Trotz Regen: EAV erobert die Burg Abenberg

2.7.2017, 13:21 Uhr
Klaus Eberhartinger & Co. eroberten auf der Burg Abenberg die Herzen ihres Publikums.

© Matthias Hertlein Klaus Eberhartinger & Co. eroberten auf der Burg Abenberg die Herzen ihres Publikums.

"Schön war's", dankt Klaus Eberhartinger nach rund 120 Minuten artig für die entgegen gebrachte Aufmerksamkeit. Beim finalen Rausschmeißer "Morgen" verirrt sich eine Hochzeitsgesellschaft samt Braut auf dem Festivalgelände unterhalb des Turmes. "Morgen fang ich ein neues Leben an...". Das trifft auf die Braut zu, fast wie bestellt, das Lied. Auf Conferencier und Sänger Klaus Eberhartinger und seine "Bande" trifft das nicht zu. Warum auch, was 40 Jahre als EAV funktioniert, kann nicht schlecht sein.

Im Gegenteil: Der Veranstalter hat ein Zelt aufgebaut, damit Souvenir-Artikel, Tonträger oder T-Shirts verkauft werden können. Kein Bedarf; Zeltabbau vor Konzertbeginn, es geht auch ohne Brimbamborium. Die Bühnen-Deko ist auch bescheiden: Beidseitig der Band-Schriftzug. Das genügt. Dass EAV in Österreich in all den Jahren mehr Tonträger verkauft haben als Michael Jackson, die Beatles oder Wolfgang Amadeus Mozart ehrt die Combo und beweist ihre noch immer anhaltende Popularität. Mit Comic-Figuren verzierte Plattencover fing vieles an. EAV sind auch 2017 ausgebucht. Abenberg so etwas wie der Start ins Open-Air-Jahr 2017.

Die dunklen Wolken am Himmel versprechen nichts Gutes, doch der Regen hält sich wahrlich in Grenzen. Zwischendrin ein paar Tropfen, dafür "regnet" es von der Bühne Hits wie am Fließband. Für einen Teil der Fans ist der EAV-Auftritt Gelegenheit, sich mal wieder im Freundeskreis fröhlich die Kante zu geben, der Großteil der Anhänger lässt sich indes von den Ersten Allgemeinen Verunsicherung auf eine Zeitreise mitnehmen, die wahrlich nicht nur mit Frohsinn zu tun hat. Im Gegenteil, was der Eberhartinger vom Stapel lässt, ist oft ein massiver sozialkritischer Angriff auf die Gesellschaft, Politiker oder wer sich da für wichtig hält. Da ist keine Blödeltruppe am Werk. Da geht es um Inhalt, Menschen, denen er ziemlich heftig den Spiegel vorhält. Braunes Gedankengut ist ihm zuwider, die Schicksale der Boot-People, der Flüchtlinge und deren Umgang bei uns, in "Was ist los" verarbeitet, ein zentrales Thema, das spürt man den ersten Klängen beim Eröffnungstück "Neandertal". Die Folgen der Nuklearkatastrophen von Tschernobyl oder Fukochima bleibt beim "Burli" weiter hochaktuell.

Soll man lachen, oder auf dem Sitz sich vor Scham verkriechen, der Grat ist schmal zwischen Blödelei und Ernsthaftigkeit. Denkanstöße, kritische Fingerzeige wie eh und stets verpackt im Rock-Rock-Gewand oder Schlager-Kostüm. Man muss wahrlich zuhören können. Um Sinn, Hintersinn zu begreifen - oder um eben Party zu machen und seine Texttauglichkeit unter Beweis zu stellen. So balancieren  EAV zwischen Heiterkeit und Botschaften, die man durchaus beherzigen kann - große Unterhaltung im Zeitraffer, gelegentlich locker verpackt.

Klar, es fehlt beim musikalischen Nostalgie-Trip durch die Jahrzehnte auf der Burg an nichts. Augenzwinkernd geht es um Alkoholprobleme ("der Wein von Mykonos"), bissig und nachdenklich zugleich bei "Bargeldlos durch die Nacht". Da geht es um Leute, die an den Rand der Gesellschaft geraten, Fröhlichekeit ist da etwas anderes. Spaßig geht bei "Heiße Nächte in Palermo" zu, Macho-Gehabe wird bei "Märchenprinz"ausgelebt. Eberhartinger, der verschmitzte Verwandlungskünstler - Klaus mit Hirschgeweih auf dem Kopf bei der Frontalattacke auf Heimatbräuche und Eskapaden. "Sepp, der Depp und Alpenrap"... Bei "Küss die Hand ..." erscheint der Sänger galant im Glitzer-Jacket und versetzt sein Publikum in Tanzlaune.

Nach "Feuertanz", den Söhnen Mannheims und Sarah Connor zum Abschluss der wieder gelungenen Burg-Abenberg-Konzertserie 2017 - beste Unterhaltung mit EAV. Zeitlos und trotzem hoch aktuell, EAV haben an Schärfe, Aussagekraft nichts eingebüßt - Humor ist, wenn man trotzdem lacht! Und ab und zu mal über das Leben nachdenken sollte. 

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