«Zigarren» über Schwabach lösen Bewunderung aus

3.9.2009, 00:00 Uhr
«Zigarren» über Schwabach lösen Bewunderung aus

© Hirthe

Am 4./5. August 1908 startete das Z 4 zu einer Fahrt nach Mainz. Dabei ereignete sich auf der Rückfahrt bei Echterdingen eine Katastrophe. In einem Gewitter wurde das notdürftig verankerte Schiff losgerissen und verbrannte. Trotzdem wurde diese 24-Stunden-Fahrt als Triumph gefeiert. Es wurden Märsche zu Ehren des Grafen Zeppelin komponiert.

Zeppelin auf Nadel-Dosen

Der Graf selbst richtete per Grammophon ein Wort an die Deutschen. Diese Rede wurde von der Firma «Favorit Record Company» aufgenommen, die den Auftrag erhielt, die Platten zu verkaufen und den Überschuss dem Zeppelin-Fonds abzuführen. Wen wundert es da noch, wenn Grammophon-Nadel-Dosen mit Zeppelinmotiven auf den Markt kamen.

Diese werbewirksame Idee hatte die Schwabacher Nadelfabrik Reingruber (später Drei-S-Werk), die eine Serie von acht Nadeldosen mit Zeppelin-Motiven nebst einem Schuber aus Pappe auf den Markt brachte. Auf dem Pappkarton sind das Bild des Grafen Zeppelin und eine Fahrt des Zeppelin-Luftschiffs über dem Bodensee zu sehen.

Flug über die Stadt

Im Jahr 1909 – also vor hundert Jahren – führte die Zeppelin-Begeisterung in Schwabach zu einem Höhepunkt. Das Luftschiff Z 3, das von Friedrichshafen Richtung Bitterfeld startete, überflog am Pfingstsonntag des Jahres 1909 (30. Mai) Schwabach. Dasselbe Luftschiff war am 2. September 1909 nochmals über dem Schwabacher Himmel zu sehen, was eine historische Postkarte beweist. Die Aufnahme zeigt den Altbau des Adam-Kraft-Gymnasiums, das romantische Teehaus nebst Garten sowie die Villa der Familie Hüttlinger.

Am 15. September 1909 wurde der Zeppelin auf der Luftschifffahrts-Ausstellung in Frankfurt/Main präsentiert. Dort war auch das unstarre Parseval-Luftschiff, die «Parseval 3», zu bewundern. Letzteres war am 13. Oktober 1909 am Schwabacher Himmel zu bestaunen.

Zu dem Konkurrenten des Grafen Zeppelin, August von Parseval, hatten die Schwabacher eine enge Beziehung. So war sein Vater eine Zeit lang Bezirksamtmann in Schwabach. Der spätere Luftschifferfinder verbrachte somit einen Teil seiner Kindheit hier. Er besuchte die Seminarübungsschule und später (1870 bis 1872) die zweite und dritte Klasse der Lateinschule.

Parseval, der sich stets als Konkurrent zum Grafen Zeppelin verstand, verehrte diesen so stark, dass er ihm eine Biographie widmete. Unter seinen zahlreichen Publikationen erlangte diejenige über den Vogelflug, die im wesentlichen das Studium von Selbststudien war, allgemeine Beachtung. ULRICH DISTLER