Von Rednitzhembach nach Las Vegas

14.5.2016, 06:14 Uhr
Von Rednitzhembach nach Las Vegas

© Foto: Correll

Schon am Flughafen von Las Vegas wartet der erste Schock auf Eva-Maria. Die 25-Jährige wohnt in Büchenbach, arbeitet in Rednitzhembach und wird bei der Einreise in die USA zunächst einmal behandelt wie eine Schwerverbrecherin. „So etwas ist mir noch nie passiert“, sagt sie und lacht.

Der Kollege mit den Genehmigungen ist schon durch den Zoll, als Eva-Maria herausgezogen wird. Die Beamten durchsuchen ihren Koffer, kontrollieren ihr Handy, lesen ihre privaten Whatsapp-Nachrichten und verhören sie gründlich. Der Verdacht: Die Deutsche könnte einreisen, um ohne Erlaubnis in den USA zu arbeiten. Da verstehen die Amerikaner keinen Spaß. Es dauert zwei Stunden, bis alles geklärt ist und die junge Friseurin ins Land darf.

Eva-Maria ist Sterne-Friseurin

Zurecht, denn sie gehört zur Elite ihrer Zunft. „Intercoiffure“ nennt sich die Organisation, mit der Eva-Maria in Vegas unterwegs war. Es handelt sich um einen Zusammenschluss von Friseuren, die sich hohen Standards verpflichten und Sterne vergeben, wie bei Spitzenköchen. Eva-Maria Heidingsfelder hat so einen Stern und engagiert sich seit Jahren bei Intercoiffure. Ihr Handwerk übt sie normalerweise im Salon „Hairlike Friseurteam Seubert“ aus, mitten im beschaulichen Rednitzhembach.

Von Rednitzhembach nach Las Vegas

© Foto: oh

Für Intercoiffure ist sie aber unterwegs in der Welt. Messen, Workshops, Bühnenshows, Fotoshootings – und im Dezember vergangenen Jahres hieß es plötzlich: „Möchtest du mit nach Las Vegas?“ Die Grund der Reise war eine neue Kollektion von Frisuren, von Trends für das kommende Jahr, die Eva-Maria gemeinsamen mit Friseuren aus ganz Deutschland entwickeln durfte. In Las Vegas und Umgebung wurden dann die Fotos gemacht.

„Am beeindruckendsten war der Red Rock Canyon“, sagt Eva-Maria, „wir standen auf einem Hügel, die typischen roten Felsen im Hintergrund – unendliche Weiten.“ Aber nicht nur in der freien Natur wurde fotografiert, auch im „Neon-Museum“. Es handelt sich um einen „Friedhof der Leuchtreklamen“, erklärt Eva-Maria, die ausrangierten Teile liegen dort in Massen herum. Außerdem durfte ein Casino als Kulisse nicht fehlen, ebensowenig wie der berühmte „Strip“.

Gezockt hat die Büchenbacherin auch. Aber nicht um viel Geld. „Ich habe nichts gewonnen“, sagt sie, „am Ende gewinnt immer das Casino.“ Und Party, Feiern, Trinken? „Was in Vegas passiert, bleibt in Vegas.“ Ein Schmunzeln kann sich Eva-Maria nicht verkneifen, aber Details lässt sie sich nicht entlocken. Es sei ein tolles Team gewesen und eine Erfahrung, die man nur einmal im Leben macht: „Las Vegas ist ein riesiger Vergnügungspark.“

In Buchenbühl ist es schöner

Die jungen Friseure lernten aber auch die andere Seite der Casino-Stadt kennen, jenseits von Glanz und Glamour. „Einmal sind wir falsch abgebogen“, erzählt Eva-Maria, „da haben wir einige üble Ecken gesehen.“ Obdachlose, Heroinsüchtige – auf offener Straße. Amerika ist ein Land der Gegensätze.

Kein Land, in dem man wohnen möchte, findet Eva-Maria, obwohl sie mitsamt dem Team in einer Villa untergebracht war, inklusive Pool, Whirlpool und Billard-Tisch – wie bei Heidi Klum und ihren Models. Trotzdem: „Las Vegas ist toll für den Urlaub, dort ist Dauerstrom, immer etwas geboten. Aber Büchenbach ist zum Wohnen schöner.“ Man könne sich auch mal zurückziehen, das sei ihr auf Dauer wichtiger als die Action und Aufregung ihres Trips in die Vereinigten Staaten.

Ein bisschen Blut geleckt hat sie aber doch. Selbst Frisuren zu kreiren, eine eigene Auswahl zu entwickeln und zu vermarkten – all das macht sie jetzt im etwas kleineren Maßstab in Rednitzhembach. Bei „Hairlike“ entsteht derzeit nämlich auch eine Kollektion. Geplant sind Fotos, Poster, Show und alles, was dazugehört. Und wer weiß, vielleicht schafft sie es damit ja irgendwann wieder nach Las Vegas.

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