Würdiger Preisträger

9.3.2009, 00:00 Uhr
Würdiger Preisträger

© Müller

Für sein Lebenswerk erhielt Reinhold Engelhardt, der bereits seit den sechziger Jahren auf den Rockbühnen Schwabachs und des Umlandes steht, Ende des vergangenen Jahres den Kulturpreis der Schwabacher Grünen, den «Kulturmeter» (wir berichteten). Bereits vor 43 Jahren gewann Engelhardt mit seiner damaligen Band «Black Stones» im Markgrafensaal einen Preis für seine Rockmusik.

Wie sich beim Konzert am Freitagabend schnell herausstellte, wurde mit Engelhardt ein würdiger Preisträger für den «Kulturmeter» gefunden. Chicago fängt gleich hinter Schwabach an, war bereits zu Beginn des Konzertes von Reinhold Engelhardt klar. Unterstützt wurde der Sänger mit seiner unvergleichlichen rauchigen Stimme von langjährigen musikalischen Wegbegleitern.

Als erstes holte Engelhardt den Schlagzeuger Olders Frenzel auf die Bühne, gefolgt von Clemens Hoga am Keyboard, Peter Tobolla (Bass), Keili Keilhofer (Gitarre) sowie seinen Sohn Oliver Engelhardt (Gitarre). Sie bildeten die Stammformation des Abends.

Rhythmus sprang über

Schon beim ersten Stück, «Summertime», hielt es niemanden mehr ruhig auf den Sitzen. Das Publikum klatschte, kreischte vor Begeisterung und wippte bei jedem Stück im Rhythmus mit. Während bei «Heart of Stone» Keili Keilhofer - namhafte Rockbands hätten ihre Freude an ihm - mit seinem ersten von mehreren grandiosen Gitarrensoli, gespickt mit enormen Slides und einem filigranen «Fingerpicking», überzeugte, flogen die Finger von Clemens Hoga, dem «Lang-Lang des Jazzpianos und Keyboards» bei «It‘s over now» und mehreren anderen Stücken wie ein Düsenjet über die Tasten. «Das macht selbst dem Rollator Spaß», fügte Reinhold Engelhardt hinzu.

Bei den Vollblutmusikern mit ihrer teilweise über vierzigjährigen Bühnenerfahrung bekam man sofort das Gefühl, dass sie ihre Musik leben und nicht des schnöden Mammons wegen auf der Bühne stehen. Bei den ersten Takten des «Honky-Tonk-Blues» ging ein Raunen durch den Saal, und bei «Just like a woman», gepaart mit der einfühlsamen Stimme Engelhardts, kamen nicht nur Frauen ins Träumen. Mit einem Solo von Olders Frenzel, bei dem er sein Schlagzeug zur Schießbude werden ließ, verabschiedeten sich die Musiker in ihre wohlverdiente Pause.

Der zweite Teil des Abends stand im Zeichen des «Rhythm and Blues». Dabei ging nicht nur der markige Bass von Peter Tobolla durch Mark und Bein; Bluesgrößen wie John Lee Hooker, Muddy Waters, B. B. King oder Ligtnin’ Hopkins wären sicherlich beim Konzert im «Gaswerk» gerne dabei gewesen, wenn sie das gehört hätten.

Bei «Hoochie Coochie Man» stieß Hannes Gerber mit seiner Mundharmonika zur Band. Mit seinen «Harps» wurde das Konzert zur richtigen «Blues-Session». Die Krone der Session setzte Jim Durban mit seinem Saxophon auf. Bei seinen Soli trieb es einem schon fast Tränen der Begeisterung in die Augen. Egal ob beim Solo oder als Begleitung, bei ihm fängt das Saxophon zu leben an.

Erotik zur Erholung

Knisternde Erotik beflügelte die Zuschauer als Engelhardt das Stück «You got me Fever» mit seiner dafür genialen Stimme ins Mikrofon hauchte und bei dem es sich etwas von der fetzigen Blues-Session erholen konnte. Dem Publikum war aber keine lange «Erholung» gegönnt. Bei «Honey don’t change on me» und dem letzten Stück des offiziellen Programms, «Route 66», ging noch einmal die Post ab, und sieben Musiker brachten den ohnehin schon heißen Saal wieder zum Toben.

So einfach ließen die Zuschauer aber Engelhardt und seine «Musterknaben» nicht ziehen. Dem minutenlangen Applaus und Freudenpfiffen ergaben sich die Musiker und spielten nochmals zwei Stücke. Bei «Hit the Road Jack» zeigten alle Bandmitglieder nochmals in verschiedenen Soli, was in ihnen und ihren Instrumenten steckt und wie es ihnen Spaß macht, auf einer Bühne zu stehen. Als «Rausschmeißer» gab es das Stück «Georgia», womit sich Engelhardt und seine «Musterknaben» endgültig verabschiedeten. Bleibt nur zu hoffen, dass es nicht für lange sein wird und diese Musiker der Szene noch lange erhalten bleiben. MICHAEL MÜLLER