Verzweifelte Gastrobetriebe

24.1.2021, 18:00 Uhr
Verzweifelte Gastrobetriebe

© Foto: Gollnow (dpa)

"Ich verstehe es", kommentiert Sabine Lindner die Verlängerung des Lockdowns bis 14. Februar. "Die Politiker müssen Entscheidungen treffen. Was sollen sie anderes machen?" Auch ihr Vater Josef Raab sagt: "Ich möchte nicht in der Haut der Politiker stecken, die jetzt entscheiden müssen."

"Es geht ans Eingemachte"

Verständnis ist die eine Seite, die wirtschaftlichen Folgen für ihre Betriebe die andere. Wie die Stimmung ist? "Zwischen verzweifelt und resigniert", antwortet Sylvia Lehmann, die in Schwand das Restaurant und Hotel "Der Schwan" betreibt. Sie sagt das mit einem hörbaren Lächeln, das zeigt, dass sie kein Klagelied anstimmen will.

Doch die Lage sei ernst. Das betont auch Josef Raab: "Es geht ans Eingemachte, und zwar ganz heftig. Viele Kollegen sind an der Grenze und müssen ihre Altersversorgung angreifen."

Schon der erste Lockdown hat riesige Löcher gerissen. Sabine Lindner nennt eine Größenordnung: "Im vergangenen Jahr hatten wir im Hotel eine Belegung von maximal zehn Prozent."

Sylvia Lehmann erging es ähnlich. Ihr Personal aber wollte und will sie unbedingt halten: "Beim ersten Lockdown habe ich einen großen Kredit aufgenommen. Ohne den wäre ich jetzt nicht mehr da. Von dem zahle ich jetzt meine Mitarbeiter."

Lob für Stadt Schwabach

Der schöne Sommer hatte zumindest für einige Betriebe eine spürbare Entlastung gebracht. "Der Sommer war relativ gut", blickt Fabian Lauterbach zurück. Das liegt in seinem Fall auch daran, dass er und seine Kollegen auf dem Marktplatz zusätzliche Tische aufstellen konnten. "Die Stadt hat super reagiert und die Freischankflächen erweitert", freut sich Lauterbach. "So sind wir 2020 nochmal mit einem blauen Auge davongekommen."

Doch das gilt eben nicht für alle. "In der Innenstadt war das Geschäft im Sommer noch ganz gut, bei uns am Rand der Stadt ganz schlecht", berichtet Josef Raab.

Ganz unterschiedlich läuft auch das "Essen to go", also das Bestellen und Abholen. Für Pizzerien war dies schon vor Corona ein selbstverständlicher Umsatzbringer. "Die Schwabacher sind sehr treu", sagt Fabian Lauterbach.

Auch Sabine Lindner und Sylvia Lehmann bieten in ihren Restaurants diesen Service an, die Resonanz war aber durchwachsen. Statt an vier Tagen gibt es "Essen to go" daher nur noch an zwei. "Zum Teil hat es sich wegen ein paar Essen gar nicht gelohnt, die Küche aufzumachen. Aber Sonntagmittag sind es schon zwischen 50 und 60 Essen. Immerhin", berichtet Sabine Lindner. "Wir vermissen den Kontakt mit unseren Gästen und wollen zeigen: Wir sind noch da", so Sylvia Lehmann.

Und dennoch: Ein Ausgleich für den normalen Betrieb ist das bei weitem nicht. Dringend nötig sind deshalb staatliche Hilfen.

Erst ein Abschlag für November

Auch hier ist die Stimmung zweigeteilt. "Es ist eine wahnsinnige Leistung des Staates, dass es diese Hilfen überhaupt gibt", findet Sabine Lindner. Allerdings: "Die Hilfe kommt nur sehr schleppend", erklärt Josef Raab.

Fabian Lauterbach hat erst vor wenigen Tagen die erste so genannte "November-Hilfe" erhalten, und auch da nur einen Abschlag. So geht es offenbar allen Gastronomen.

"Ich kenne niemanden, der die volle Hilfe erhalten hat. Und von Dezember reden wir noch gar nicht", beschreibt Sylvia Lehmann die Situation. "Aber die Restzahlungen sind versprochen."

Bisher kenne sie keinen Gastronomie-Betrieb, der wegen Corona aufgebeben hat. Die Frage sei, wie viele wieder aufmachen. "Da kann es ein böses Erwachen geben", fürchtet Sylvia Lehmann. Für die Hoteliers zeichnet sich ein zweites schweres Jahr ab. Messen und Tagungen sind verschoben oder abgesagt, es fehlen die Geschäftskunden.

Drei Wünsche

Die Hoffnung? Sylvia Lehmann hat drei Wünsche: "Dass wir so bald wie möglich wieder aufmachen können. Dass wir nicht erst wieder durch ein tiefes Tal an Einschränkungen müssen, und dass man uns vertraut. Wir haben bewiesen, dass wir sichere Gastronomie können."

Josef Raab setzt zudem aufs Impfen, das die gesamte Corona-Lage entspannen könnte: "Dann werden wir das schon überleben."

 

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