Amtseinführung

Weiter in Frauenhand: Schwabacher Amtsgericht begrüßt neue Chefin

16.1.2022, 06:46 Uhr
Übergabe mit Abstand: Landgerichts-Präsident Roland Glass, die ehemalige Amtsgerichts-Direktorin Sabine Schwarz, Geschäftsleiterin Alexandra Rüdinger, die neue Direktorin Christine Wehrer und Oberlandesgerichts-Präsident Dr. Thomas Dickert (von links) vor dem Schwabacher Gerichtsgebäude.

© Patrick Shaw, NN Übergabe mit Abstand: Landgerichts-Präsident Roland Glass, die ehemalige Amtsgerichts-Direktorin Sabine Schwarz, Geschäftsleiterin Alexandra Rüdinger, die neue Direktorin Christine Wehrer und Oberlandesgerichts-Präsident Dr. Thomas Dickert (von links) vor dem Schwabacher Gerichtsgebäude.

„Es war mein Traumjob“, sagt Sabine Schwarz. Acht Jahre lang war sie Direktorin des Schwabacher Amtsgerichts und wird der Goldschlägerstadt nach eigenen Worten „immer verbunden bleiben“ – auch wenn sie zu ihrer Verabschiedung bereits rund 600 Kilometer aus ihrer neuen Heimat Worpswede angereist ist. Ebenfalls nach Schwabach gekommen sind zu diesem Anlass Dr. Thomas Dickert, Präsident des Oberlandesgerichts Nürnberg, sein Amtskollege Roland Glass vom Landgericht Nürnberg-Fürth – und natürlich Schwarz’ Nachfolgerin Christine Wehrer.

Schwabachs neue Amtsgerichts-Direktorin Christine Wehrer an ihrem künftigen Arbeitsplatz.

Schwabachs neue Amtsgerichts-Direktorin Christine Wehrer an ihrem künftigen Arbeitsplatz. © Patrick Shaw

Zusammen mit Geschäftsleiterin Alexandra Rüdinger bleibt die Leitung des für die Stadt Schwabach und den gesamten Landkreis Roth zuständigen Gerichts damit in Frauenhand. Schwarz findet das gut. „Weil in Bayern das Leistungsprinzip zählt und diese Frauen alle was können“, sagt sie. Ablesbar ist das nicht zuletzt am Werdegang der Ende September ausgeschiedenen und der zum 1. Januar neu gestarteten Direktorinnen.

Dieser beginnt für Sabine Schwarz 1985 am Landgericht in Schweinfurt. 1987 wechselt sie zur Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth, wo sie sich laut OLG-Präsident Dickert insbesondere um den Bereich der Sexualstraftaten gegen Frauen verdient macht. 1990 wird sie Richterin am Landgericht, weitere Stationen sind die Bezirksstaatsanwaltschaft Dresden und das Staatsschutz-Referat des Bundesjustizministeriums. Neben Jugendkriminalität ist Schwarz dort vor allem für den Aufbau der Justiz in den neuen Bundesländern sowie für die Aufarbeitung des SED-Unrechts und der RAF-Morde verantwortlich.

Zwei ähnliche Charaktere

1998 geht es zurück nach Nürnberg, wo die Richterin mit der Entwicklung von Fachverfahren im Zivilrecht neue Aufgaben findet. Ab 2004 ist Schwarz Richterin am OLG Nürnberg und dort in mehreren Zivilsenaten sowie im Organisationsreferat tätig. 2013 übernimmt sie schließlich die Leitung des Schwabacher Amtsgerichts – das sie hinsichtlich Personal, Ausstattung, Digitalisierung und Effizienz der Verfahren mit überdurchschnittlich guten Zahlen an ihre Nachfolgerin übergibt (ausführlicher Bericht folgt).

Mit dieser verbinden sie laut Thomas Dickert so einige Charaktereigenschaften. Beide Richterinnen seien „tatkräftig, pflichtbewusst, durchsetzungsstark, kontaktfreudig“ und hätten „eine positive Wesensart, die auch in schwierigen Situationen nie verloren geht“. Auch die beiden Lebensläufe enthalten Parallelen. So befasst sich Christine Wehrer nach Stationen in Landshut (1992) und am Nürnberger Amtsgericht (1994) ab 1998 bei der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth ebenfalls mit politischen Straftaten, wird 2002 Richterin am Landgericht Nürnberg-Fürth und kehrt 2003 erstmals als Amtsrichterin für Zivilsachen in ihre Heimatstadt Schwabach zurück.

Hier ist die heute 57-Jährige für Bußgeld- und Familiensachen zuständig, bevor sie 2015 als Oberstaatsanwältin der Generalstaatsanwaltschaft Nürnberg mit der Dienstaufsicht über die angegliederten Staatsanwaltschaften betraut wird und ebenfalls Erfahrungen im Bereich der Sexualkriminalität sammelt. Von 2018 bis 2021 leitet sie die Jugendabteilung des Amtsgerichts Nürnberg.

"Die Idealbesetzung"

„Frau Wehrer ist unsere Wunschkandidatin und die Idealbesetzung für diese Stelle“, krönt OLG-Präsident Dickert die neue Gerichtsdirektorin mit Vorschusslorbeeren. Dazu trage nicht zuletzt ihre tiefe Verwurzelung in Schwabach bei. Geboren und aufgewachsen in der Goldschlägerstadt (Abitur 1983 am Wolfram-von-Eschenbach-Gymnasium), ist sie hier unter anderem Vorstandsmitglied der SG Stadtpark sowie leidenschaftliche Sängerin im Vocalensemble Schwabach und im Justizchor.

Vor Wehrer liegen trotz des offenkundig reibungslosen Übergangs etliche große Aufgaben. Die Digitalisierung spricht sie an, den barrierefreien Umbau des Gerichtsgebäudes, die Einrichtung eines Justiz-Bürgerservice – und natürlich die Corona-Pandemie. Wenngleich Letztere einem Festakt zur Amtsübergabe einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, so sieht die neue Direktorin in ihrem Haus doch „alle Voraussetzungen für den Umgang mit der Pandemie gegeben“. Schließlich müsse das Gericht „Vorbild sein“.

Und Sabine Schwarz? Sie wird die ersten Schritte ihrer Nachfolgerin nun aus der Entfernung beobachten – vielleicht zusammen mit Hundewelpin „Polly“, die sie sich für den Ruhestand zugelegt hat.

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