Wer wird Oberbürgermeister in Schwabach? Dr. Michael Fraas im Gespräch

30.7.2019, 15:58 Uhr
Wer wird Oberbürgermeister in Schwabach? Dr. Michael Fraas im Gespräch

© Foto: Alexander Jungkunz

Der OB-Wahlkampf hat längst begonnen: Etliche Gruppierungen haben ihre Kandidaten für die Nachfolge des scheidenden Matthias Thürauf bereits nominiert. Wir haben mit den drei aussichtsreichsten Bewerbern gesprochen. Den Anfang macht der CSU-Kandidat Michael Fraas. Die Redaktion hat für alle Interviewpartner denselben Fragenkatalog ausgearbeitet.

Kurz und knackig, in drei Fragen und drei Antworten, äußert sich Fraas hier im Video:

Wer wird Oberbürgermeister in Schwabach? Dr. Michael Fraas im Gespräch

© Foto: Alexander Jungkunz

Herr Fraas, der Oberbürgermeister, den Sie beerben wollen, ist amtsmüde. Matthias Thürauf hört nach zwei Amtsperioden im nächsten Jahr auf. Warum wollen Sie sich die Tortur des Wahlkampfs und eines anstrengenden Jobs antun?

Dr. Michael Fraas: Ich sehe es nicht als Tortur an, sich um ein Amt zu bewerben, das gehört zur Demokratie. Auch ein OB Maly hat das einst so gemacht. Er war Kämmerer der Stadt Nürnberg und hat einen OB-Wahlkampf bestritten. Oder Siegfried Balleis in Erlangen: Der war erst Wirtschaftsreferent und trat dann als OB-Kandidat an. Bei mir ist es nur deshalb ungewöhnlich, weil ich in Nürnberg arbeite und hier in der Nachbarstadt Wahlkampf mache. Mich reizt diese neue Aufgabe, mir macht das viel Spaß.

Was läuft derzeit gut in Schwabach?

Schwabach ist insgesamt gut aufgestellt, es herrscht de facto Vollbeschäftigung. Was ich besonders schön finde, ist der enge Zusammenhalt; das ist eine funktionierende Bürgergesellschaft hier. Ich konnte mich davon beim Bürgerfest überzeugen. Die Stadt ist auf einem hohen Niveau gut entwickelt, für mich als Oberbürgermeister ginge es darum, dieses Niveau zu halten. Denn die Konkurrenz ist groß, etwa zwischen den Standorten und Regionen.

Und wo sehen Sie den größten Handlungsbedarf?

Drei Themen nenne ich: Erstens das Wohnen. Wir müssen mehr bauen. Zweitens das Thema Verkehr. Wir müssen uns einerseits den neuen Mobilitätsformen stellen, andererseits auch bei den Radwegen ansetzen. Da gibt es einiges zu tun. Da werden auch Parkplätze dran glauben müssen. Das dritte große Thema ist aus meiner Sicht Umwelt und Nachhaltigkeit. Der Klimawandel ist da, das lässt sich nicht bestreiten. Es geht deshalb in Zukunft auch um mehr Grün.

Was verbindet Sie selbst mit Schwabach?

Ich komme aus dem Nürnberger Süden, dort wohne ich jetzt auch wieder, im Stadtteil Moorenbrunn. Von dort bin ich schneller im Schwabacher Rathaus als im Nürnberger. Neben dieser geografischen Nähe habe ich in unseren Runden, in denen sich die Wirtschaftsreferenten treffen, auch viel von Schwabach mitbekommen.

Beschreiben Sie Schwabach mit wenigen Worten:

Klein, aber fein und hochmodern.

Was wären die ersten drei Projekte, die Sie als OB anpacken würden?

Digitale Transformation steht ganz oben, das ist ein Thema für alle Teile der Stadtgesellschaft. Dann folgt Verkehr, da geht es etwa um den Ausbau der Radwege. Das dritte Vorhaben betrifft die Altstadt. Die hat sich toll entwickelt, da ist viel renoviert worden. Hier muss man sehen, was beim Thema Handel noch zu tun ist. Oder bei den Kneipen und den Restaurants — was gibt es da zu machen? Man muss das immer ganzheitlich sehen. Wie wollen wir die Altstadt weiterentwickeln, damit alle am Ende ihren Platz darin finden? Es gibt auch in Schwabach so manchen Ladenleerstand, obwohl die Altstadt insgesamt wirklich gut aufgestellt ist. Was tun wir für die Menschen, die hier wohnen, brauchen die mehr Grün? Und was ist mit dem Parkraum? Ist es sinnvoll, dass die Autos weiter im öffentlichen Raum rumstehen? Oder müssen sie da weg? Da müssen wir ansetzen und weiterdenken.

Wo sehen Sie die Stadt nach Ihrer ersten Amtszeit, im Jahr 2026?

Da möchte ich, dass die Stadt digital weiterentwickelt ist — in der Stadtverwaltung, im Schulbereich und anderswo. Und dass es bessere Radwege gibt als heute. Und das Thema Altstadt sollte dann bearbeitet sein: Wo soll es hingehen? Das müssen wir 2026 wissen.

Warum sind Sie in der Partei, für die Sie antreten?

Ich stamme aus einem christlich-sozialen Elternhaus, das hat mich geprägt, obwohl sich meine Geschwister politisch ganz anders entwickelt haben. Seit der Jugend bin ich engagiert und stehe auch heute noch voller Überzeugung zu meiner Partei, der CSU.

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Diese Partei steckt in einem gravierenden Wandlungsprozess. Ihr Parteivorsitzender Markus Söder bewegt die CSU ganz entschieden in Richtung einer ökologischen Partei. Wie erleben Sie das als Wirtschaftsreferent, also als Mann der Ökonomie. Ist das für Sie ein Dilemma?

Nein, den Wandel rechtzeitig angestoßen und gestaltet zu haben, das war schon immer das Erfolgsrezept der CSU. Und was die Ökologie betrifft: Bayern war das erste Bundesland, das ein Umweltministerium geschaffen hat. Auch bei der Energiewende war Bayern das erste Bundesland, das auf erneuerbare Energie umgestellt hat. Der Wandel und die CSU passen also gut zusammen.


Hier geht´s zum Podcast "Horch amol" mit Michael Fraas


Beurteilen Sie bitte Ihre beiden Hauptkonkurrenten — wie sehen Sie Christine Krieg (Grüne), wie Peter Reiß (SPD)?

Christine Krieg kenne ich, wir verstehen uns und können vernünftig miteinander reden. Sie ist als Anwältin eine Juristenkollegin. Was ich interessant finde: dass sie einen bürgerlichen Hintergrund hat, sie saß einst für die CDU in einem Stadtrat in Nordrhein-Westfalen. Peter Reiß ist ebenfalls Jurist. Als Parteivorsitzender der Sozialdemokraten in Schwabach hat er eine große fachliche Bandbreite. Wir treffen uns regelmäßig auf Veranstaltungen und gehen vernünftig miteinander um. Da macht man auch mal Späße zwischendurch. Wir sind drei unterschiedliche Persönlichkeiten, die alle für ein Amt kandidieren. Keinesfalls betrachten wir uns als Feinde. So soll es doch auch sein in einer funktionierenden Demokratie.

Und wie würden Sie sich selbst beschreiben?

Ich bin nicht der große Redner, der sich vorne hinstellt und irgendetwas erzählt und jeden Tag dabei eine neue Sau durchs Dorf treibt. Ich liefere lieber eine solide Arbeit ab, höre gut zu, hole fachlichen Rat ein — und will dann den Dingen auch die nötige Zeit geben. Schnellschüsse, frei nach dem Motto: Wir müssen jetzt von heute auf morgen unbedingt noch was machen, das ist nicht mein Ding. Als ich 2011 nach Nürnberg kam, habe ich das auch so formuliert. Ich bin eher ruhiger und sachlich. Damit am Ende etwas Vernünftiges rauskommt.

Vollenden Sie bitte diese drei Sätze:

Schwabach ist für mich wie …

... ein Traum.

Ich will OB werden, weil …

... ich die Stadt weiter voran bringen will und für alle Menschen da sein möchte.

Jetzt freue ich mich erst mal auf …

... den Wahlkampf. Weil wir rausgehen und Argumente austauschen können. Die Beste oder der Beste soll dann gewinnen und ins Rathaus einziehen.

 

Hier gelangen Sie zu den Interviews mit Grünen-Kandidatin Christine Krieg und SPD-Kandidat Peter Reiß; und zu den Porträts von FDP-Kandidat Axel Rötschke und FW-Kandidat Markus Hoffmann.

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