Weibliche Mannschaft des Jahres: Diese Teams sind nominiert

5.1.2016, 09:39 Uhr
Weibliche Mannschaft des Jahres: Diese Teams sind nominiert

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Vier Nominierte, aber nur ein Sieger. Wie heißen die „Sportler des Jahres 2015“ im Landkreis Roth? Die Kandidaten haben die Sportredakteure der Heimatzeitungen ausgesucht. Die Wahl treffen aber jene 750 Sportlerinnen und Sportler, die bei der Sportlerehrung am 15. Januar selbst ausgezeichnet werden. Höhepunkt bei dieser Traditionsveranstaltung ist die Bekanntgabe der Sportler/ Sportlerin und der Mannschaften des Jahres.

Hier die vier Kandidaten für den Titel „Weibliche Mannschaft des Jahres“. Wer macht das Rennen? Fußballerinnen, Tennisspielerinnen, Handballerinnen oder Eisstockschützinnen?

Ehrgeiz altert nicht

Wenn die Tennis-Damen 50 des TV Hilpoltstein einmal die Woche ihren Trainingsabend haben, ist Coach Maciej Zurek mit seinen 40 Jahren der Jüngste auf dem Platz. Er ist immer wieder begeistert, mit welchem Elan und Ehrgeiz die elf Frauen ihren Sport betreiben: „Viele könnten schon bei den Damen 60 spielen, aber die wollen es immer noch wissen.“ 2015 war das Ziel der sofortige Wiederaufstieg in die Bayernliga, nachdem man im Jahr zuvor den Klassenverbleib ganz knapp verpasst hatte. Das gelang mit Glanz und Gloria in einer makellosen Runde in der Landesliga mit 14:0 Punkten.

Seit Jahren ist das Team eine eingeschworene Truppe, die neben den offiziellen Trainingsstunden einen großen Teil der Freizeit auf dem Tennisplatz verbringt. Sie „klopfen“ ausgiebig, wie der Trainer das ausdrückt. Maciej Zurek sieht sie fast jeden Tag im Tenniszentrum Weinsfeld: „Die sind richtig fleißig, haben sehr viel Spaß und bauen auch beim Üben Wettkampferfahrung auf, weil sie immer ganze Matches spielen. In kritischen Phasen haben sie dann das Können, ein Spiel aus dem Feuer zu reißen.“

An der verlustpunktfreien Rückkehr in die Bayernliga wirkten zwei Neulinge maßgeblich mit: Quereinsteigerin Nury Eschenhagen gewann fünf Doppel und vier Einzel und feierte in ihrer ersten Punkterunde gleich den Aufstieg. Als Verstärkung kam außerdem Almut Steiner, die Jüngste im Team, die in sechs Spielen drei Einzel und ein Doppel gewann. Ein Phänomen: Rita Kraus, Jahrgang ‘45, steuerte eine Doppelbilanz von 1:1 bei. Sportliche Leistungsträgerinnen sind Elisabeth Viehmann (LK8) sowie Ulrike Höring und Christa Weikert (LK12), die an den vorderen Positionen für 39:2 Siege sorgten. Ungeschlagen blieb Ingrid Richter. Alwine Schneider kam bei einem Einsatz auf eine ausgeglichene Bilanz.

Die Ersatzfrauen Christiane Ullmann und Margit Schwarz beschränkten sich aufs Anfeuern. Auch das ist eine Stärke der Hilpoltsteinerinnen. Der Elfer-Kader ist bei allen Spielen möglichst geschlossen dabei, obwohl klar ist, dass nicht alle eingesetzt werden können.

Auch wenn für die meisten aus dem Team die Bayernliga bekanntes Terrain ist, gehen die TV-Damen motiviert wie beim ersten Mal in die nächste Saison – immerhin zwei Jahre älter als beim letzten Mal. „Zwei gewonnene Spiele braucht es, um die Klasse zu halten“, rechnet Maciej Zurek vor.

Logische Entwicklung

Kaum einer hat das Auf und Ab der Handball-Damen der SG Schwabach-Roth so hautnah miterlebt wie Ulli Ernst. Immer wenn eine Generation an Spielerinnen abtrat, ging die Kurve nach unten. Von 1992 bis 2007 war er als Coach an der Entwicklung beteiligt, bis heute ist er ständiger Begleiter der Mannschaft. Mit dem dritten Aufstieg in die Landesliga ist sie wieder auf Höhenflug. Für ihn eine logische Entwicklung.

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Natürlich schaut er sich die Torhüterinnen genau an. Als seine Tochter Alexandra zwischen den Pfosten stand, die auch in der Bayernauswahl den Kasten bewachte, erlebte die SG das letzte Hoch. Dem ungebremsten Fall in die Bezirksklasse folgte ein behutsamer Wiederaufbau mit den Mädels, die gerade der Jugend entwachsen waren. Sie bilden das Gerüst des BOL-Meisters des Jahres 2015, der in der Landesliga bis jetzt nur einstellige Tabellenplätze erlebt hat. Die Stadt Schwabach steht im Namen ganz vorn, ist aber mit Amelie Rapke im Kader unterrepräsentiert. Die meisten Spielerinnen kommen aus dem Landkreis Roth und studieren derzeit vorzugsweise in Erlangen. Aus Hilpoltstein sind Barbara Benz, Bettina Schmidpeter und Torhüterin Marie Klier dabei, Abenberg steuert Torfrau Miriam Schneider und Mira Schlegl bei, Kammerstein ist ebenfalls stark vertreten.

Die stetige Entwicklung des Teams war auch für das ungeübte Auge gut zu erkennen. Als Neuling in der Landesliga ist seine Lauffreude auffallend – mit Potenzial nach oben. Ulli Ernst: „Die Ballkontrolle ist bei dieser Geschwindigkeit das Problem.“ Steigern kann man sich auch aus dem Rückraum, doch da gibt es mit Romina Burkhardt aus Abenberg ein großes Talent, das wegen des nahenden Abiturs noch in der zweiten Mannschaft eingesetzt wird.

„Eigentlich“, so Ulli Ernst, „hätte die SG schon früher aufsteigen können, wenn sie eine richtige Torhüterin gehabt hätte.“ Mit Steffi Schwarz stellte sich eine Feldspielerin in die Bude. Damit war in der Bezirksoberliga keine Meisterschaft zu gewinnen. Erst als Miriam Schneider zur SG kam, war die Mannschaft titelreif. Ernst wagt sich sogar noch weiter aus dem Fenster: „Sie ist die beste Torhüterin der Landesliga.“ Die Voraussetzung, dass der Aufsteiger mit der besten Abwehr glänzt.

Da hat sogar Sylvia Stöhr wieder Lust bekommen. Der x-te Abschied der jetzt 50-Jährigen schien dieses Jahr mit einer Knieoperation besiegelt, doch im letzten Spiel vor der Winterpause feierte sie das x-te Comeback. Beim 25:15 gegen Obertraubling gelang ihr gleich ein Treffer. Sie kann es auch mit Ulli Ernst aufnehmen. Seit sie Anfang der 90er Jahre aus Recklinghausen kam, wo sie Regionalliga spielte, ist sie eine Größe der mittelfränkischen Szene. Fränkisch-knapp fällt die Bewunderung ihres Ex-Trainers aus: „Das sind so Phänomene.“

Der etwas andere Meister

Meister der 1. Bundesliga, ein Teammitglied Weltmeister mit der Deutschen Nationalmannschaft. Nein! Die Rede ist nicht vom FC Bayern München, dem Fußball-Rekordmeister. Von der Öffentlichkeit nahezu unbemerkt, kann auch die Damenmannschaft der Neumühler Eisschützengilde auf derlei Erfolge verweisen. Nicht in der medienwirksamen Sportart Fußball, sondern im Eisstockschießen. In der Besetzung Doris Schubert, Jutta Konrad, Heike Schubert, Tamara Lingner, Bianca Braun, Heike Heider und Anita Schubert belegte die NEG in der Winterrunde 2014/15 den ersten Platz und qualifizierte sich unter anderem für die Teilnahme am Deutschen Pokal. Dieser Wettbewerb wiederum diente als „Quali“ zum Europacup, der 2015 in Weißrussland ausgetragen wurde. „Die Visa hatten wir bereits beantragt“, ließ NEG-Sportwart Oliver Brechtelsbauer durchblicken. Aus der Reise wurde allerdings nichts, mindestens Platz vier beim Deutschen Pokal hätte es schon sein müssen. Die Neumühler Damen, die an diesem Wettbewerb mit zwei Mannschaften teilnahmen, landeten aber „nur“ auf den Plätzen neun und 17.

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Die Enttäuschung über die verpasste Europapokalteilnahme hielt sich freilich in Grenzen, zumal ja auch in Deutschland weitere hochkarätige Wettkämpfe anstanden. Beispielsweise die Sommerrunde der 1. Bundesliga, welche die Neumühler Damenmannschaft auf einem guten sechsten Platz beschlossen. Und natürlich galt es, den letztjährigen Erfolg in der aktuellen Bundesliga-Winterrunde zu verteidigen. Doch nach der Vorrunde am 29. November in Füssen belegte die Mannschaft unter 24 Teams einen von fünf Abstiegsplätzen. Diese galt es, am ersten Wochenende 2016 beim Rückrunden-Spieltag der 1. Bundesliga in Waldkraiburg zu verlassen — was aber nicht gelang.

Für Doris Schubert, die ja 2014 mit der Deutschen Nationalmannschaft in Innsbruck überraschend den Weltmeistertitel gewonnen und im März 2015 im tschechischen Písek immerhin EM-Bronze eingefahren hat, ist 2016 wieder ein ganz wichtiges Jahr. Vom 17. bis 28. Februar findet in der Arena Ritten in Südtirol die Weltmeisterschaft statt. Doris Schubert wurde erneut nominiert und möchte natürlich mit dem Team den WM-Triumph wiederholen. Für die 27-jährige gebürtige Mildacherin hat sich der WM-Titel insofern ausgezahlt, als sie in die Sportförderkompanie der Bundeswehr in Oberhof aufgenommen wurde. Ansonsten freilich ging bei der rund 90 Mitglieder zählenden Neumühler EG auch nach dem WM-Triumph „das Leben ganz normal weiter“, ließ Oliver Brechtelsbauer durchblicken. Das große Geld ist in dieser Sportart ohnehin nicht zu verdienen — der entscheidende Unterschied zum FC Bayern München . . .

Erstmals Bayernliga

Reiner Hertel ist ein Kind des SV Leerstetten. Über 40 Jahre lang gehört der 51-Jährige seinem Stammverein an, engagierte sich im Ehrenamt und wurde dafür 2010 vom Bayerischen Fußball-Verband mit dem Ehrenamtspreis des Kreises NM/Jura ausgezeichnet. Vor allem im Frauenfußball engagierte er sich. Unter seine Verantwortung fielen nicht weniger als fünf Aufstiege der Leerstetter Fußballerinnen. Beruflich stark eingebunden, bekleidet er zwar aktuell kein offizielles Amt in der Fußballabteilung des SVL, die Fäden — sei es im sportlichen oder wirtschaftlichen Bereich — hält er jedoch nach wie vor in den Händen.

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Mit dem Aufstieg der ersten Frauenmannschaft in die Bayernliga erfüllte sich seine Vision — vielleicht sogar ein wenig zu früh, denn Hertel wollte Strukturen schaffen, um langfristig erfolgreich zu sein. „Wir sind immer daran interessiert, Spielerinnen aus der Region an uns zu binden — mit Geld können und werden wir den Erfolg nicht suchen“, ließ er durchblicken. Hertel sieht den SV Leerstetten in erster Linie als Ausbildungsverein und verweist auf die engagierte Arbeit im Mädchenbereich: „Die meisten unserer Spielerinnen hatten zumindest ihre Wurzeln in Leerstetten.“

Ohne Verstärkungen von außerhalb sind allerdings solch ehrgeizige Ziele wie ein Aufstieg in die vierthöchste Frauen-Spielklasse nicht umzusetzen. Mit der Bundesliga erfahrenen Katharina Grießemer und Sabrina Brey hatte der SVL zwei Spielerinnen, die alleine 52 Tore zum Aufstieg in die Bayernliga beitrugen. Am letzten Spieltag der Aufstiegssaison sollte dann das Schicksal des SVL-Teams einen negativen Lauf nehmen. Katharina Grießemer zog sich in Nabburg einen Kreuzbandriss zu und wird erst wieder in der neuen Saison eingreifen können. Und weil sich Sabrina Brey vor der Saison kurzfristig für einen Wechsel zum TSV Theuern in die BOL Oberpfalz entschied, verlor die Mannschaft mit einem Schlag die Hoffnung auf den Klassenerhalt.

Die Realität ist ernüchternd: Nach der Vorrunde in der Bayernliga steht der SV Leerstetten ohne Zähler auf dem letzten Platz. Zehn Punkte beträgt der Rückstand zum rettenden zehnten Tabellenplatz. Normalerweise keine Distanz, die Reiner Hertel erschüttern könnte, eine gravierende Verbesserung der personellen Situation sei aber nicht in Sicht, und so werden die Planungen schon auf die Saison 2016/17, dann wieder in der Landesliga, ausgerichtet sein.

Neben Katharina Grießemer und Sabrina Brey wird in der Rückrunde eine weitere Leistungsträgerin nicht zur Verfügung stehen, denn Kathrin Brey wird im neuen Jahr ihren Dienst bei der Marine in Hamburg antreten. Es gibt aber auch eine positive Personalie zu vermelden: Aus der U17 des FC Bayern München kehrt Alisa Pesteritz zurück zu dem Verein, für den sie bereits zwischen 2007 und 2011 gekickt hat. Über die BOL-Jungs des SK Lauf ging es zu den Mädchen des 1. FC Nürnberg und schließlich nach München, wo die inzwischen 16-jährige Offensivspielerin den Sprung in den Nationalkader schaffte. Feste Größe beim SV Leerstetten bleibt übrigens der Trainer. „Otto Grießemer ist ein Glücksgriff für uns — seine Arbeit ist für uns unbezahlbar“, schwärmt Reiner Hertel, der trotz des so gut wie sicheren sportlichen Abstiegs in die Landesliga den Übungsleiter nicht in Frage stellt: „Der Otto bleibt so lange dabei, wie ich dabei bleibe!“

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