vergangenen Jahren aus der Nachbarschaft: Hausmann zog nach seinem Ausscheiden aus der aktiven Politik nach Unterheckenhofen bei Roth und verbrachte seinen Lebensabend dann in einer Seniorenwohnanlage in Schwabach.

Um Karl Hausmann trauern seine Lebensgefährtin, drei Töchter mit Familien, eine Schwester und seine Ex-Frau. Die Trauerfeier für den überzeugten Katholiken ist am Donnerstag um 14 Uhr – unter Corona-Bedingungen – in der großen, geräumigen evangelischen Schwabacher Stadtkirche. Auch ein Zeichen gelebter Ökumene.

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