Wohnen in Schwabach I: Im Reihenhaus in Penzendorf

14.9.2019, 05:58 Uhr
Wohnen in Schwabach I: Im Reihenhaus in Penzendorf

© Foto: Thomas Correll

Penzendorf ist ein typisches Wohngebiet. Einfamilienhäuser, Doppelhaushälften, Reihenhäuser, zwischendrin auch einmal Mietshäuser mit mehreren Parteien – eine bunte Mischung von Wohnformen. Zwar ist der Schwabacher Vorort eingerahmt von A6, B2 und Gewerbegebiet Falbenholz, doch in der Umgebung findet sich auch viel Grün. Das Rednitztal etwa, auch der Zufluss der Schwarzach liegt gleich um die Ecke.

Das ist ein Grund, warum Maria und Otto Sapper 1976 hierher gezogen sind. Gute Luft, viel Natur – aber auch der Preis. Die beiden hatten vorher im Nürnberger Westen gewohnt, gleich bei der Firma, für die der heute 80-jährige Otto Sapper damals als Betriebselektriker seine Schichten schob. "Wie weit müssen wir raus, um es uns leisten zu können?", so lautete die Überlegung, wie Maria Sapper (81) erzählt.

Wiese statt Rasen

Kater Monty liegt faul im Wohnzimmer, der Mann von der Presse wird auf die Terrasse geführt. Ein Gärtchen schließt sich an. Auch wenn Maria Sapper sich für die Wildheit ein bisschen entschuldigt: Schöner kann man sein Stückchen Grün kaum gestalten, mit Sträuchern, die die Terrasse einrahmen, mit Beeten und etwas Wildwuchs. "Rasen haben wir nicht", sagt Otto Sapper und schmunzelt, "wir haben Wiese".

 

 

 

Insgesamt sind die Sappers noch immer sehr zufrieden mit ihrer Wohnsituation. Das Reihenhaus gehört ihnen, die Infrastruktur passt, zum Oro-Einkaufszentrum (die Sappers sagen natürlich "zur Huma") ist es auch zu Fuß nicht allzu weit. Sie seien immer viel in der Natur gewesen, am Kanal, oder im Wald Pilze suchen. In der alten Wohnung in Nürnberg habe sich der Teppich geschwärzt, wenn man das Fenster offen ließ, wegen der dreckigen Industrie-Abluft.

"Was für Reiche"

Drei Kinder haben die Sappers in Penzendorf großgezogen, auf ihren rund 120 Quadratmetern. Als es in den 80ern eng wurde, haben sie das Dach ausgebaut. Manchmal sei es nicht einfach gewesen. Die Handwerker-Sprösslinge seien in der Schule zum Teil ausgegrenzt worden. "Penzendorf war eher was für Reiche", sagt Otto Sapper. Mit drei Kindern habe man in manchen Kreisen schon als "asozial" gegolten.

Dennoch haben die Sappers es nie bereut, nach Penzendorf gezogen zu sein. Maria Sapper erinnert sich: "Hier hatten wir gute Luft. Die Kinder haben Kornfelder gesehen, haben Frösche gefangen und mit ihnen gespielt. Es gab einen Kindergarten und eine Schule, alles war mit dem Radel zu erreichen." Vorstadtidylle eben.

Lange Liste an Kosten

Und heute? Die Sappers ärgern sich vor allem über diverse Abgaben, die von ihnen als Grundbesitzer verlangt werden. Straßenbeleuchtung, der Bau eines Spielplatzes, Kanalerneuerung, Niederschlagswasser, Schmutzwasser – eine lange Liste an Kostenpunkten, die einzeln nicht nach viel aussehen, insgesamt aber immer wieder Löcher in die knappen Finanzen der Sappers reißen. "Straßenmaut" nennt Maria Sapper die Zahlungen für die Beleuchtung. Es ärgert sie sichtlich. Man zahle ja schließlich schon Steuern.

Mit der wenig üppigen Rente sei es ohnehin nicht so einfach. "Wenn wir auch noch Miete zahlen müssten, könnte ich mir das Auto nicht mehr leisten", sagt Otto Sapper. Trotz aller Abstriche: Das Haus zu verkaufen ist im Moment keine Option. "Wir wollen solange hier wohnen bleiben, wie es geht", sagt Maria Sapper, die noch fit genug ist, selbst zu kochen. Eine Nachbarin habe kürzlich einen Treppenlift einbauen lassen. "Man kann sich schon durchnudeln, ohne dass man ausziehen muss", sagt die 81-Jährige und lächelt.

Verwurzelt nennt man das wohl: die Sappers freuen sich, wenn in der Nachbarschaft Leute wieder einziehen, die schon als Kinder bei ihnen im Garten gespielt haben; wenn in der Sackgasse deren Kinder Fußball spielen. Bei allen kleinen und größeren Problemen: Die Sappers haben früh das Richtige gefunden und sind dabei geblieben.

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