Zahlensalat um Schwabacher Corona-Inzidenzwert

4.12.2020, 15:11 Uhr
Das, worauf Deutschland seit Monaten täglich schaut: Die Corona-Zahlen. 

© Screenshot RKI Das, worauf Deutschland seit Monaten täglich schaut: Die Corona-Zahlen. 

Die beste Nachricht des Tages, so es in Corona-Zeiten so etwas wie beste Nachrichten noch gibt, kam in der Nacht zum Freitag vom Robert-Koch-Institut (RKI). Schwabachs Sieben-Tages-Inzidenz ist binnen 24 Stunden von 366,0 auf 214,7 gefallen. Das heißt: Fast genauso rasant, wie die Zahl am Montag nach oben geschossen war – von 139 auf 344 – stürzte sie auch wieder ab. Von Platz acht der bundesweiten Corona-Hotspots fiel die Stadt auf einen noch immer nicht besonders beruhigenden 43. Platz zurück.

Es hängt am 26. November

Wer sich die RKI-Tabellen genauer anschaut, der glaubte auch zu erkennen, warum die Entwicklung so war, wie sie zu sein schien: Alleine am 26. November waren vom RKI 71 positive Corona-Tests für Schwabach in die Datenbank eingegeben worden, mutmaßlich die meisten davon aus dem Awo-Heim, wo sich – so der neueste Stand – 67 der 81 Bewohnerinnen und Bewohner sowie 19 Pflegekräfte angesteckt hatten.

Zahlensalat um Schwabacher Corona-Inzidenzwert

© Quelle: Screenshot von der RKI-Homepage

Diese 71 an einem Tag neu eingegebenen neuen Fälle fielen eine Woche später, am 3. Dezember, aus der Wertung für die Sieben-Tage-Inzidenz. Gleichzeitig kamen vorerst an diesem 3. Dezember "nur" neun weitere neue Schwabacher Fälle hinzu. Laut Robert-Koch-Institut. So weit, so schön.

Aber: Ist diese Nachricht wirklich so gut, wie sie zunächst scheint? Anruf bei der Stadt Schwabach. Ob sich im Rathaus ein bisschen Erleichterung breit mache, weil zumindest der Trend stimmt?

Antwort von Jürgen Ramspeck, dem städtischen Pressesprecher: "Erleichterung? Es gibt hier keine Erleichterung. Denn unsere Zahlen, die wir vom Gesundheitsamt erhalten, sind andere als die, die in Berlin veröffentlicht worden sind."

Demnach ist die Sieben-Tage-Inzidenz in Schwabach nicht von 366 auf 215 gefallen, sondern weiter gestiegen, auf einen Wert knapp unter 400. Jürgen Ramspeck ist ansonsten ein sehr zurückhaltender Mann, doch im Hinblick auf das RKI kommen ihm an diesem Freitagvormittag schon einmal Sätze über die Lippen wie vom "Datensalat", den die in Berlin "nicht auf die Reihe bringen".


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Für die Stadt mache es das "furchtbar schwer", die Bevölkerung mitzunehmen bei den Ausgangsbeschränkungen, die vorerst noch bis 14. Dezember in der Stadt gelten und die nächste Woche überprüft werden sollen. "Die Leute schauen aufs RKI und denken sich, dass alles gut wird. Aber nichts wird gut." Die Fallzahlen seien weiterhin hoch. Viel zu hoch.

RKI-Zahlen sind der Maßstab

Aber es ist halt so, dass man die RKI-Zahlen auch nicht einfach ausblenden kann. Denn sie sind deutschlandweit die Grundlage für die verschärften Maßnahmen, die ab Inzidenzwerten von 200 oder 300 gelten. Die Zahlen aus Berlin, nicht die aus dem örtlichen Gesundheitsamt und die des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit.


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Der Konflikt um die Zahlen lässt sich derzeit kaum auflösen und wird von Fachleuten am ehesten mit dem unterschiedlichen Zeitpunkten der Aktualisierung der Daten erklärt. "Es wäre nicht schlimm, wenn die Werte mal um fünf oder zehn Punkte differieren. Aber wenn auf der einen Homepage gut 200 und auf der anderen knapp 400 steht, dann trägt das zur maximalen Verwirrung bei", klagt Jürgen Ramspeck. Immerhin: Im Laufe dieses Wochenendes, so sah es zumindest am Nachmittag aus, dürften sich RKI-, LGL- und Gesundheitsamts-Werte wieder annähern. Bei einem Wert deutlich unter 300.

Zwei weitere Todesfälle

Unterdessen sind im Schwabacher Awo-Heim zwei weitere der insgesamt 67 positiv getesteten Bewohner an oder in Verbindung mit Covid-19 verstorben. Das hat der Awo-Vorstand für Pflege und Psychiatrie, Rainer Mosandl, auf Nachfrage mitgeteilt. Die Zahl der Corona-Toten im Heim stieg damit auf sechs. In ganz Schwabach sind seit Beginn der Pandemie zwölf Personen an oder in Zusammenhang mit dem neuartigen Virus verstorben. Alle gehörten der Risikogruppe an.


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Zumindest in Sachen Betreuung der pflegebedürftigen Menschen zeichnet sich allmählich etwas Entspannung ab. Leihkräfte sind in der Einrichtung im Einsatz und Mitarbeiter aus anderen Heimen. Darüber hinaus kehren allmählich die ersten "hauseigenen" Pflegekräfte aus der häuslichen Quarantäne zurück.

Rückgang auch im Kreis Roth

Nicht nur für Schwabach, auch für den Landkreis Roth meldete das Robert-Koch-Institut am Freitag einen deutlich niedrigeren Inzidenzwert. Er sank binnen 24 Stunden um knapp 27 Punkte auf 145,2. Als Inzidenz wird die Zahl der neuen positiven Tests binnen einer Woche, gerechnet auf 100 000 Einwohner, bezeichnet. Ziel ist ein Inzidenzwert von maximal 50. Dann hätten die Gesundheitsämter noch gute Chancen, Infektionsketten nachzuverfolgen und zu unterbrechen.

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