Wenn Flaschen flüstern

22.8.2017, 08:25 Uhr
Wenn Flaschen flüstern

© Christine Schön

Das Pfister-Trio servierte angenehme Lounge-Musik, der Wettergott spielte mit, die Sonne strahlte mit Christiane Toewe, mit Kulturamtsleiterin Sandra Hoffmann-Rivero und den rund 250 Gästen im Areal am Stadtmuseum um die Wette — die Finissage der 10. Schwabacher Kunstbiennale war eine gelungene Veranstaltung. Ein Höhepunkt im Rahmen der Feierlichkeiten "900 Jahre Goldschlägerstadt".

Kurz vor 18 Uhr verkündete Modertorin Caro Lubowski den Namen der diesjährigen Gewinnerin: Christiane Toewe aus Bamberg. Für ihr Kunstwerk "Whispering Bottles" (deutsch: "Flüsternde Flaschen") erhielt sie den von der Schwabacher Firma ratioplast gestifteten Publikumspreis über 2500 Euro. Das Kunstwerk war die Station Nummer 26 beim Parcours und in der Alten Synagoge ausgestellt. Das Besondere: Die über hundert Flaschen reagieren auf Stimmen, verändern ihre Farben. Sie antworteten auch auf Musik von Schwabachs Komponist Adolph von Henselt.

Die Kulturamtsleiterin erläuterte die Fakten: "Insgesamt wurden 2826 Stimmzettel abgegeben, die Bamberger Keramik-Künstlerin hatte insgesamt 808 Stimmen erhalten. Mit dieser Stimmenzahl hatte sie auch ganz eindeutig das Rennen gemacht." Kulturbürgermeister Roland Oeser überreichte die von Matthias Thürauf signierte Urkunde.

"Ich bin überglücklich"

"Ich bin überglücklich. Ich bin von den ortung X-Mitarbeitern prima begleitet worden. Mein Dank gilt aber auch den Besuchern, denn es gibt für eine Künstlerin nichts schöneres, als die Anerkennung durch das Publikum", sagte Christiane Toewe.

Die Arbeit an "Whispering Bottles" hatte sie vor zehn Jahren gedanklich angefangen, habe dann konkret zwei Jahre daran gearbeitet und hat sie in Schwabach zum ersten Mal präsentiert. Toewe Lobs an die Besucher: "Ihre Reaktion auf meine Gedanken ist eine große Bestätigung für mich. Dass sie es nachempfinden können, was ich mir so ausgedacht habe."

Fasziniert von Schwabach

Erstaunlich, sie war von der Auszeichnung "nicht wirklich überrascht". Die Künstlerin war drei Tage lang in der Synagoge, hatte sich vor Ort mit vielen Besuchern unterhalten und "dabei habe ich an den Reaktionen und Fragen gemerkt, dass großes Interesse an meinem Werk da war."

Toewe ist fasziniert von der Stadt: "Schwabach hat sehr viel Charme, manche Besucher meinten sogar, dass die ortung so etwas wie die kleine documenta in Kassel sei und das ist natürlich ein sehr großes Lob."

Publikumspreis-Stifterin Barbara Sommer betonte: "Die Wirkung, die die ortung X auf die Stadt Schwabach hat, ist enorm weitreichend und nicht zu überbieten, deshalb bin ich ganz glücklich, dass ich dabei sein darf. Und ich bin verzückt über das Werk von Christiane Toewe. Es hatte mich am meisten gefangen genommen. Das i-Tüpfelchen war das sogenannte faule Stück: Mittendrin eine Flasche, die nichts tut."

800 Euro für Amnesty

Am Rande der Finissage kam insbesondere bei der Schwabacher Sektion von Amnesty International große Freude auf. Jurysiegerin Anja Callem, die selbst bei Amnesty International in München tätig, spendiert 800 Euro ihres Preises an die Schwabacher Gruppe.

Anja Callam zu ihrem Beweggrund: "Man soll nicht nur in der Kunst tätig sein, sondern auch Taten folgen lassen. Es war daher naheliegend, die Arbeit der hiesigen Gruppe zu unterstützen."

14 Tage ortung X, was bleibt da bei Anja Callam haften? "Schwabach ist eine beeindruckende Stadt, sie ist wunderbar für Künstler. Ich finde Schwabach schön und herzlich."

Carola Lubowski dankte im Namen des Kulturamtes allen Beteiligten, Helfern und Mitarbeitern vor und hinter den Kulissen. Sie meinte: "Ich als Schwabacherin bin wirklich stolz, dass die ortung X alle zwei Jahre stattfindet."

Neuer Besucherrekord

Verzückt zeigte man sich seitens der Verantwortlichen aber aufgrund des neuen Rekordes von 9518 Besuchern. Die Hoffnung auf das Erreichen der 9000er-Grenze war im Vorfeld groß gewesen. "Die ortung hält fest und zieht an", freute sich Bürgermeister Roland Oeser.

Nach Ende der Finissage waren gegen 22 Uhr immer noch Besucher unterwegs, um den letzten Funken Kunst zu erhaschen und wurden im Atelier 15, der Station 23, auch fündig: Bert Lippert spielte klassische Gitarren-Stücke, dazu gab es ein Gläschen Prosecco. Ein würdiger Ortung-X-Ausklang im wundervollen Hof.

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