Wie wird man Jugendrichter? Hader war schuld!

3.3.2021, 17:00 Uhr
Wie wird man Jugendrichter? Hader war schuld!

© Foto: Arno Heider

Nun ging Reinhard Hader in Pension, und Dirk Kubina wurde sein Nachfolger. Wie wird man das? "Über die Verteilung der Geschäftsaufgaben der Richter entscheidet prinzipiell das Präsidium des Amtsgerichtes nach Rücksprache mit den unter Umständen betroffenen Richtern", erklärt Kubina. Dabei werde aber nahezu immer eine Konsensentscheidung aller Richterinnen und Richter im Hause herbeigeführt. "Ich sah die Möglichkeit, ein neues Rechtsgebiet zu bearbeiten, das ich gerne in Angriff nehme", freut sich der Schwabacher.

Der 46-Jährige wird zu 50 Prozent als Jugendrichter gefordert sein. Die andere Hälfte seiner Arbeitszeit wird er dem Familiengericht erhalten bleiben. Eine doch immer wieder sehr belastende Tätigkeit?


Jugendrichter Reinhard Hader: Nach 20 Jahren ist Schluss


"Ja", gibt Kubina unumwunden zu. "Es ist zutreffend, dass Verfahren gerade in Kindschaftssachen, in denen über den künftigen Aufenthaltsort und den Umgang von Kindern nach Trennung der Eltern zu entscheiden ist, teils sehr emotional geführt werden." Es gelinge aber oftmals, Einigungen und Konsens zwischen den Eltern und letztendlich eine Befriedung der Familienverhältnisse herbeizuführen, sagt Kubina, der durchaus eingesteht, dass es da auch Fälle gibt, die er mit in die Freizeit oder ins Wochenende nehme.

Kinder von Eltern getrennt

Vor allem seien das Verfahren, in denen Kinder von ihren Eltern getrennt werden müssen, weil andernfalls das Kindeswohl gefährdet wäre. Beispiele? Bis heute ist dem 46-Jährigen der Fall in Erinnerung, als er 2009/2010 über den weiteren Aufenthalt des Halbbruders eines im Landkreis Roth an Unterernährung verstorbenen Mädchens zu entscheiden hatte.

Und auch der Fall, als ein Familienvater nach der Trennung von seiner Frau die gemeinsamen Kinder nach Tunesien entführt hat, habe sich eingeprägt. Kubina drohte damals dem Vater ein Ordnungsgeld von 20.000 Euro, ersatzweise Haft, an. Doch die Kinder konnten mithilfe der Deutschen Botschaft in Tunesien von der Mutter nach Schwabach zurückgeholt werden.

Grund für seine Bewerbung als Jugendrichter seien derartige Ereignisse allerdings nicht gewesen, versichert Kubina. "Es ist schlichtweg die Tatsache, dass sich aufgrund des Ruhestandes von Reinhard Hader nun die Möglichkeit einer neuen Herausforderung geboten hat."

Weniger Verfahren in der Pandemie

Wo liegen momentan die Schwerpunkte? Aufgrund der Tatsache, dass wegen der Pandemie die Kirchweihen ausgefallen sind, gebe es zurzeit auch bei ihm weniger Verfahren wegen Körperverletzungen. Auch das Burgfest in Hilpoltstein, das in den vergangenen Jahren dem Jugendgericht (zuständig für die Stadt Schwabach und den Landkreis Roth) stets drei bis vier Monate danach meist zahlreiche Verhandlungen wegen Schlägereien "beschert" hat, habe ja nicht stattgefunden. Die Schließung der Gaststätten oder Bistros sowie die nächtlichen Ausgangsbeschränkungen hätten ebenso dazu beigetragen, dass es "diesbezüglich ruhig ist", sagt der Jurist.

"Vorrangig gibt es aktuell vor allem Strafverfahren wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz", erklärt der Jugendrichter. "Ich habe aber auch den Eindruck, dass unter Jugendlichen und Heranwachsenden im Zusammenhang mit der Nutzung der neuen Medien die Zahl der Straftaten zunimmt." Intensive Aufklärung tue hier noch immer Not, meint Dirk Kubina, dem wie seinem Vorgänger im Amt wichtig ist, vielleicht doch erzieherisch auf junge Menschen einwirken zu können.

Keine Kommentare